laut.de-Kritik
Die Finnen schlagen sich auch vor eingeschworenem Subway To Sally-Publikum wacker.
Review von Michael EdeleAuch wenn es ein wenig ärgerlich war, dass ich ausgerechnet auf das letzte Waltari-Konzerte ging, bei dem sie im Vorprogramm von Subway To Sally auftraten, und nicht auf eine der folgenden Headliner-Shows, kann man bei den Potsdamern eigentlich nicht viel falsch machen. Zwar war ihr letztes Album "Engelskrieger" eine sehr zwiespältige Sache, aber live haben sie noch nie enttäuscht.
Doch der eigentlich Grund meines Auftauchens in der Central Station waren die verrückten Finnen um Front-Pumuckl Kärtsy. Nachdem diese sich mit dem starken "Rare Species"-Album wieder zurück gemeldet und sich auch gleich auf die Socken durch Deutschland gemacht hatten, war natürlich klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen durfte. Da man es bei den Subway-Fans fast immer mit beinharten Die-Hard-Fans zu tun hat, hatten Waltari einen erwartungsgemäß schweren Stand, da viele auch gar nicht wussten, was da jetzt überhaupt auf sie zukommt.
Als dann ein rothaariger, geschminkter Hippie mit seltsamer Stimme und zwei nicht sonderlich spektakulär aussehende Gitarristen in den Bühnenvordergrund traten, um ihren Gig zu beginnen, sah man das eine oder anderen Fragezeichen in den Gesichtern des Publikums. Diese wurde dann umso größer, als die Finnen mit ihre Mischung aus Techno, Metal, Rock und Grütze ihre ersten Songs in die rappelvolle Central Station entließen. Vielen war wohl nicht so ganz klar, ob die das tatsächlich ernst meinten, und falls ja, ob man so was heute noch gut finden darf. Kärtsy und Co. war's egal, sie versuchten die Fans einigermaßen in Stimmung zu bringen, was mit Songs wie "Soul Salvation" Live Without Love" oder "Forest" dann auch ansatzweise gelang. Als sie sich nach einer viel zu kurzen Spielzeit von der Bühne verabschieden müssen, hört man doch ein paar Waltari-Chants. Es gibt also doch noch ein paar Verrückte.
Nachdem mir die Pyros von Subway To Sally erst mal die Augenbrauen rösten, legen die Herren um Frau Schmitt auch schon fulminant los. Wie man es von der DVD gewohnt ist, tritt die Band in zwischen in schwarzen, sehr martialisch wirkenden Lack und Leder Klamotten auf. Wer aber denkt, dass sich die neuen, stilistisch doch sehr unterschiedlichen Songs mit dem älteren Material der Mittelalter-Rocker nicht vertragen, sieht sich getäuscht. Eric Fish und seinen Combo tragen die Songs nicht nur souverän sondern auch mit einer immensen Spielfreude vor, und es erstaunt mich immer wieder, wie wenig klischeehaft die Begrüßung "Hallo Freunde" bei dieser Band eigentlich ist. Es dauert keine halbe Stunde und man hat tatsächlich das Gefühl, die Band ist hier ausschließlich unter Freunden. Das Publikum kennt jeden Text und frisst dem charismatischen Sänger aus der Hand.
Neben dem beeindruckenden Bühnenbild, das nicht nur durch Lichteffekt und variable Mechanik beeindruckt, erlauben sich Subway To Sally auch ein besonderes Special, als sie für eine Song kurzerhand die Dudelsackspieler von Saltatio Mortis auf dei Bühne holen und die Gitarren beinahe übertönen. Als es dann doch irgendwann Zeit ist zu gehen, lassen sie die Fans kaum von der Bühne. Entweder ist es der Band gelungen, sämtliche Fans von ihren neuen Klängen zu überzeugen, oder sie haben damit so viele neue gefunden, dass es an sich keinen Unterschied macht.
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