Seite 3 von 11

Bernd Begemann vs. Hamburger Schule (3)

So meldet sich etwa Christiane Rösinger zu Wort: "Ich Verstehe deinen Gram aber die Regisseurin anzugehen ist so (Hamburger) old school ... und die ganzen Diskussionen auf Facebook sind so entlarvend und enthalten alles was ich an der männnermusikszene immer gehasst habe." Und ein paar Reaktionen weiter kam dann, was kommen musste: Begemann wird Misogynie vorgeworfen, u.a. auch von Rösinger. Puh. Man darf von seinem Posting sicher irritiert sein, zumal er Geier mit harten Worten attackiert, was man in dieser Form nicht von ihm kennt. Aber den Miterfinder einer Bewegung außen vor zu lassen, ist halt einfach kein besonders schlauer Move. Ihm deshalb Frauenfeindlichkeit vorzuwerfen, spielt in einer ähnlichen Liga. Ich selbst bin nicht mal Die-Hard-Fan von Begemann, geschweige denn der Hamburger Schule, habe mir zumindest den zweiten Teil der Doku angeschaut. Dort bringt es Geier fertig, gefühlt zehn Minuten lang mit Tocotronic zu sprechen, um Begemann dann in einem TV-Ausschnitt den an Tocotronic gerichteten Satz sagen zu lassen: "Und Udo Lindenberg war auf eurem Konzert, richtig?" Da würde sich mir auch der Magen herumdrehen.

Dass Geier nicht wusste, was sie tat, ist schwer vorstellbar. Es kommen u.a. auch Frank Spilker, Die Braut haut ins Auge aka Bernadette La Hengst und Schorsch Kamerun zu Wort. Darüberhinaus der Covergestalter der Goldenen Zitronen, der zufällig Daniel Richter heißt. Komisch. Wer nicht zu Wort kommt, ist neben Begemann auch Jochen Distelmeyer. Geier verzichtet aber auf den Hinweis, dass diese zwei Personen für ein Gespräch nicht zur Verfügung standen. Der Degradierung einer bedeutsamen Pop-Erzählung zu einer lückenhaft-fiktionalen Fast-Food-Story für ein ahnungsloses Publikum leistet die Regisseurin damit Vorschub.

Man kann das natürlich jetzt alles für einen großen Kindergarten halten. Hier echauffieren sich alte Männer (und Frauen!) über eine längst vergangene Zeit. Aber einem Künstler angesichts eines solch dreisten Umgangs mit dessen kultureller Bedeutung seinen Frust und seinen gut begründeten Schmerz abzusprechen, finde ich schlimm und bugsiert mich sofort ins Team Begemann. Der Misogynie-Vorwurf ist meines Erachtens ganz schwach. Zu diesem bezieht Begemann dann in einem zweiten Post auch Stellung. Denn vielmehr müsse man wissen, dass Geier durchaus Macht besäße, die sie in dieser Sache gegen ihn ausspiele. So habe sie ihn etwa aus einer Podiumsdiskussion "hinterrücks heimlich ausgeladen." Schluck.

Seite 3 von 11

Weiterlesen

Noch keine Kommentare