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7 Fragen an Fenriz

Kommen wir zur Hauptattraktion der heutigen Ausgabe. Fenriz hatte offenbar Spaß mit unseren Fragen und schickte uns zusammen mit seinen Antworten ein Bild seiner löchrigen Socke. Bild und Begründung weiter unten. Denn merke: Nachhaltigkeit ist Metal!

Ah ja, seine Band Darkthrone hat ein neues Album raus: "It Beckons Us All".

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Als ich 1974 drei Jahre alt wurde, bekam ich von meinem Onkel "Sweet Freedom" von Uriah Heep. Wie diese Fuzzgitarre so wunderschön mit der Hammondorgel verschmilzt, war so kraftvoll! Ich mochte, wenn Skispringer oder Abfahrer durch den Schnee pflügten oder wenn man Vater durch eine Pfütze fuhr. Ich hatte eine Dreckstraße vor der Tür, auf der ich mit dem Besen Staubwolken produzierte. Stilles Wasser = akustische Gitarre. Stiller Schnee = akustische Gitarre. Aber wenn Elemente überall durcheinander flogen, das mochte ich WIRKLICH! So fühlte sich irgendwie diese Fuzzgitarre an. Das Album beeinflusste mich auf so vielen Ebenen – wahrscheinlich auch wie ich singe und Bass spiele. Viele Jahre lang mochte ich einzig und allein dieses Album.

2. Auf welche(s) deiner Riffs/Melodien/Lyrics/Patterns bist du am meisten stolz?

Haha, das wäre so viel einfacher, wenn wir zum Beispiel Guns N' Roses wären – eine Band mit langer Karriere, aber wenigen Alben. Jetzt aus 21 Darkthrone-Alben und fast genauso vielen Nebenprojekten auszuwählen, ist schwierig, aber sagen wir die Kombination von Riff zwei und Riff drei aus "The Heavy Hand" von unserem neuen Album. Ein bedeutsames Riff wäre natürlich das von "Transilvanian Hunger", weil es auch wegen des speziellen Gitarrensounds gemischt mit dem Bass funktioniert. Beim Riff selbst überlege ich seit Jahren, was es wohl inspiriert haben könnte. Zu den Kandidaten zählt sogar ein Ausschnitt aus einem Dogs D'Amour-Gitarrensolo, aber in letzter Zeit glaube ich mehr daran, dass es von "Oxygene, Pt. 1" von Jean Michel Jarre stammt, der Stelle bei genau 1:47 im Song. Auf das letzte Riff in "Eon 3" von unserem neuen Album bin ich auch stolz. Und Lyrics und die Vocalmelodie wäre "Sad lonely guardians best left alone" von meinem Epos "The Lone Pines Of The Lost Planet", ebenfalls vom neuen Album. Da klinge ich auf magische Weise ein bisschen wie Geoff Tate 1984, hehe.

3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?

Die meisten neuen Bands, die ich mag (viele davon auf Florian Grills Label Dying Victims, das immer besser zu werden scheint), haben viel zu wenige treue Hörer:innen, und ich finde, die Relation zwischen all dem interessanten Zeug da draußen und dem Hörer:innen/Verkaufszahlen stimmt einfach nicht. Wenn ich also einen Zauberstab hätte, würde ich den Leuten mehr Zeit und Verständnis zum Metalhören geben, damit sie schnell müde von den ganzen Instant-Gratification-Bands werden und sich stattdessen mehr für geschmackvolle Bands interessieren würden. Als Beispiel nenne ich mal Flight aus Norwegen, Century aus Schweden und Malokarpatan. Es könnte zwar sein, dass das schon immer so war, aber 1986, als ich VIELE Alben gekauft habe, schienen eine Menge großartiger Bands auch mehr gehört und gekauft zu werden – von Celtic Frost bis hin zu Cryptic Slaughter.

4. Was ist dir in deiner Musik am Wichtigsten?

Was mir in den letzten Jahren recht wichtig geworden ist, ist, dass in unseren ersten Demos von '87, '88 und '99 echt viele Ideen stecken, aber ich nicht wirklich das Talent und die Aufnahmemöglichkeiten hatte, um sie richtig umzusetzen. Seit ungefähr 2016 habe ich bei einigen meiner Songs nun den Kreis geschlossen und erfüllt, wovon ich damals geträumt habe. Das fühlt sich für mich ziemlich bedeutsam an.

5. Was zeichnete die Arbeit an "It Beckons Us All" im Vergleich zu früheren Projekten besonders aus?

Das Maß an Kollaboration, die diesmal im Studio stattgefunden hat. Ted (a.k.a. Nocturno Culto; A.d.R.) konnte rüberbringen, dass er das wollte, und wenn jemand Ideen hatte, probierten wir sie aus. Als wir gearbeiteten haben, fühlte es sich zwar schon ein bisschen wie die anderen Studiobesuche an, aber das war vor allem, weil ich so hyperfokussiert und arbeitswillig war. Erst später habe ich realisiert, dass die Aufnahmesessions echt magisch waren, und wir mehr Türen denn je zuvor geöffnet hatten. Zunächst dachte ich, es wäre einfach mehr von allem, und das war es auch. Aber vor allem ging es tiefer. Vorher hatte ich Ted bei den Vocals immer allein gelassen, weil ich fand, das sei nicht mein Bier, und ich wollte da nicht dran rumfuhrwerken. Aber vielleicht wünschte er sich schon die ganze Zeit, dass ich hie und da helfe und dirigiere. Ich dachte immer, er will alle Bassspuren einspielen, und dass die Gitarre für mich verbotenes Gebiet darstellt, aber er will tatsächlich, dass ich hie und da spiele und Harmonien hinzufüge. Deswegen gibt es zum ersten Mal seit laaaaanger Zeit auf dem Albumrücken keine Info, die erklärt, von wem welcher Song stammt. Außerdem fiel während der Aufnahmen eine Isolierplatte auf meinen Kopf und das Schlagzeug, das war auch eine neue Erfahrung, haha. Ich hab so hart zugeschlagen!

6. Was sollte man abseits der Musik definitiv über dich wissen?

Ich versuche, einen sehr kleinen ökologischen Fußabruck auf diesem Planeten zu hinterlassen. Wenn also meine Socken an der Ferse durch sind, drehe ich sie um, damit sie länger halten. Ich leere den Staubsaugerbeutel und benutze ihn noch mal – eine echt lästige Hausarbeit. Das war nicht immer so, aber wie viele andere habe ich in meinem Leben verschiedene Stadien, in denen ich zurückblicke und versuche, von meinen Fehlern zu lernen. Außerdem mag ich keine Geschenke (Antimaterialist) und bin großer Fan von Biathlon, Nordischer Kombination und Skispringen – jeweils sowohl des Männer- als auch Damen-Teams.

7. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

Ich war ein Büchereikind! Als Kind bin ich immer in die Bücherei gelaufen und habe tonnenweise Bücher verschlungen. In meinen späten Teenie-Jahren besaß ich die komplette Morgan Kane-Serie und habe alle 83 Bücher gelesen – zwei Mal. Wenn es eher in die literarische Richtung geht, mag ich zum Beispiel Johan Borgens "Lillelord" sehr. Das lese ich gerade zum zweiten Mal, aber das dauert ewig, weil ich zu der Generation Norweger gehöre, die in den 70ern nur einen langweiligen Fernsehsender gucken konnten, aber sehr gerne fernsahen, und inzwischen kann ich alles gucken und mache das deswegen auch. Wie das Buch in anderen Ländern heißt, weiß ich gar nicht. Dieses ganze Umbenennen von Filmen und Büchern in anderen Ländern ist doch echt doof. Stellt euch mal vor, man würde das mit Musik genauso machen. AC/DC wären am Ende noch DIE ROCKIN' LEUTE oder so in Deutschland. Uff!

A.d.R.: "Lillelord" heißt auch im Deutschen "Lillelord". Glück gehabt!

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