5 Fragen an Desperate Journalist
Depeche Mode, Metallica, PJ Harvey oder Miley Cyrus?
Jo Bevan: Dank des Internets kann ich alle haben, also nehme ich auch alle und zwar gleichzeitig abgespielt. Außer Metallica, denn die sind langweilig.
Größte Album-Entdeckung im letzten halben Jahr?
"Bright Green Field" von Squid. Es hat so viele Dinge, die wunderbar zusammen gehen: Stramme Unbeholfenheit, eine gesunde Abscheu gegenüber England, wundervoll flinkes Gitarrenspiel, absurde Texte und Geschrei. Gleichzeitig ist die Musik sehr melodisch und holt einen sofort ab. Es macht mich als 34-Jährige auf meine alten Tage sehr glücklich und ich freue mich mit der Jugend, obwohl ich gar nicht weiß, ob Squid noch jung sind. Ist trotzdem fantastisch. Up the Squid!
Welche Platte deines Lieblingskünstlers hat dich ein kleines bisschen enttäuscht?
Ich weiß nicht, ob XTC jetzt meine Alltime-Lieblingsband sind, aber in den Top zwei sind sie auf jeden Fall. Was ich so an ihnen liebe, ist ihre ständige Veränderung und die immer neuen interessanten Facetten, die Finesse und zunehmende Verschrobenheit. Ihr Debütalbum "White Music", so reizend es auch ist, hat allerdings aus heutiger Sicht etwas Staub angesetzt. Es wird daraus nicht wirklich ersichtlich, wie großartig sie noch wurden. Ich liebe Bands, die mit der Zeit wachsen.
Was war dein schlimmstes Konzert als Zuschauer?
Der Comeback-Gig einer großartig kantigen Indie-Band, deren Name ungenannt bleiben soll. Sie hatten sich ein paar Jahre zuvor in bitterem Streit getrennt und alle Zuschauer waren happy, sie wieder gemeinsam zu sehen. Was auch immer die Band damals auseinander getrieben hatte, war aber offenbar noch nicht aufgearbeitet, denn sie implodierten live vor aller Augen. Der Drummer muss vor dem Konzert Ketamin oder sowas genommen haben, jedenfalls war er außer Gefecht gesetzt und völlig im Eimer. Es war schmerzhaft mitansehen zu müssen, wie es die Band immer mehr auseinander trieb, weil er es einfach nicht auf die Reihe bekam. Dann gab es einen großen Knall und sie verließen die Bühne. Es war ein kleiner Laden, Londons leider geschlossene Buffalo Bar, deshalb konnte man in den Backstage-Bereich sehen, wo sie saßen und sich anschwiegen. Ich musste nach draußen rennen, um dem Druck und der Verzweiflung zu entgehen. Zertrümmerte Hoffnungen und öffentliche Demütigung - zwei elementare Ängste. Die Armen. Falls ihr gerade Schlagzeug lernt, lasst es lieber bleiben.
Bier und Brezeln - dafür liebt das Ausland die Deutschen. Was fällt leider manchmal unter den Teppich?
Jetzt vergiss mal nicht die omnipäsenten Paprika-Chips! Ich liebe es, in Deutschland aufzutreten, weil die Deutschen sehr empfänglich für die Art von Musik sind, die wir spielen - viel mehr als in England. Jeder dort ist unglaublich freundlich und geduldig mit uns, obwohl wir ja eher schüchtern, teilweise launisch und oft betrunken sind. Um auf die Frage zurück zu kommen: Eine Vorliebe für miesepetrige Indie-Bands, sowohl musikalisch als auch menschlich.
Die Londoner Postpunk-Band Desperate Journalist veröffentlichte am Freitag ihr viertes Studioalbum "Maximum Sorrow!".
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