Eine Anekdote vorweg: Kürzlich habe ich gelesen, dass in Magazinen und Blogs der Begriff "Wyatting" kursiert, der offensichtlich auf Robert Wyatt verweist. Er soll die Praxis beschreiben, Kneipengäste mit der Wahl sonderbarer Lieder aus der Jukebox zu verärgern.

Wer mit der Musik des mittlerweile …

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  • Vor 17 Jahren

    ex-soft machine und ex-machine mole übermusiker robert wyatt kommt mit nem neuen studio-album!

    [size=10:c7350d702f]Wie so oft pendeln Wyatts Songs auch auf Comicopera zwischen Struktur und Improvisation, zwischen Fragilität und Melancholie. Selbst in den beinahe heiteren Momenten wie dem von Steeldrums geprägten „On The Town Square“ dringt Schwere durch, die wie in der Hommage an den jung verstorbenen spanischen Dichter und Maler Garcia Lorca auch in verwirrende Klänge und Drohkulissen umschlagen kann. Genau das Gegenteil bildet „Del Mondo“, eine todsterbensschöne Nummer, die der auch auf diesem Album abwechselnd spanisch, englisch und auch italienisch singende, einstige Ausnahmedrummer Wyatt mit seiner einzigartigen Stimme weiteren Glanz verleiht.[/size:c7350d702f]

  • Vor 17 Jahren

    also ich bin zufrieden... sehr sogar. seit der überguten rock bottom hat sich eindeutig etwas getan.

  • Vor 17 Jahren

    Es gab 2003 viel euphorische Texte zu "Cuckooland" - da hab' ich mir das Album besorgt (und den Klassiker "Rock Bottom" gleich dazu). Aber wirklich warm bin ich damit bislang noch nicht geworden. Habe mir aber auch noch nicht wirklich die Zeit dazu genommen.

    Jetzt gibts im aktuellen Rolling Stone ein 16-Seiten-Special zu Wyatt. Das muss ich wirklich mal lesen. Und heute gabs im Deutschlandfunk auch einen Beitrag zu "Comicopera". Was Wyatt so dazu sagte klang schon ein wenig sehr kopflastig, aber die Hörbeispiele waren wirklich schön (insbesondere ein Titel mit irgendeiner südamerikanischen Sängerin). Ich habe Wyatt bislang immer irgendwie mit Mike Oldfield und David Gimour verknüft, das hat mich immer auch ein bisschen von dem abgehalten. Auf der anderen Seite soll auf "Comicopera" auch Paul Weller (wieder) mit von der Partie sein, was erst mal (musikalisch) nicht sofort schlüssig ist. Liegt aber wahrscheinlich auch an der ähnlichen (linken) politischen Ausrichtung.

    Heute nachmittag hatte ich "Comicopera" schon mal in der Hand aber im Moment gibts zu viel anderes Zeug. Mal sehen.

  • Vor 17 Jahren

    also es gibt schon ziemlich gute lieder auf dem album, das ist einfach so. und damit meine ich auch welche, die man simpel als schön, melancholisch und einfach angenehm ansehen kann. denn am ende hast du hinter den kopfigen ideen - wenn das denn ein kritikpunkt ist - noch eine unsagbar angenehme und facettenreiche stimme. hör mal in "stay tuned" rein, oder "del mondo". das sind schlichtweg wahnsinnslieder. schwer zu beschreiben... hm, also ich denke, da sind zum teil lieder drauf, die ich für den rest meines lebens erfreut hören werden kann.

  • Vor 17 Jahren

    nachtrag: selbst die eher verkopften lieder finde ich zum teil wirklich beeindruckend. "out of tune" zum beispiel. das ist schon irgendwie lärmig und voll von "tönen", wenn man das so sagen kann. aber die kombination aus stimme, text und diesen rhythmischen nuancen macht es dann wieder wirklich hörenswert.

  • Vor 17 Jahren

    Bei Robert Wyatt hat mich der Prog Rock-Hintergrund irgendwie immer misstrauisch gemacht. Vor ein paar Monaten habe ich mir dann mal die "Cuckooland" aus unserer Stadtbibliothek ausgeliehen, die aber auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

    Anlässlich diese Threads habe ich mir dann nochmal den "Sea Song" von der "Rock Bottom" angehört. Die Musik ist ja ganz schön, irgendwie "enoesk", wenn auch nicht so minimalistisch. Aber dann diese dünne, heisere Stimme... Ich weiss nicht...

    Naja, werde mir dann dochmal die "Rock Bottom" zulegen, vielleicht komme ich doch irgenwann mal dahinter...

  • Vor 17 Jahren

    ja, mach das. ist auch eins von diesen "im-ganzen-zu-genießen"-alben.
    aber gut, wenn du mit der stimme nichts anfangen konntest, da kann man dann meistens auch nichts mehr machen. trotzdem bin ich momentan wirklich sehr von dem mann angetan - was allerdings auch an meiner affinität zu langen bärten und wuseligen haaren liegen mag. :kaffee:

  • Vor 17 Jahren

    @caliban (« Die Musik ist ja ganz schön, irgendwie "enoesk", wenn auch nicht so minimalistisch. Aber dann diese dünne, heisere Stimme... Ich weiss nicht... »):

    trifft den nagel ziemlich auf den kopf

    mit robert wyatt geht es mir wie mit tom waits ... kann damit wenig bis garnichts anfangen ...

    und die stimme ... nö, die sagt mir einfach überhaupt nicht zu ... dann lieber richard thompson :)

  • Vor 17 Jahren

    öhm, also waits und wyatt haben jetzt mal wirklich nicht viel miteinander zu tun. :suspect:

    ich musste von der instrumentierung eher an moondog denken... aber ihr wisst schon... bärte.

  • Vor 17 Jahren

    @the Secrets (« öhm, also waits und wyatt haben jetzt mal wirklich nicht viel miteinander zu tun. :suspect: »):

    ist mir schon klar. wollte damit auch nur zum ausdruck bringen, dass mich musik nicht anspricht, wenn mich die stimme nicht anspricht. da kann die musik noch so gnial sein.

    könnte noch cpt. beefheart als weiteres beispiel anfügen ;)

  • Vor 17 Jahren

    Ja, Musik und Bärte... das ist schon ein zwiespältiges Thema. Da hast du Moondog auf der einen, un ZZ Top auf der anderen Seite. :ill:

    Im Ernst: Ich sollte mich wohl wirklich mal mit Waytt auseinandersetzen, das mit der Stimme kann ja wohl nicht alles gewesen sein...

  • Vor 17 Jahren

    @the Secrets (« also es gibt schon ziemlich gute lieder auf dem album, das ist einfach so. und damit meine ich auch welche, die man simpel als schön, melancholisch und einfach angenehm ansehen kann. denn am ende hast du hinter den kopfigen ideen - wenn das denn ein kritikpunkt ist - »):

    Nein, überhaupt nicht, denn erstens ist das völlig o.k., wenn es einen Sinn ergibt und zweitens bezog sich das auch eher auf den "Erklärungs-Overhead".

    Das erste, was Wyatt zu "Comicopera" (sinngemäß) sagte, war, dass er die Simplizität des Pop mit der Tempo- und Phrasierungsvielfalt des Jazz und der Formenvielfalt des Progressive Rock verbinden wolle. Und das zweite, dass er an seinen Stücken jeweils solange arbeite, bis sie ein "organisches, lebendiges Gebilde" ergeben.

    Wie schon gesat, ich habe (bislang) ein etwas vorurteilsbehaftetes Verhältnis zu Wyatt, das sich wahrscheinlich aus der häufigen gemeinsamen Nennung mit Mike Oldfield und David Gilmour ergibt. (Wobei, komisch: Bei Kate Bush macht mir das gar nix aus). Gelegenheit jedenfalls, sich mal mit der Musik von Wyatt näher zu befassen.

  • Vor 17 Jahren

    @caliban (« Ja, Musik und Bärte... das ist schon ein zwiespältiges Thema. Da hast du Moondog auf der einen, un ZZ Top auf der anderen Seite. :ill: »):

    :D

    @dkmf: du magst don glen van vliets stimme auch nicht?!

    und @ kuku: ja, hör ruhig mal rein, ich könnte mir echt vorstellen, dass dir das gefällt und wäre durchaus gespannt auf eine einschätzung deinerseits. :)

  • Vor 17 Jahren

    @the Secrets (« @dkmf: du magst don glen van vliets stimme auch nicht?! »):

    nö, mag ich nicht und daher ist bestimmt eine menge geniale musik an mir vorbeigerauscht ... habe eben das problem mit der stimme :( ;)

  • Vor 17 Jahren

    Möglicherweise hast du bzgl. Captian Beefheart einfach an der falschen Stelle angefangen. Ich habe mir auch größenwahnsinnigerweise gleich "Trout Mask Replica" besorgt, woraufhin die Platte ein volles Jahr im Regal verstaubte.

    Es hat sich mir erst durch den Kauf von "Safe as Milk" erschloßen: Dieses schöne und wie ich finde auch eingängige Album funktioniert wie ein "Decorder" für den restlichen Opus des Captains. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie man ohne "Abba Zaba" leben kann.

    Und Van Vliets Gesangsstil ist wirklich einmalig, wobei ich mich immer frage, wie er das solange durchhalten konnte. Toll auch wie Mark E. Smith ihn auf der aktuellen Fall-Platte adaptiert.

  • Vor 17 Jahren

    Mittlerweile ist das Album wahrscheinlich zu einem meiner meistgehörtesten der letzten Monate aufgestiegen. Bitte alle Vorbehalte ablegen. Zeit nehmen. Irgendwann ergreift es einen. Und zwar richtig.

    Mein Favorit (mit Abstand) ist das atmosphärische "You, you". So sehr ich die politischen Einstellungen des anti-zionistischen Autors Gilad Atzmon mit Vorsicht genieße, so sehr bin ich vom Klarinetten-Spiel des Jazz-Musikers in diesem Titel begeistert.

    Großartig auch "Just As You Are" - wie sich hier liedhafte Simplizität mit experimentellen Klängen verbindet - nicht zuletzt zusammengehalten von Paul Wellers bluesig-jazzig gespielter Gitarrenbegleitung.

    "Del Mondo" ist tatsächlich "sterbensschön" und "Out Of The Blue" geht in eine (ganz andere) Richtung, die mir alllerdings auch sehr zusagt. Wobei Wyatt in Punkto "unheimliche Düsterkeit" und "geniale Dissonanz" an Scott Walkers Meisterwerk "The Drift" denn doch nicht (mal annähernd) heranreicht. Die Frage, ob das überhaupt vergleichbar ist, ist dabei unerheblich - "The Drift" ist ohnehin nicht mit irgendeiner Art Popmusik vergleichbar. Also, ist keine Kritik an "Comicopera", das ich einfach nur uneingeschränkt hörenswert und entdeckenswert finde.