Coachella: Blur angepisst
this coachella crowd doesn’t deserve blur pic.twitter.com/xBpys9qnkP
— music struggles & wins (@musicstruggles1) April 15, 2024
Nicht ganz so frenetisch abgefeiert wurden dagegen Blur. Was deren Sänger Damon Albarn weder gewohnt ist, noch übermäßig lustig fand. Als seine Call-and-response-Spielchen beim Hit "Girls & Boys" nicht das erwartete Echo aus dem Auditorium erbrachte, reagierte er zunächst auffordernd, später spürbar angesäuert: "Ihr könnt das besser" rief er der verhaltenen US-Crowd entgegen, bevor er klarstellte: "Ihr seht uns nie wieder, also könnt ihr verdammt nochmal auch mitsingen." Fans der Briten reagierten auf Social Media erwartungsgemäß erzürnt, aber ehrlich gesagt: Was genau erwartet Albarn von einer Coachella-Festivalcrowd? Das Image des musikgeschichtlich geschulten, Pitchfork lesenden Checker-Publikums ist ungefähr so lange her wie das Jahrzehnt der großen Blur-Erfolge. Das Coachella, das mittlerweile an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfindet, ist ein Mega-Event für Feierwütige, ein Volksfest mit Musik. Dass dort irgendeine Besucher*in überhaupt irgendwas von Blur außer "Song 2" kennt, ist schon reines Wunschdenken. Es ist auch kein Rock-Festival mehr, sonst würde nach Blur nicht Tyler The Creator spielen. Mal schauen, wie es am kommenden Wochenende um Albarns Laune steht, wenn der zweite Auftritt ansteht.
Blur-Checker Heidrich chattete mich trotzdem entrüstet an: "Wo ist 'The Universal'?" Tja, vermutlich dort wo auch "There's No Other Way" und "Country House" sind.
Setlist:
- St. Charles Square
- Popscene
- Trouble In The Message Centre
- Beetlebum
- Goodbye Albert
- Trimm Trabb
- Out Of Time
- Bird Song
- Death Of A Party
- Girls & Boys
- Song 2
- The Narcissist
- Tender
2 Kommentare mit 3 Antworten
Da stimme ich ihm aber zu. Es ist jetzt auch nicht so, dass der Song jetzt sonderlich unbekannt wäre. Dass das Publikum wie gesehen und gehört reagiert hat, nämlich gar nicht, verwundert mich schon. Und seinen Frust verstehe ich auch. Zumal sie ja immer noch ziemlich erfolgreich sind...
Naja, ich finde die Erwartungshaltung, dass ein Ami-Publikum einen 30 Jahre alten, kleinen europäischen Hit einer Britpop-Band mitsingen muss, schon ziemlich hoch gegriffen.
Also Blur hatten schon ein paar sehr gute Lieder. Girls & Boys gehört nicht dazu. Und der Refrain ist jetzt auch nicht so die spaßige Melodie zum Singen. Wundert mich nicht dass das Publkum das Lied weder kennt noch Lust drauf hat.
Gut, weiß nicht, ob ich mit meinen zwanzig Jahren etwas vorschnell urteile, und, ja, vielleicht sind Blur eher dem europäischen Publikum bekannt. Und nicht wenige Fans von Billie Eilish mussten auch rätseln, wer eigentlich Damon Albarn ist, stimmt schon. Aber mit Erwartungshaltungen ist das so eine Sache. Björk ist zum Beispiel vielen Jugendlichen in meinem Umfeld nicht bekannt, "Sexy Boy" von Air können die meisten von ihnen dagegen sofort mitsingen. (Musste ich niemandem aufzwingen, um das rauszufinden.) Und die haben jetzt nicht sonderlich viel Ahnung von französischer Popmusik. Jedenfalls hätte ich schon im Vorfeld gewusst, was mich erwartet, wenn Blur "Girls & Boys" spielen (ein Song, den ich sehr gerne mitsinge), obwohl ich nicht einmal großer Fan der Band bin und mir die Gorillaz-Alben meist mehr zusagen (außer "Cracker Island"). Insofern kann man dem Publikum vielleicht nicht die fehlende Reaktion, dafür aber gleich die Anwesenheit "vorwerfen".
"Was genau erwartet Albarn von einer Coachella-Festivalcrowd?"
Eine Seite davor wird beschrieben, wie ein sehr alter, ebenfalls aus UK stammender Song, abgefeiert wurde. Vllt lag es auch einfach an der Performance an sich. Das was ich gesehen und gehört habe, klang nicht gerade nach Peak. Das die Hälfte bereits auf Tyler gewartet hat, war vllt. auch nicht zuträglich.