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Platz 12: October (1981)

Der Mythos vom schwierigen zweiten Album muss irgendwann in den 80er Jahren entstanden sein, womöglich sind daran ja sogar auch wieder U2 Schuld. Bono tat sich 1980 jedenfalls keinen Gefallen damit, neue Textideen im Geldbeutel mitzuführen, denn der wird ihm auf Tour geklaut. Doch nicht nur der Sänger fühlt sich von der Recording-Deadline in die Enge getrieben. Adam ließ Journalisten schon 1980 großspurig wissen, dass U2 in fünf Jahren größer sein wollen als die Stones (womit er sich um nur zwei Jahre verrechnete). Dazu die Wünsche des Labels nach adäquaten Nachfolge-Hits der Sorte "I Will Follow" sowie der Alltag einer kräftezehrenden US-Tournee, wo bereits neue Songs für den nahenden Studiotermin in Dublin entstehen müssen, führen zu einem nicht unerheblichen Druck auf alle Beteiligten, woraus schließlich dieses relativ unausgegorene Album resultiert.

Schlecht ist es nicht: "October" klingt im Prinzip wie "Boy", minus die Hits und plus Religion. "Gloria in te dominae", singt Bono allen Ernstes im tatsächlich besten Song des Albums. "Ehre sei Gott in der Höhe", immerhin, sich selbst meint er nicht. Spott beiseite: Mit dem feurigen Kirchentags-Banger, der live noch um einiges drängender ausfällt, erfüllen U2 die Hit-Anforderungen des Labels. Die müssen zunächst aber das schwachbrüstige "Fire" veröffentlichen, denn, siehe oben, U2 kommen nicht aus dem Quark.

Interessant, dass Bono zwei Jahre zuvor klarstellt, man wolle auf keinen Fall eine Band sein, die dauernd über Gott spricht. Dafür beinhaltet "October" erstaunlich viele Bezüge auf das Alte und Neue Testament. Worte wie "Rejoice" und "Jerusalem" finden sich bereits in den Songtiteln, womit sich U2 im Jahr 1981 dezidiert von anderen Rockbands abgrenzen. Sie sehen auf dem Cover nicht nur aus wie Brüder einer evangelikalen Religionsgemeinschaft, sie sind auch welche (außer Adam). Weshalb sie sich nach dem Erfolg ihres Debütalbums ernsthaft die Frage stellen, ob der Rockstar-Beruf auf Dauer mit dem Leben als gläubiger Christ vereinbar sein würde. Larry und Bono kommen schneller zu einer Antwort, für The Edge hält Manager Paul McGuinness die Gegenfrage bereit: "Jesus told you to do this, did He?" Außerdem würde der Allmächtige sicher wenig von Vertragsbruch halten.

"October" ist das Christenrock-Album von U2, das sich insofern von herkömmlichen christlichen Rockbands unterscheidet, als dass diese niemals Songs wie "Rejoice" oder "I Threw A Brick Through A Window" (was für ein Titel) hinbekommen würden, an dessen Ende sich Mullen Jr. übrigens schon mal für "Sunday Bloody Sunday" warm trommelt. Im ruhigen "Tomorrow" legt Bono zu den Klängen des irischen Dudelsacks das Fundament für sein Trademark: Die gepeinigte Stimme des aufrechten Wehklagerock.

Anspieltipps:

"Gloria", "October", "I Threw A Brick Through A Window"

Besser weiträumig umfahren:

"With A Shout (Jerusalem)", "Tomorrow", "Stranger In A Strange Land"

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October*

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