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"Schönheit und Trauer" vs. "Moon And The Melodies"

Das Buch: Yasunari Kawabata - "Schönheit und Trauer"
Das Album: Cocteau Twins & Harold Budd - "Moon & The Melodies"

Warum passt es?

"Schönheit und Trauer" handelt von einem Autor, der Jahrzehnte nach seinem Debütroman mit seiner Muse wiedervereinigt wird, obwohl er bereits lange ein häusliches Familienleben führt. Sie hingegen lebt in einem abgelegenen Tempel in Kyoto als Malerin mit einer Schülerin, zu der sie auch eine Liebesbeziehung unterhält. Kurzum: Es ist ein Manic Pixie Dream Girl-Roman von einem alten Japaner in den Sechzigern, aber so klassizistisch geschrieben, dass man vor lauter hübschen Wortbildern und Fetzen gar nicht dem intriganten Plot folgen möchte. Die Cocteau Twins ergänzen das sehr gut, weil sie ebenfalls einen gewissen Barock-Swag haben, konventionell schön klingen, aber trotzdem die unterschwellige, beobachtende Melancholie des Buches wunderbar spiegeln. Besonders dieses Album mit Harold Budd hat sich beim Lesen hervorgetan, da es noch ein bisschen formloser als ihr übriges Material klingt. Hier kommen literarische und musikalische Landschaftsmalerei zusammen.

Leseprobe:

Versunken in den Anblick des purpurroten Abendhimmels verharrte Toshio Oki auf einem kleinen Hügel. Seit dem frühen Nachmittag hatte er am Schreibtisch gesessen und einen Abschnitt seines Fortsetzungsromans für die Abendzeitung zu Ende geschrieben. Nun war er hinausgegangen, um einen Spaziergang zu machen. Sein Haus stand auf einem Hügel im nördlichen Stadtgebiet von Kamakura. Im Westen zeigte sich die Abendröte, und leichter Dunst kam auf. Das Purpurrot am Himmel war so tiefsatt, dass er sich fragte, ob dort vielleicht eine dünne Wolkenschicht lag. Selten hatte er einen solchen Sonnenuntergang gesehen. Es gab Schattierungen von Hell bis Dunkel, und es sah aus, als wäre ein breiter Farbpinsel über feuchtes Papier gezogen worden. Die Weichheit dieses Rots deutete den nahenden Frühling an. An einer Stelle war der Himmel hellrot. Dort musste die Sonne stehen.

Oki erinnerte sich, dass die Bahngleise, als er am Neujarstag mit dem Zug nach Kyoto zurückkehrte, in der Abendsonne ebenso rot gefunkelt hatten. Auf der einen Seite lag das Meer. Sobald die Gleise in den Schatten der Berge kamen, verlosch das Rot. Der Zug fuhr in eine Schlucht, und sofort brach die Abenddämmerung herein. Aber das leuchtende Rot der Bahngleise hatte ihm erneut die Vergangenheit mit Otoko ins Gedächtnis gerufen. Otoko hatte es vermieden, mit ihm allein zu sein. Aber gerade dies, fühlte er, war der Beweis, dass er ihr auch jetzt noch etwas bedeutete.

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