laut.de-Kritik
Die Potsdamer feiern ihre Wiederauferstehung.
Review von Toni HennigEigentlich sollte "Himmelfahrt" das letzte Album von Subway To Sally sein. Jedoch stieß die Scheibe bei Fans und Presse auf so viel Resonanz, dass die Potsdamer sich doch noch dazu entschieden haben, die Batterien neu aufzuladen und mit "Post Mortem" nun ein weiteres Werk nachzuschieben.
Zunächst verkündet in "Introitus" eine Kinderstimme zu folkigen und pompösen Klängen: "Gebt uns ein Streichholz, der Himmel wird entflammt, Einfach nur ein Streichholz, wir sind dazu verdammt!" Danach feiert die Band in "Phönix" und dem Titelstück zu treibenden, rockigen Tönen und tänzerischen Streichereinschüben von Ally Storch ihre Wiederauferstehung. Leider strotzt eine Zeile wie "Totgesagte leben länger", wie man sie im Titeltrack vernimmt, nicht gerade vor Einfallsreichtum.
Etwas mehr Kreativität kommt in der kritischen NDH-Nummer "Wunder" zum Tragen, die textlich viel Interpretationsspielraum lässt. "Nero" kommt im harten und düsteren "Engelskrieger"-Stil daher und handelt von dem gleichnamigen Kaiser des Römischen Reiches. Dabei lässt sich der apokalyptische Text auch auf den aktuellen Zustand des Planeten übertragen. Etwas Auflockerung bringt die fröhliche Fanhymne "Unter Dem Banner".
Bei "Herz In Der Rinde" handelt es sich um ein größtenteils folkiges Liebelied, das zum Schluss zu lauten, metallischen Riffs eine finstere, morbide Wendung nimmt. Subway To Sally at its best! "Lumpensammler" knüpft wieder an den Sound von "Wunder" an, fällt aber noch eine Nummer zorniger und bissiger aus. Der Power Metal-Song "Stahl Auf Stahl", für den die Warkings englischsprachige Lyrics beisteuern, wirkt demgegenüber wie ein Fremdkörper auf dem Album.
Dafür lassen Subway To Sally im schleppenden "Atlas", das mit mythologischen Bezügen aufwartet, viel Raum für melancholisch dunkle Streicherklänge. Im dynamischen und mit Tempowechseln gespickten "Kummerkind" kommt mit mentaler Gesundheit ein recht sensibles Thema zur Sprache, während "Eisheilige Nacht" eine stampfende, eigens für das gleichnamige Festival geschriebene Hymne darstellt. Der von Trauer und Verlust geprägte Closer "Die Erde Bebt" könnte dagegen nachdenklicher und trauriger kaum sein.
Letzten Endes stellt "Post Mortem" ein abwechslungsreiches Album dar, das gegenüber dem starken Vorgänger aber etwas enttäuscht. Zum einen hätte man sich mehr songwriterischen Einfluss Allys erhofft, die mit ihrem Spiel der letzten Subway To Sally-Platte etwas Besonderes verliehen hat. Zum anderen hätte man sich gewünscht, dass die letztjährige, recht überzeugende Eric Fish & Friends-Scheibe "Untiefen" textlich mehr Einfluss auf dieses Werk ausgeübt hätte, bietet es doch leider zu viel, teils unnötigen Fanservice und zu wenige interessante Geschichten, die zum Zuhören einladen. Dennoch bleiben immer noch einige gute Tracks wie "Nero", "Herz In Der Rinde" oder "Atlas".
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