laut.de-Kritik

Rapstars für das Streamingzeitalter.

Review von

Amo und Aymen sind Rapstars der Playlist-Generation. Ihre Persönlichkeiten oder ihre kreative Vision sind nicht allzu aufregend. Aber im Vergleich zu allen Kollegen, die ihr Rapstar-Leben als Fluch und Martyrium verstehen, wirken sie immerhin ein bisschen enthusiastisch über ihr Berufsbild. Und sie verstehen ihr Handwerk. Sie wissen treffsicher, was sie für wen tun, und erfüllen diese Ansprüche.

Dass sie jetzt die Polymerisations-Karte gespielt haben und zu Aymo geworden sind, hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass der Rap-Hunger, den man auf dem erfrischenden "Amo Aller Amos" noch gespürt hat, hier für reine Pop-Professionalität ausgetauscht wurde. Denn das ist, was "Aymo" ist. Es ist ein Discohosen tragendes Party-Album, handgeschmiedet dafür, im Sommer im Park nebenher über die Bluetoothbox zu schallern. Warum sie das am 12. Dezember rausbringen, wer weiß, aber diese Rolle erfüllt das Tape absolut wunderbar.

Also, okay, der Fairness halber: Es gibt am Ende des Tapes zwei mal neunzig Sekunden Rap, als wäre ihnen so kurz vor knapp noch ihr Heimatgenre eingefallen. Der perkussive Reggaeton-Beat von "Dale" ist ganz cool, der "Trapbeat" auf "Rap Aus Herzen" schiebt ordentlich. Vielleicht sind diese zwei ziemlich soliden Songs im Abgang aber fast ein kleiner Wermutstropfen auf einem sonst sehr glatten und homogenen Album, denn die Performances der beiden sind nirgends stärker.

Wenn Amo und Aymen dann auf Tracks wie "Daytona" ihre griffigen Hooks darbieten, dann passiert genau das, was man erwarten würde, wenn diese zwei Dudes auf den anfänglichen Synthesizer-Wänden aufspielen. Es wäre gelogen, würde man sagen, diese Songs funktionieren nicht. Diese Songs funktionieren wie Hölle. Dank Produzenten wie Sera gibt es immer mal wieder auch ein Synthdesign, das musikalisch richtig etwas hergibt. "Zieh Zieh" klingt nach coolem, balearischen House, "CC&MO" bringt einen kompakten, futuristischen Groove mit. Das hittet.

Aber am Ende des Tages heißen die Song halt doch "Daytona", "Barbie" und "Zieh Zieh". Sie hangeln die immergleichen Plattitüden ab, sagen die gleichen Phrasen. Wenn sie auf "Shiggie Wiggie" aus der titelgebenden Phrase eine Hook machen, wünscht man sich fast mehr solcher erinnerungswürdiger Dämlichkeiten. Für ein absolut Pop-anbiederndes Partyalbum klingen sie durch die Bank thematisch fast ernster als auf ihren Raptracks. Klar, die schönen Frauen werden geklärt, die schnellen Autos gefahren, yada, yada. Aber wird wirklich Spaß gehabt? Nicht unbedingt, es wird vor allem Dienst nach Vorschrift geleistet.

Und das ist das Ding, wenn man ein Playlist-Rapper ist. Die Melodien müssen stimmen, die Hooks die richtige Bewegung ins Spiel bringen. Und dieses "Aymo"-Projekt macht das wirklich mit fachmännischer Präzision. Was die beiden im Endeffekt erzählen, kann man eigentlich eh vergessen. Da, wo es gehört wird, geht das eh unter den Gesprächen unter. Übrig bleibt ein souverän solider Vibe, der nächsten Sommer wahrscheinlich Spotify-Streams ohne Ende vorweisen können wird.

Trackliste

  1. 1. Melatonin
  2. 2. Slumdog Millionär
  3. 3. Carlito
  4. 4. Beyda Mon Amour
  5. 5. Verbotene Liebe
  6. 6. CC&MO
  7. 7. Bahnhof
  8. 8. Pech & Schwefel
  9. 9. Zieh Zieh
  10. 10. Daytona
  11. 11. Barbie
  12. 12. Bleib Stark
  13. 13. Shiggie Wiggie
  14. 14. Hoodies In Miami
  15. 15. Dale
  16. 16. Rap Aus Herzen

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