Die fruchtbaren 70er des letzten Jahrhunderts bleiben mit ihrem Umbruch nicht nur in musikalischer Sichtweise elementar. Während sich die Hippies alle lieben und eigentlich nur Frieden wollen, formen sich in der Ablaufphase dieser Bewegung erste Querulanten, die solche Themen zutiefst verabscheuen. Der Metal wird geboren. Wer genau dafür zuständig ist, bleibt jedoch eine unentscheidbare Streifrage. Jedenfalls sind es Namen wie Deep Purple, Blue Cheer, Cream, der frühe Alice Cooper und vor allem Led Zeppelin, die das Feld ebnen.
Letztlich sind es dann Black Sabbath, die die Nabelschnur endgültig abtrennen und ein eigenes Genre auf die Welt loslassen, das eine unglaubliche Vielfalt und Eigentümlichkeit entwickeln soll. Ihr Proberaum befindet sich gegenüber einem Lichtspielhaus, das ausschließlich Horrorfilme zeigt. Was Gitarrist und Bandleader Tony Iommi eines Tages zu der mittlerweile legendären Frage verleitet: "Ist es nicht seltsam, dass Menschen Geld für Horrorfilme ausgeben, um sich zu fürchten? Warum machen wir nicht furchterregende Musik?"
Iommi verlor bei einem Unfall die Fingerkuppen seiner rechten Hand und um überhaupt noch spielen zu können, fertigt er sich aus Gummi eine Ersatzfingerkuppe an. Zusammen mit den eingesetzten Verzerrern führte das zum typisch schweren Sound des Metal. Kurze, düstere, prägnante Riffs und Themen über die Schattenseiten des Daseins dominieren.
Allerdings ist es zunächst eher der Punk, der die Aufmerksamkeit erregt und das musikalische Geschehen der 70er bestimmt. Tatsache ist jedoch, dass Lemmy, Bassist und Sänger der späteren Metalinstitution Motörhead, schon dem verstorbenen Sex Pistols-Basser Sid Vicious Unterricht gab. Legendärer Dialog zwischen den beiden. Lemmy: "Sid, du kannst nicht Bass spielen". Sid: "Ich weiß". Da die Sex Pistols aber eh am Reißbrett entwickelt wurden, lässt man sich von solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten.
Erst die 80er bringen eine Neubelebung des Metals. Bands wie Saxon, Iron Maiden und Judas Priest heben den Stil auf eine neue Stufe. Die Presse spricht von der New Wave Of British Heavy Metal (NWOBH). Das hohe Tempo des Punk wird beibehalten und mit der Härte, Dynamik und Filigranität der Ursprungsmetaller kombiniert. Man hebt sich bewusst vom Dilettantismus des Punk ab. Denn viele Leute übersehen, dass man, um 'schneller, härter, lauter' zu spielen, auch größere technische Fähigkeiten an seinem Instrument benötigt.
Nur in dieser Phase spricht man vom eigentlichen 'Heavy Metal'. Dieser differenziert sich aber derart schnell und weitreichend, dass man das ganze Genre eher als Metal bezeichnet, und Heavy Metal als eine bestimmte Untergruppe dieser Richtung, die sich dem ursprünglichen Stil verschreibt. Bei neueren Bands, die sich nach den traditionellen Metalklängen verbunden fühlen und textlich meist Drachen, Orks, Vegetarier oder ähnliches Gesocks erschlagen, spricht man in diesem Zusammenhang auch von True Metal.
Und damit geht es eigentlich schon los mit der Differenzierung und Vervielfältigung des Metals. Schneller und extremer soll es sein, der Thrash Metal entsteht. Allerdings nicht zu verwechseln mit Trash, ohne h. Thrash bedeutet so viel wie dreschen oder prügeln. (Speed Metal ist hiervon nur marginal zu unterscheiden und weist ebenso Überschneidungen zum Power Metal in den USA auf) Die frühen Metallica , Exodus, Testament und Slayer sind die wichtigsten Vertreter und Wegbereiter in Sachen Thrash Metal an der Westküste in der Bay Area um San Franciso Bay. An der Ostküste im Raum New York/New Yersey sind es Acts wie Anthrax, Overkill oder Nuclear Assault, die Elemente von Venom, Motörhead oder der NWOBHM aufgreifen und in ihrem Sounds weiterführen. Schnelles, präzises Riffing zeichnet ihre Musik aus. Deutsche Bands wie Sodom, Kreator und Destruction exportieren das Genre nach Europa, beeinflussen dort aber selbst unzähligen anderen Bands.
Aber die Konkurrenz schläft nicht und Thrash ist in Sachen Härte bald nicht mehr das Maß aller Dinge. Was soll nach "Reign In Blood" (1986) von Slayer denn noch kommen? Von manchen Journalisten als das härteste Album aller Zeiten bezeichnet, das ganz nebenbei mit einem Hip Hop und Country Produzenten namens Rick Rubin aufgenommen wurde, hat in Sachen Härte und Geschwindigkeit fast alles ausgereizt. Die Theatralik früherer Bands lassen Slayer hinter sich und schaffen musikalische Verdichtung auf engstem Raum. Geht es noch brutaler?
Ja, der Death Metal ist erschaffen. Gutturaler Gesang, Themen, die um den Tot als zentralen Angelpunkt kreisen, Satanismus, Krieg, und natürlich die im Metal allgegenwärtige Aggressivität und Geschwindigkeit werden künstlerisch verarbeitet. Namen wie Death, Atheist, Massacre und Morbid Angel müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden, allerdings sind es in der US-szene vor allem die Swamps in Tampa, Florida die viele Bands hervorbringen und in Europa explodiert in Schweden eine unermüdlich kreative Szene. Doch die Bewegung ist nicht zu stoppen: Stile wie Black Metal, Doom Metal, Gothic Metal, Grindcore, Nu Metal, Metalcore entstehen oder existieren schon, von der Masse zunächst nur unentdeckt und von findigen Journalisten noch nicht benannt. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und in noch weitere Unterschubladen unterteilen, doch die Grundzutaten sind jedesmal die selben: harte, verzerrte Gitarren.
Black Metal lässt si zumindest namentlich direkt auf Venom zurück verfolgen. Deren gleichlautendes Album (1982) benennt eine weiteres Genre. Über Deutschland gelangt die Musik in nordische Gefilde, wo sie der Schwede Quorthon in seiner Band Bathory Mitte der 80er zunächst wenig mehr als ein Klon ist, aber mehr und mehr den Sound weiterentwickelt. Satanische Texte, Pseudonyme für die Bandmitglieder, Low-Fi Produktionen und tierische, keifende Gesangslaute geben die Wegmarken ab. Skandinavien und hier vor allem Norwegen ist fortan das Mutterland des Black Metals. Um sich vom Death Metal abzugrenzen, versimpeln sie ihr Spiel zu einem rohen, unfertigen Sound und beginnen damit, sich die Gesichter und den Oberkörper mit dem sogenannten Corpsepaint schwarz und weiß zu schminken. Außerdem krächzen sie jetzt hoch, anstatt tief zu grölen.
Und weil es so viel Spaß macht, schaffen Bathory noch ein weiteres Genre, den Viking Metal. Darin geht es, wie der Name schon vermuten lässt, thematisch stark um Wikinger und die nordische Mythologie. Aus England kommt hingegen der Folk Metal, mit Musikinstrumenten aus dem folklorischen Bereich. Skyclad heben ihn 1990 aus der Taufe, und stehen damit unmittelbar Pate für weitere Entwicklungen. Beim Pagan Metal spielt vor allem die Thematisierung vorchristlicher, heidnischer Kulturen eine Rolle, die nahen Genre-Verwandten Celtic Metal, Oriental Metal und Mittelalter-Rock widmen sich ihren jeweils landesabhängigen Sagen, Erzählungen und Mythen.
Dass der Metal sich bis heute unter den Lebenden tummelt, beweisen ab Ende der 90er zahlreiche Adaptionen. Bands wie Korn, Limp Bizkit oder System Of A Down kombinieren Metal mit Elementen aus Hip Hop und Elektro, woraus der stark gehypte Nu Metal entsteht. Und noch etwas später entsteht vor allem in Amerika Mitte 2000 der Metalcore, den manche auch als die New Wave of American Heavy Metal bezeichnen. Bullet for My Valentine, Chimaira, Hatebreed und Lamb of God mischen Hardcore Punk mit Metal und erreichen ein neues, junges Publikum, das dem Genre frischen Wind einverleibt.