Depeche Mode: PR-Desaster in Berlin
Da passte es leider recht gut ins Bild, dass man eine deplatziert wirkende Moderatorin aufs Podium setzte, die genau einmal das Thema Fletcher aufwarf und ansonsten ihren wie vorab dem Management vorgelegten 08/15-Fragenkatalog abspulte. Ja, Fletch ist nicht gerade der Mann gewesen, der im Studio musikalisch den Ton angibt und hätte den Sound der neuen Platte kaum geändert, aber hätte man diese außergewöhnliche Situation nicht wenigstens für eine etwas weniger routiniert-abgestumpft wirkende Vorstellung nutzen können?
Zu jeweils einer kurzen Anekdote ließen sich Gore und Gahan herab, die den Verlust des Bandkollegen illustrieren sollten. Ein kurzer emotionaler Moment. The show must go on. Großzügig reichte man den zum Teil weit angereisten Journalistinnen noch ein Mikrofon für Fragen, die dann in aller gebotenen Kürze beantwortet wurden. Nach 20 Minuten war der Spuk zu Ende, live gestreamt in den hintersten Winkel der Welt. Dave Grohl, dessen Foo Fighters sich in ähnlicher Position befinden, dürfte angesichts dieses PR-Desasters nur den Kopf geschüttelt haben.
Da Gahan und Gore jedoch noch einige Tage in Berlin blieben, sparte man sich die ganzen Details der gemeinsamen Erinnerungen für die Interviews mit der versammelten Feuilletonpresse auf. Dort erfuhr man zum Beispiel, dass Fletcher keinen Song der bereits weit fortgeschrittenen Demos mehr gehört habe, einen SMS-Kommentar von Alan Wilder oder dass Gahan im Vorfeld sehr zurückhaltend auf die Idee eines neuen Albums reagierte, sein Lustlevel befand sich "bei 25 Prozent", wie er dem NME erzählte. Dieses sehr aufschlussreiche Interview (Video oben) machte außerdem deutlich, dass man den Sänger einfach im richtigen Moment erwischen (und am besten eine Kamera auf ihn richten) muss, um ihn aus der Superstar-Interview-Floskelhölle zu lotsen. So nachvollziehbar es auch ist, dass er nicht in zehn aufeinanderfolgenden Interviews interessante Details präsentiert, so ist sein launischer Charakter doch legendär, sobald man ihn zu sehr mit vergangenen Großtaten konfrontiert. Dies wurde dann in einem anderen Gespräch deutlich ...
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