Rage
Wir beginnen mit dem größten Fisch im Fass, denn wenn ihr von einem dieser Genres gehört habt, dann vermutlich von Rage. Das ist ulkig, denn Rage ist vermutlich das konstruierteste Genre von allen hier. Ihr müsst euch die Situation vorstellen: 2020 war eins der ersten richtig großen Hip Hop-pessimistischen Jahre. Irgendwie haben sich die neuen Namen nicht gehalten, ein neuer Sound schien nicht nachzurücken, die Pandemie und Black Lives Matter schlugen der Welt auf den Magen und Hip Hop hatte gefühlt nichts Neues beizutragen.
Als Playboi Carti, einer der wenigen neuen Namen, denen man Innovation auf Mainstream-Level zugetraut hat, "Whole Lotta Red" veröffentlichte, haben so viele Kids aufgeatmet. DA! Da ist der neue Sound!
Das Ding ist nun: Was ist Rage jetzt eigentlich? Tatsächlich sind die Definitionsansätze ziemlich diffus. Ich wage mich an diese Beschreibung: Rage-Beats sind Trap-Beats, aber viel modularer und vollgepackter. Die 808 geht quasi in einem durch, es gibt mehr und schneller loopende Synth-Elemente. Trap chillt, Rage dreht auf.
Im Geiste, wenn auch nicht musikalisch, geht Rage in meinen Augen auf Travis Scott zurück, der im ganz großen Stil den Moshpit ins Zentrum moderner Rapshows gerückt hat. Meine sinnvollste Definition ist dementsprechend: Rage ist, was passiert ist, als Trap-Kids das Konzept von Raves entdeckt haben. Es ist Trapmusik, die sich per Trial-and-Error immer mehr der absoluten Live-Ekstase und dem Moshen angeglichen hat.
Im Grunde klingt die große Hype-Phase für Rage schon wieder ab. 2021 war das große Jahr. Viele abebbende Stars dachten sich, sie könnten noch einmal ein paar Fußbreit Land gewinnen, wenn sie jetzt auf diese vermeintlich neue Welle springen. Trippie Redd und UnoTheActivist waren die ersten und konsequentesten, aber es gab an irgendeinem Punkt auch Rage-Tracks von DaBaby und Kid Cudi. Am Ende sind es Artists von Cartis Opium-Raster oder Yeat gewesen, die Rage musikalisch weiterentwickelt haben.
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