So nennt Oliver Koletzki auf Facebook zumindest das gestern mit ihm in der Welt erschienene Interview mit der Überschrift "Es geht bei Electronic Dance Music nicht um Musik". Der Mann, der einst mit dem Track "Der Mückenschwarm" für Furore sorgte, sieht als solchen nun geschichtsvergessene wie einigermaßen talentlose DJ-Kollegen an, die unter dem EDM-Banner blind dem Ruf der großen US-Konzerne folgen. Wo "Tortenschlachten, Konfettibomben und Pyrotechnik" im Vordergrund stünden, empfinde er es "als Frechheit, wenn sich so was Electronic Dance Music nennt. Wir haben in Deutschland unsere Subgenres wie House, Techno oder auch Dubstep jahrelang kultiviert und fassen das auch alles als elektronische Musik zusammen. Aber damit hat EDM nichts zu tun. EDM will gar nicht wissen, wie hier in Deutschland für House und Techno gekämpft wurde und wie sich daraus autarke Strukturen entwickelt haben. Elektro war immer revolutionär, EDM ist kommerziell", so Koletzki.
Seiner Ansicht nach leide die alte Kunst des Auflegens massiv an den bei EDM im Vorfeld kalkulierten Peaks, was er recht glaubhaft mit den kommerziellen Interessen der Großkonzerne belegt. Diese seien nun einmal auf Risikominimierung gepolt und hegen daher kein Interesse an potenziellen Stimmungsschwankungen im Set. Den nachvollziehbaren Einwand, er selbst habe vor drei Wochen doch auch beim Parookaville in Weeze auf so einer Veranstaltung aufgelegt, verteidigt der Braunschweiger eher schwachbrüstig: "Ich hatte sechs Auftritte am selben Wochenende. Da kann ich nicht jedes Festival genau prüfen. Außerdem stand hinter der Bühne, auf der ich gespielt habe, ein gutes Label. Freunde von mir haben dort gespielt. Erst auf dem Festivalgelände wurde mir bewusst, wer da sonst noch so gespielt hat. Da habe ich mir dann schon so Gedanken gemacht und meine Meinung über Facebook kundgetan."
2 Kommentare mit 6 Antworten
Als ob Mister Poletzki sich nicht über mehr Fanzuwachs freuen würde...
Ansich hat er ja recht. Aber man kann ja ungeachtet der Entwicklung in den USA weiterhin seine eigene Vorstellung von elektronischer Musik kultivieren, wo ist das Problem? Außerdem wurde auch in Deutschland in den 90er und 2000er Jahren der übelste Kommerz-Trash als Techno oder House vermarktet. Es gab schon immer eine elektronische Musikkultur und parallel dazu der kommerziell ausgeschlachtete Ausläufer. Wir können ja noch froh sein, dass der ganz große EDM Hype eher auf die Staaten beschränkt ist. Ich würde EDM und die hiesige Szene eher als getrennte Phänomene sehen. Gut, wenn ich jetzt als DJ auf EDM Events auftreten muss (?), dann nervt das natürlich.
Ich finde es immer witzig, wie sich dieses trv/oldskool/real...-Gehabe durch alle Genres zieht. EDM verrät die Techno-Kultur *mimimimi*. Und dann so hohle Phrasen wie: "Elektro war immer revolutionär, EDM ist kommerziell." Marketing der feinsten Sorte. Wir sind die Guten, das sind die Bösen. Und das alle wäre noch nichtmal sooo schlimm, würde es nicht der Oli sagen, dessen Musik doch kein Deut besser ist, nur eben eine andere Nische bedient.
https://www.youtube.com/watch?v=OAUx74-Ni50
https://www.youtube.com/watch?v=zO3J12uQIXI
Der Complextro-Fan hat gesprochen.
Wer sagt denn sowas? Ich hab doch letztens eben Complextro mit dem Hinweis abgelehnt, dass Komplexität nicht dadurch entsteht, indem man acht Massiv-Presets hintereinander spielt.
Nur Komplexität macht Musik sowieso nicht besser oder schlechter.
Nein, aber der Oli soll mal nicht so tun, als sei er Teil einer "revolutionären" Musikszene.
die beiden tracks sind zwar aehnlich massenkompatibel, aber schon mit mehr liebe produziert, er hat die ja frueher auch in ner art konzerttour live gespielt (mich kann man damit aber jagen). und auflegen tut er teilweise schon ganz anders, zb https://soundcloud.com/oliverkoletzki/oliv…