Onkyo
Was ist das? Now we can talk some shit: Japanischen shit, um genauer zu sein. Onkyo ist ein Subgenre der Ambient-Musik, die aus frei improvisierten Stücken bestehen, die die physische Textur von akustischer oder elektronischer Musik vor eigentliche Emotion stellen. In der Praxis klingt es in den besten Fällen wie eine Nahaufnahme von einem Eliane Radigue-Song, der in seiner feinkörnigen Tastbarkeit irgendwie faszinierend ist, aber leider gibt es abgesehen davon immer wieder die seltsamen, unangenehmen Tinitus-Einlagen, bei dem das leere Brett ein hohes Piepsen entstehen lässt. Wer nicht gerade Bock auf Migräne zum Mitnehmen hat, solle das skippen. Witzig ist, dass dieses ganze Subgenre, das verwandt mit der Entwicklung des Genres der Elektroakustischen Improvisation verknüpft ist, vor allem mit einem kleinen Laden in Japan verbunden wird. In der Off-Site wurde experimentellen Musikern Plattform gegeben, diesen Sound zu performen und zu entwickeln.
Wie war das Album? Dafür, dass es wie der albernste Kram der Welt klingt, war ich überrascht, wie gut mir "No-Input Mixing Board" von Toshimaru Nakamura gefallen hat. Es klingt wie ein sehr minimales Ambient-Album, das aber dank geringfügiger Mainpulation immer wieder interessante Sounds und Rhythmusstrukturen produziert. Es hat etwas Sanftes, Außerirdisches, ohne in diese Aura direkt einen Inhalt projizieren zu müssen. Der Rest des Genres ist dank der regelmäßig auftretenden Earrape-Einlagen leider relativ unhörbar für mich, auch wenn ich von Sachiko M immer wieder zwischen dem Delfin-Gabber ein paar Tracks gefunden habe, die in ihrer drohnenden, stoischen Neutralität ganz angenehm zu hören waren. Aber sie hat - wie gefühlt jeder weirde japanische Musiker, jemals - ein Album mit meinem King Ryuichi Sakamoto gemacht.
Genre-Rating: Oh, Japan. Diesen Kram hier muss man schon wirklich wollen. Es ist quasi Musik für Leute, denen Ambient zu emotional und ereignisreich ist. "No-Input Mixing Board" ist ein interessanter Hördurchgang und steigert eure Hipster-Cred ins Unermessliche. Aber mehr als die Musik finde ich einfach die Idee schön, dass es mal eine Bar gab, in der diese Musik gängig war. Ich liebe es, dass Menschen diese schrägen, unintuitiven Orte schaffen, die sich anfühlen müssen wie sonst nichts auf Erden.
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Björks Biophilia lässt grüßen.