laut.de-Kritik
Noch ein gutes Trap-Tape, bevor das Genre absäuft.
Review von Yannik GölzDieses neue 21 Savage-Album hatte nie eine Chance. In einem Jahr, in dem gefühlt jedes kommerzielle Rap-Release in den Staaten zwischen Unterperformance und komplettem Fehlschlag rangiert hat, wird er nicht die Person sein, die den Karren aus dem Dreck zieht. Die Leute haben den an diesem Punkt zehn Jahre regierenden Trap satt, und sollte es einen kreativen, kühnen Album-Artist geben, der diesen Trend abwenden könnte, ist es wohl höchstwahrscheinlich nicht er.
Das ist ein bisschen schade, denn wenn man es abseits von größeren kulturellen Trends anguckt, ist dieses Album bombensolide. Ja, es ist ein handelsübliches Trap-Album mit gewerblich verordneten Features von Lil Baby und Drake. Aber wäre dieses Album vor ein paar Jahren genau so herausgekommen, würde man es locker oben in seine Diskographie einsortieren.
Die größte Kritik am Album sehe ich persönlich gar nicht so doll: Oft wurde online geschrieben, dieses Album ziehe zu oft die musikalisch gleichen Register und klänge über die Laufzeit ziemlich gleich. Also klar, 21 Savage wird sich nicht plötzlich von JPEGMafia oder Jane Remover produzieren lassen, das wäre ja auch albern, er bleibt seinem Atlanta-Trap-Sound treu. Aber in dieser Sparte findet er durchaus verschiedene Pockets und Klangideen.
Dabei hilft es natürlich, ein paar der besten Architekten dieser Genres in seinem Camp zu haben. Ein absoluter Standout ist definitiv das Young Nudy-Feature "Stepbrothers", denn letzterer hat mit dem Erfolg von "Peaches & Eggplants" letztes Jahr erst bewiesen, dass er zu den wenigen gehört, die ATL noch richtig innovativ und aufregend spielen können.
Das Feature-Game auf dieser Platte ist inspiriert, als hätten sich alle daran erinnert, dass Savage selbst für eine Weile ein paar der besten Featureparts im Game verteilt hat. Die Gefallen fliegen zurück, Latto und Lil Baby geben sich mal so richtig Mühe, GloRilla killt ihren Part, besonders ein aufgewühlter G Herbo sorgt für einen absoluten Killerpart. Drake schnappt sich auf "Mr Recoup" diesen superminimalistischen, simplen Beat, der fast ein wenig in Richtung der Snap-Ära zurück zeigt. Und es ist effektiv, weil es gar nicht beeindruckend sein will.
Auf Tracks wie "Halftime Interlude" bekommen wir den ernsten 21, der mir im Schnitt besser gefällt als der, der versucht, auf Krampf lustig-virale Lines in seine Parts einzustreuen. Wenn er dann auf dem Outro einer langen Barrage an verstorbenen Rappern Tribut zollt, kann sich das anbiedernd anfühlen, aber als jemand, der mit vielen von ihnen zu tun hatte - und der aus der selben Generation wie viele von ihnen stammt, hat das durchaus seine Dignity.
Am Ende von "What Happened To The Streets?" hat man ein Album gehört, dem der Moment des Rapgames relativ egal zu sein scheint. 21 rappt weiter, als wäre es 2018. Entsprechend ist auch dieses Album wie quasi alle großen Alben des Jahres eine kommerziell ziemliche Underperformance gewesen. Rap bräuchte gerade einen Aufreger, einen Upset. 21 Savage ist das offensichtlich nicht und wird es nie sein. Aber es wäre auch unfair, dieses absolut stabile Album nur an alldem zu messen, was es nicht ist und gar nicht sein will. Wenn man Atlanta-Trap mag, dann macht dieses Projekt seinen Job absolut gut.


2 Kommentare mit 2 Antworten
Bedauerlicherweise ist das Ding in der Gesamtschau monoton-langweilig geworden.
Für mich überraschend sticht der Song mit Drake positiv heraus.
Savage Mode II und Without Warning fand ich richtig gut, das hier leider nicht.
I am > I was fandest du nicht gut? Für mich komplettiert es, neben den dir genannten, das Trio der richtig guten Savage Alben.
I am > I was habe ich mir noch nie angehört. Das hole ich nach!
Was soll er denn eurer Meinung nach bitte machen? Hyperpop? Tekk-Rap? Er ist halt Trapper, hat immer getrappt, wird weiter trappen, oder irgendwann in die Frührente gehen.