Seite 1 von 11

Bernd Begemann vs. Hamburger Schule

Das muss man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen. Für die allen Kenner*innen der damaligen Szene bekannte Tatsache, dass Bernd Begemann die männliche Hebamme der Hamburger Schule ist, hätte die Filmemacherin nicht einmal Tocotronic fragen müssen, denen sie ansonsten übrigens sehr viele Fragen gestellt hat. Ein Blick in Begemanns Künstler-Biografie auf laut.de hätte genügt. Dort steht: "Anfang der 80er zieht er nach Hamburg. Dort gründet er das Soul-Pop-Trio Die Antwort. Viel später werden Protagonisten der Hamburger Schule, als dessen Gründer Begemann weithin gilt, diese Gruppe als deutsche Version der Smiths hochjubeln, mit Begemann als Morrissey/Marr in Personalunion."

Natürlich muss Geier nicht laut.de lesen, es ist alles ein offenes Geheimnis. Dennoch drehte sie eine insgesamt 60-minütige Doku, die Begemann komplett ignoriert. Das kann mehrere Gründe haben: Sie befand Begemanns Beitrag zur Hamburger Musikszene der 90er Jahre, der sie sich garantiert monatelang widmete, womöglich als vernachlässigbar oder sie gewichtete einen persönlichen Erzählstrang höher als historische Fakten. Beides ist ihr gutes Recht als Filmemacherin, lässt den interessierten Fan aber ratlos, enttäuscht oder verärgert zurück. Und Begemann erst recht. Denn eines ist auch klar: Musik-Dokus richten sich nicht in erster Linie an eingeweihte und songtextsichere Fans.

Seite 1 von 11

Weiterlesen

Noch keine Kommentare