laut.de-Biographie
Subway To Sally
Nachdem unsere inzwischen im Spendensumpf versunkene Kanzlerbirne mit dem Fall der Mauer in die Geschichte einging, merkte der Durchschnittsrocker erst, dass es in Neufünfland auch Bands gibt, denen man sein Gehör leihen könnte. Letztendlich muss man sich aber wohl auch bei den Inchtabokatables bedanken, denn die haben dafür gesorgt, dass Subway To Sally 1994 die gleichlautende CD veröffentlichen können und somit der Öffentlichkeit zum ersten Mal ihre Mischung aus kernigem Rock und folkigem Sound präsentieren.
Die beiden Gitarristen Michael 'Simon' Simon und Michael 'Bodenski' Boden (der 08/09 als Songwriter und Strippenzieher bei den Nachwuchs-Goths Eisblume in Erscheinung tritt) kennen sich schon aus Schulzeiten und haben damals schon ihre erste Band gegründet. Mit den Katzengold-Musikern Ingo Hampf (Gitarre), Silvio 'Sugar Ray' Runge (Bass) und Drummer Guido starten sie eine neue Band namens Bodenski Beat (wohl als so ne Art Antwort auf Bronski Beat), die aber nicht lange beseht. Mit der Violinistin Silke 'Frau Schmitt' Volland (Frau Schmitt) und Trompeterin Coni gründen sie 1990 schließlich Subway To Sally und geben Ende September des gleichen Jahres ihr erstes Konzert.
Coni ist zwar kurze Zeit später schon wieder weg vom Fenster, doch der Rest der Band ist seitdem durchaus erfolgreich unterwegs und lässt tanzbare Rock/Folk-Rhythmen erschallen. Allerdings gehen Subway noch einen Schritt weiter und setzen immer wieder Instrumente wie Flöten, Dudelsack und Mandoline ein, welche die Bandmitgliedern wirkungsvoll in Szene setzen. Dazu trägt auch Eric 'Fish' Hecht bei, der '91 noch zur Band stößt und somit auch schon auf dem Debüt "1994" an Dudelsack und Flöten zu hören ist. Außerdem ist mit T.W. inzwischen ein neuer Drummer mit an Bord. Simon und Bodenski teilen sich auf dem Debüt noch den Gesang und greifen auf englischen Texte zurück.
Das ändert sich mit dem zweiten Album schon, denn die englischen Texte sind passé (und damit auch die massiven Skyclad-Einflüsse) und Eric steht seitdem hauptsächlich hinterm Mikro. Trotz ausgiebiger Touren dauert es nur ein Jahr, bis die Band mit "MCMXCV" (selber rechnen macht schlau) auf einem Sublabel von Vielklang ihr Zweitwerk veröffentlichen. Dieses hat eine deutlich Metal-lastigere Schlagseite als "1994". Auffallend sind die intelligenten deutschen Lyrics, die bar jeder Klischees sind und elegant die Prinzipien der Minne mit zeitgemäßer Lyrik verbinden. Da Bodenski als studierter Germanist sich mit dem Thema bestens auskennt, haben die Texte durchaus Hand und Fuß.
Obwohl es den Anschein hat, als wären die Dame und Herren ständig auf Tour und als würden sie eigentlich immer und überall spielen, steht ein weiteres Jahr später schon "Foppt den Dämon" in den Regalen und baut den Folk Metal weiter aus und etablieren den Sound der Band unter den Fans immer mehr. Diese ungewöhnliche Kombination aus verschiedenen Musikrichtungen bringt Subway To Sally nicht nur auf die Cover der unterschiedlichsten Musikzeitschriften, sondern beinahe auch auf jede Bühne dieses Landes.
Auch das '97er Werk "Bannkreis" (inzwischen mit David Pätsch hinter den Drums) steigert den Popularitätsgrad der Band erneut, jedoch taucht vereinzelt die Kritik auf, dass sich dieses und das Vorgängeralbum bis auf die bessere Produktion doch recht deutlich ähneln. Daran kann man schon ersehen, wie anspruchsvoll die Fans des Septetts von jeher sind. Natürlich lassen Fish, Bodenski und Co., live alle Nörgler wieder verstummen, und als '99 "Hochzeit" erscheint, gehen die meisten Meinungen dahin, dass eben jene (Hoch-Zeit) auch mit dem Album erreicht ist. Seit 1999 steht auch Eric Fish mit seinem Liedermacher-Programm Eric Fish & Friends auf der Bühne. Seit 2004 erscheinen regelmäßig diverse Live- und Studio-CDs sowie sogenannte Zugaben mit Neuinterpretationen verschiedener Songs.
Zur Jahrtausendwende kommt endlich das Live Album "Schrei!". Nur wenige CDs verdienen die Bezeichnung live so sehr wie diese, so eifrig singt das Publikum bei den einzelnen Liedern mit. Trotz aller Klasse fängt dieses Album die Live-Atmosphäre nur bedingt ein, da die Auftritte der Truppe einfach zu intensiv sind, um sie auf Tonträger zu bannen.
Mit "Herzblut" stellt sich 2001 die bange Frage, ob "Hochzeit" überhaupt noch getoppt werden kann. Es kann, und zwar mit einigen Mitteln, die man selbst von dieser innovativen Band nicht erwartet hätte. Die Potsdamer experimentieren nicht nur mit Kompositionstechniken aus dem 15. Jahrhundert (Kontrapunktion), sondern auch mit Programming und anderem technischen Schnickschnack, um den sie bisher einen großen Bogen machten. Warum sich das geändert hat, erfahren wir im Interview.
Zunächst mit den unsäglichen Zombie Joe unterwegs, sind es anschließend die Bloodflowerz, mit denen Subway durch Deutschland touren. Nach unzähligen Auftritten stehen die Aufnahmen für das nächste Studioalbum an, das kräftig Unruhe unter die Fans bringt. So elektronisch wie auf "Engelskrieger" haben sich dei Potsdamer noch nie präsentiert. Vergleiche mit dem Sound von Rammstein tauchen auf, die folkischen Wurzeln scheinen verkümmert zu sein. Entsprechend martialisch präsentieren sie sich auch auf der Tour mit Waltari, auch wenn Erics Gesang natürlich keine Zweifel daran lässt, mit welcher Band man es zu tun hat.
Das neue Jahr startet mit weiteren Erneuerungen, denn die Band unterschreibt nicht nur bei Nuclear Blast, sondern Drummer David verlässt auch das Line-Up. Seinen Platz nimmt vorerst der Ex-Knorkator-Drummer Christian Gerlach ein, doch letztendlich schwingt Simon Michael (Ex-Angel Dust) auf Dauer die Stöcke. Mitte August erscheint schließlich "Nord Nord Ost" und präsentiert zehn wundervolle Songs, die keinen Fan der Band enttäuschen sollten. Ein paar davon stellen sich auch schon auf dem Summer Breeze 2005 vor. Schlappe 17 Festivals mehr stehen noch an und im Dezember folgt eine weitere Tour mit Leaves' Eyes.
Ein wenig Ruhe gönnt sich die Band, startet dann aber online den Aufruf an ihre Fans, sich diverse Songs zu wünschen, die die Band auf ihrer geplanten Akustiktour durch Deutschland spielen soll. Die "Nackt"-Tour startet Anfang April 2006 und führt die Band in Locations, in denen sie sonst eher weniger spielen. Von der Tour gibt es natürlich auch einen Mitschnitt auf CD und DVD, die beide ihre Geld absolut wert sind. Beide erscheinen im November. Die "Nackt"-DVD wird in einigen großen Kinos uraufgeführt. Da die Reaktion auf die Akustiktour durch die Bank euphorisch waren, legen sie im April 2007 noch ein paar weitere Auftritte nach.
Derweil laufen natürlich auch schon die Arbeiten an einer neuen Scheibe, die zur Abwechslung mal wieder ein wirkliches Bandalbum werden soll. Sämtliche Mitglieder steuern ihre Arbeiten zu der Songauswahl bei, und folglich verpassen sie der Scheibe den Namen "Bastard". Das Veröffentlichungsdatum ist im Oktober, und wenige Tage später startet auch schon die Tour mit Coppelius. Kaum ist die aber vorbei, stehen Subway To Sally schon wieder mit Deep Trip auf der Bühne und spielen ihre Weihnachtsdates.
2008 beginnt für Subway To Sally richtig vielversprechend. Bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest treten sie für ihr Bundesland Brandenburg an und holen den ersten Platz. Mit ihrer Ballade "Auf Kiel" stechen sie sämtliche Konkurrenten aus, darunter bekanntere Bands wie die Sportfreunde Stiller, Laith Al-Deen oder Madsen. Dass sie für ihre DVD auch noch Gold einsacken, freut die Band umso mehr.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, hat Bodenski bereits 2007 mit der Sängerin Ria das Projekt Eisblume gegründet, das Anfang 2009 das Debüt "Unter Dem Eis" veröffentlicht. Subway ziehen Ende März nach und legen "Kreuzfeuer" vor.
"Schwarz In Scharz" (2011) erscheint bereits auf dem eigenen Sublabel STS Entertainment, bringt stilistisch keine großen Neuerungen, wird aber trotzdem eines der erfolgreichsten Alben der Band. Auf "Mitgift" experimentieren STS 2014 erstmals mit Dubstep-Elementen, und auch live verknüpfen Subway To Sally künftig akustische und elektronische Stilmittel. 2016 steigt Frau Schmitt aus, ihren Platz nimmt fortan Ally Storch ein.
Ihre Fähigkeiten stellt sie erstmalig auf "Hey!" (2019) unter Beweis, mit dem die Potsdamer ihr musikalisches Potpourri um Glam-Rock, Metalcore und Rap erweitern. Auf dem Nachfolger "Himmelfahrt" bringt sie sich dann 2023 musikalisch noch mehr ein. Der stellt einen Wendepunkt in Richtung Optimismus dar, hat aber dennoch alles, was die Band ausmacht.
Auch nach fast drei Jahrzehnten im Geschäft scheint das Ende ihrer Entwicklung noch nicht erreicht zu sein.
Noch keine Kommentare