Andreas Gabalier schreibt Corona-Song
Nick Cave hat sich also gegen das Songwriting in der Corona-Krise entschieden und will erstmal nachdenken und reflektieren. Nicht gerade Charaktereigenschaften, die man mit Andreas Gabalier spontan verbindet. Und siehe da, der Mountain Man hat schon genug reflektiert und heraus kam das Lied "Neuer Wind". Genderwahn, Homoehe und Überfremdung sind seine Themen diesmal nicht, und die Grenzen sind eh schon zu, so wie früher, deshalb ist ja selbst die AfD seit Wochen angenehm ruhig, weil sich niemand mehr für ihre Kernthemen interessiert. Das hat auch der Andreas geschnallt und aus der Corona-Isolation nun ein Lied gezwirbelt, in dem er seine reaktionäre Weltsicht auf das derzeit populäre Sujet Entschleunigung scharf stellt.
"In der Einsamkeit wird der Mensch wieder Mensch / beim im Wald spazieren gehen / die Kinder den Frühling nach ewiger Zeit wieder wachsen sehn", brunftet Gabalier zu schwülstiger Klavierbegleitung mit dem Feingefühl eines tauben Holzhackers. Klischees, damit kennt er sich aus wie kein Zweiter, damit füllt er die Stadien, daher kommt auch "die Zeit zur Ruhe" und "nach Ebbe die Flut". Interessant ist allerdings, dass die Krise samt ihrer existenzbedrohenden Begleitumstände die Werte Alltagsentschleunigung und Solidarität in unserer Gesellschaft in wenigen Wochen neu definiert hat, wovon auch Menschen wie Gabalier mit ihrer Dirndl-Weltsicht profitieren. Die Zeit geht so weit zu behaupten, dass in Bezug auf Zivilisationsmüdigkeit "sich Wähler der AfD und der Grünen näher stehen als sie es wahrhaben wollen", weshalb Gabaliers Zeile "Wie die Leid zueinand auf amoi wieder menschlich san / a gschpoltenes Land find zur Mittn zruck und hoit wieder zam" nicht nur hohes Identifikationspotenzial aufweise, es treffe "tatsächlich den Punkt, an dem ein gespaltenes Land wieder zusammenfindet." Ja, es sind schlimme Zeiten.
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