Joy Division-Eklat in Australien
Man glaubt es kaum: Die konservative Vorsitzende Sussan Ley hat den australischen Premierminister Anthony Albanese von der sozialdemokratischen Labor-Party für das Tragen eines Joy Division-T-Shirts kritisiert. Albanese trug Mitte Oktober ein Shirt mit dem legendären Covermotiv von "Unknown Pleasures" beim Verlassen eines Flugzeugs, knapp eine Woche später warf ihm Ley "fehlendes Urteilsvermögen" vor. Albanese habe durch das Tragen des Shirts die jüdische Gemeinde Australiens verärgert, so Ley, da der Bandname auf ein Buch aus den 1950er Jahren zurückgeht, das die Geschichte von Sex-Sklavinnen der Nazis erzählt, die sogenannte Joy Division.
Die Nachricht sorgte übers Wochenende für weltweite Schlagzeilen und der Guardian wies etwa darauf hin, dass die Joy Division zwar in der Novelle "House Of Dolls" von 1953 so dargestellt wurde, es aber umstritten sei, ob jüdische Frauen zu Sex-Zwangsarbeit gezwungen wurden. Ein Sprecher der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau erklärte laut NME: "Soweit wir wissen, gibt es keine historischen Aufzeichnungen über einen Flügel eines Konzentrationslagers, in dem jüdische Frauen zur sexuellen Sklaverei gezwungen wurden." Darüberhinaus habe laut australischen Medien bislang keine größere jüdische Organisation Bedenken gegen das Foto des Premiers in dem T-Shirt geäußert.
Albanese hatte sich im Zuge der Debatte nicht für das Tragen des T-Shirts entschuldigt. Labor-Kollege Pat Gorman verteidigte ihn mit den Worten: "Es ist ein T-Shirt einer Band, die er mag. Ihre Musik gibt es schon seit Jahrzehnten. Es gibt viele Probleme auf der Welt, aber ich glaube nicht, dass Shirts von bekannten Bands dazu gehören."
		
1 Kommentar
Ein Premierminister in einem Joy Division Shirt? Die Australier sollten sich sehr glücklich schätzen ob ihres geschmackssicheren Regierungschefs. Ich möchte mir unseren Fritz nicht im Bandshirt vorstellen.