Boykottier mich, Baby, bis Frieden ist
Eine Sache wollen wir nur kurz ansprechen, weil sie so doof ist: Das Berghain findet sich seit einiger Zeit im Fadenkreuz von Boykottkampagnen pro-palästinensischer Aktivisten, aus ehrlich gesagt eher opaken Gründen. Nun ist es das gute Recht der Leute, ihre Kohle da hin zutragen, wo sie sich damit wohlfühlen, sie auszugeben.
Da das natürlich keine Sau juckt, macht man daraus eine Kampagne, und wenn Labels, in diesem Fall das Berliner Label PAN, vermeintlich gegen die ursprünglich für sich selbst konstruierten Linien verstoßen, dann skandalisiert man das halt und sagt, die seien doof. So weit, so normaler Lobbyismus. Die Flaming Lips haben euch auf ihrem besten Album (ich weiß, Mindermeinung) ja eigentlich schon gesagt, was man von den Stimmen im Hintergrund halten soll, hört nochmal nach.
Mich verwirrt an der Sache mehr als die Forderung und das Hin und Her die Tatsache, wie ein Club so zu einem Ort wird, in dem mit sprachloser Musik scheinbar Politik verhandelt wird, was aber an dem Abend natürlich nie im Leben passiert wäre. Das Berghain ist ein großes, klobiges Haus, mit 4 Wänden und nem Dach und ein paar Etagen, und da drinnen tanzen Leute und manche machen miteinander Lulu und es ist echt ziemlich dolle laut. Egal, was man warum politisch erreichen will; ich bin mir sicher, das ist dafür aus reiner Praktikabilität der falsche Ort. Und die Clubs als "politische Kraft" kriegen nicht mal den Autobahnausbau quer durchs
Quartier verhindert. Wenn dort also der Nahostkonftlikt weitergebracht wird: chapeau, am besten gleich noch die Wahlen in Venezuela und Lieferkettenprobleme seltener Erden mit anpacken, wo man schon dabei ist. Hier jedenfalls Musik von PAN-Labelchef Bill Kouligas, der machte mit Amnesia Scanner solche schiefen, schönen Sachen, die dann am 2. August leider weniger Leute hörten, weil er nicht kam.
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