Nina Simone - "Mississippi Goddam"
"The name of this tune is 'Mississippi Goddam'", moderiert sich Nina Simone selbst an. "And I mean every word of it."
"Alabama's gotten me so upset": Am 15. September 1963 zünden Fanatiker des Ku-Klux Klans in einer Kirche in Alabama eine Bombe. Vier Mädchen, die dort Bibelunterricht hatten, sterben, eins elf, die anderen 14 Jahre alt. Sie hießen Denise McNair, Cynthia Wesley, Carole Robertson und Addie Mae Collins.
"Tennessee made me lose my rest": Im Mai 1963 schießen Rassisten in Nashville einen schwarzen Bürgerrechtler nieder, einen Monat darauf wird ein Aktivist in Chattanooga auf der Straße zusammengeprügelt.
"And everybody knows about Mississippi, goddam." Der Bürgerrechtler Medgar Evans 12. Juni 1963 stirbt an einer Kugel in den Rücken. Sein Mörder kommt in gleich zwei Prozessen straffrei davon. Die Jury: in beiden Fällen weiß.
Nina Simone hatte wahrhaftig Gründe genug für den beißenden Zorn in ihren Worten, und die Welt kann froh sein, dass sie ihn (hauptsächlich) in ihrer Musik auslebte. "Mississippi Goddam" schrieb sie, nachdem sie vom Tod der vier Mädchen in Alabama erfahren hatte, innerhalb einer Stunde. Der Song, berichtet sie in ihren Memoiren, sei "schneller aus mir herausgebrochen, als ich ihn aufschreiben konnte".
Eigentlich habe sie anderes im Sinn gehabt, als eine Bürgerrechtshymne zu schreiben: "Ich hatte vor, loszugehen und jemanden umzubringen. Wen, das wusste ich nicht, aber irgendjemanden, der offensichtlich dem Ziel im Weg stand, dass meinem Volk zum ersten Mal seit 300 Jahren Gerechtigkeit widerfahren konnte." Ihr Ehemann, ausgerechnet ein ehemaliger Polizist, habe sie aufgehalten: "Nina, du verstehst doch überhaupt nichts vom Töten. Du hast doch nur die Musik." Diese Waffe allerdings führte sie fortan gnadenlos wie kaum jemand sonst.
Überflüssig, zu erwähnen, dass "Mississippi Goddam" in mehreren US-Bundesstaaten verboten war? So war es: Die Hüter von Ordnung und Moral störten sich - angeblich - am gotteslästerlichen Titel.
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