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5 Fragen an Anchor And Burden

Wir bleiben bei Avantgardistischem. Anchor And Burden heißt ein Projekt der beiden Touch Guitar-Musiker Markus Reuter (Stickmen, Devin Townsend) und Alexander Dowerk gemeinsam mit Keyboarder Bernhard Wöstheinrich und Schlagzeuger Asaf Sirkis. 2021 und 2022 erschienen ganze fünf, großteils aus Improvisationen bestehende Alben, am 13. Januar schoben sie nun das sechste nach, "Kosmonautik Pilgrimage". Ihren Stil beschreiben die Musiker als Progressive Avantgarde Doom Jazz Post Metal, und das lassen wir am besten einfach so stehen. Sicher ist: Was Ähnliches habt ihr wahrscheinlich noch nie gehört.

Alexander Dowerk beantwortete uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Es gibt so viele prägende Alben voller genialer Musik in meinem Leben, dass es schier unmöglich ist, mich auf eines festzulegen. Tool - "Lateralus", Meshuggah - "Catch 33", King Crimson - "The Power To Believe", Voivod - "Phobos", die Liste könnte ich ewig fortführen.

Das Album allerdings, das wirklich mein Leben verändert hat, war Trey Gunns Compilation "Untune The Sky", bzw. die DVD die dazu gehört. Ich fand die Musik toll, sie hatte diesen Trilok Gurtu Vibe, ich hatte aber erst mal keine Ahnung, mit welchen Instrumenten sie gespielt wurde. Als ich die DVD abspielte, und Trey seine Touch Guitar so virtuos spielen sah, wurde ich absolut weggeblasen. Mein Verständnis von Saiteninstrumenten hatte sich schlagartig geändert (vorher war ich E-Gitarrist). Ich fasste zwei Lebensziele: 1. Eine Touch Guitar besitzen, und 2. einer der weltbesten Spieler dieses Instruments zu werden.

Circa 20 Jahre später finde ich mich wieder in einer Band mit einem der besten Touch-Gitarristen der Welt, Markus Reuter, und wir machen zusammen diese fantastische intensive Musik mit Anchor And Burden. Ich kann also sagen: Ziele erfüllt.

2. Auf welche(s) deiner Riffs/Melodies/Patterns bist du am meisten stolz?

Bei Anchor And Burden haben wir das Konzept, dass Themen und Riffs sich konstant verändern müssen. Sobald man fühlt, dass ein Rhythmus oder Pattern sich wiederholt, wird es Zeit, weiterzugehen. Mit dem im Hinterkopf möchte ich das Stück "Shivering Walls" von "Kosmonautik Pilgrimage" nennen. Die Melodieführung und Harmonie ist einfach fantastisch und berührt und überrascht mich jedes Mal.

3. Was zeichnete die Arbeit an "Kosmonautik Pilgrimage" im Vergleich zu früheren Projekten besonders aus?

Die Musik auf "Kosmonautik Pilgrimage" ist zu 100 Prozent improvisiert, mit nur minimalen konzeptionellen Absprachen vor den Sessions. Es unterscheidet das Album vom größten Teil meiner sonstigen Veröffentlichungen und Projekte, bei denen doch eher voll durchkomponierte und produzierte Stücke im Fokus stehen. Bei "Kosmonautik Pilgrimage" wurde nichts editiert oder quantisiert: Die Musik wurde genauso gespielt, wie man sie jetzt hört.

Wir sind diesmal bewusst kompromissloser und radikaler vorgegangen. Markus und ich hatten diesmal eine klare Vision, was den Sound und das Wesen von Anchor and Burden ausmacht. Im Vergleich dazu war bei den ersten fünf Alben die stilistische Richtung noch etwas offener und ungerichter. Auch unser neuer Drummer Asaf Sirkis bringt neue Klangfarben mit seinem virtuosen Spiel in die Musik und passt als Meister der Improvisation perfekt in unsere Truppe.

Ich spiele auf dem Album zum ersten Mal meine Touch Guitars S8 mit den Cycfi Multi Pickups. Mit dieser genialen Gitarre können die Saiten einzeln abgenommen und getrennt von einander verstärkt und durch Effekte geschickt werden. Dadurch gibt es diesen transparenten und vielschichtigen Sound, bei dem ich mich oft anhöre wie mehrere Gitarren gleichzeitig.

4. Was sollte man definitiv über dich wissen?

Ich bin Designer und liebe neben diversen anderen Kunstformen seit jeher Videospiele. Für mich sind sie die ultimative Fusion aller Kunstformen: Visuelle Kunst, Musik, Sounddesign, Storytelling und interaktive Performance (des Spielers selbst). Kein Film kann jemals die Gefühle erreichen, die man bei einer kompletten Reise durch Meisterwerke wie "Dark Souls", "Half-Life 2" oder Nintendos Klassiker "Super Metroid" erfährt. Für aufgeschlossene Leser, die nichts mit Action anfangen können, kann ich das Cyberpunk Horror Adventure "Observer" empfehlen.

5. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

Um beim Thema von "Kosmonautik Pilgrimage" zu bleiben: Dan Simmons - "Die Hyperion Gesänge". Eine der besten SciFi Space Operas und eine kosmonautische Pilgerreise im wahrsten Sinne des Wortes. Die Atmosphäre und Welten die im Buch erschaffen werden, haben selbst nach Jahrzehnten noch Einfluss auf meine Werke.

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