Ohrenfeindt - " Rock'n'Roll Sexgott"

Titel und Cover wecken zunächst nur gemäßigten Enthusiasmus. Klischeehaft der erste, wenig appetitlich das Zweite. Reichen nicht schon Uncle Hank und seine Turbonegro, um die Fahne des Schweinerocks mit einem ironischen Augenzwinkern aufrecht zu halten?

Der Vergleich ist nicht einmal so falsch, verdanken doch beide Bands dem Hamburger Viertel St. Pauli sehr viel. Ohrenfeindt sind ein Trio vom Kiez, und so stellen sie sich auch dar: laut, aggressiv, aber doch mit einer Prise Humor. "Zigaretten? Nich' mein Stil, Schätzchen, ich rauch' Zigarren", dichten sie etwa im Opener, der gleichzeitig auch der Titeltrack ist.

Das Erstaunliche: Es funktioniert. Zwei Drittel der Band spielen parallel in der AC/DC-Coverband Powerage, womit die musikalische Grundlage fest steht. Klar, Gitarrist Dennis Henning kommt nicht ganz an Angus ran, aber das können die Wenigsten von sich behaupten. Der Sound stimmt und bietet eine gute Grundlage für Bassist und Sänger Chris Laut, dessen raues Organ an eine Mischung aus Bon Scott und Brian Johnson erinnert. Kein Zweifel: Für diese Band ist er der richtige Mann.

In seinen Texten hängt er zwar den harten Kerl raus ("Rock'n'Roll Sexgott", "Zum Rocken Geboren"), legt aber auch nachdenklichere Momente an den Tag, etwa in der Ballade "Schmetterling, die von einer jungen Nutte auf der Reeperbahn handelt. Hamburgs Hafenviertel ist schließlich kein Ort für Weichgesottene. "Lass mich im Puls der Stadt treiben, Diesel und Dampf, wie ein Uhrwerk schlägt das Herz dieser Stadt, sie is' nix als 'ne Hure aus 'nem Bukowski-Roman", dichtet Laut in einem poetischen Anflug.

"Rock'n'Roll Sexgott" ist sicherlich kein Album mit gehobenem Anspruch. Aber es bietet die ehrliche Musik und den energischen Sound, mit denen sich Ohrenfeindt in Bikerkreisen einen Namen gemacht haben.