Moshpits für alle?
Moshpits beschäftigen längst nicht mehr nur die Metal- und Hardcoreszene. Wer in den vergangenen Jahren mal ein Hip Hop-Konzert mit jüngerem Publikum besucht hat, weiß vermutlich, worum es geht. Die Kampfkreisel schwappten längst in andere Szenen hinüber, bisweilen mit unschönen Nebenwirkungen. So berichtet zum Beispiel Jan Kawelke (der auch die Heavy-Szene kennt) im populären Rap- und Politik-Podcast "Machiavelli" von skurrilen Szenen beim Splash Festival, wo Besucher:innen selbst bei ruhigeren Songs Pits aufmachten und dann "etwas ratlos in der Gegend rumstanden" oder die Qualität von Konzerten von der Härte des Moshpits festmachten. Diffus schlagen in eine ähnliche Kerbe und schrieben in derselben Woche: "Scheint, als hätte das Publikum auch verlernt, wann es angemessen ist, die Sau raus zu lassen und wann wirklich einfach mal in Ruhe zugehört und mitgesungen werden kann."
Der TikToker Malcolm Kelechi attestierte nach seinem Besuch beim Münchener Rolling Loud-Festival (bei dem es auch abseits der Pits zu Ausschreitungen kam) Deutschland sogar ein "Moshpit-Problem" und meint: "Ihr könnt nicht zu jedem fucking Song einen Moshpit machen, Bro. [...] Singt die Lyrics mit, anstatt wie Deppen rumzuspringen."
@malcolmkelechi_ Trz war rolling loud crazy ?? #rollingloud #rollingloudgermany ♬ Originalton - Malcolm Kelechi
Ähnliche Phänomene erlebten wir kürzlich beim Roskilde Festival, als unter anderem im Set von 070 Shake Pit-Kids loslegten und teilweise davon (im wahrsten Sinne des Wortes) völlig überrumpelte Fans weinend in die Security-Gräben flüchteten, weil jemand rücksichtslos Bodychecks (oder Härteres) verteilte. Und – sorry, wenn ich damit Vorurteile bediene – oft hat man leider das Gefühl, dass gerade bei solchen Konzerten das Konzept eines Moshpits nicht wirklich verstanden wird oder verstanden werden will.
Statt aufeinander zu achten, Hinfallenden aufzuhelfen, tunlichst zu vermeiden, andere beim Moshen ernsthaft zu verletzen, und vor allem nicht in Beistehende reinzumoshen, gehen manche bewusst auf Konfrontationskurs und treten, springen und schlagen aggressiv um sich, gleichgültig, ob die unmittelbaren Publikumsnachbarn darauf vorbereitet sind oder nicht. Was vor einigen Jahren schon in der Metalcore/Deathcore-Szene zum Teil ein Problem war, passiert jetzt in genrefremden Bereichen.
Lösungsvorschläge müssen also her. Ein weiterer TikToker, AdiTotoro, hätte da einen: Moshpit-Ampel-System. Testground Wacken?
@aditotoro Wir müssen die Moshpit Inflation stoppen ??
♬ Originalton - AdiTotoro
Noch keine Kommentare