Teknical Development.IS und Figub Brazlevic - " Strictly 4 All"

Wohl kaum jemand wird Figub heute noch unterschätzen, aber die Flexibilität und Frequenz, mit der in den letzten Jahren neues Material erscheint, überrascht mich immer noch. Nachdem er Kollegah letztes Jahr die vielleicht besten Beats seiner Karriere gab, veröffentlichte Figub dieses Jahr bereits mit "4x4 Palastine Jeep Beats", benannt nach der Zeit, die er in palästinensischen Flüchtlingscamps verbrachte und zusammen mit MC Rene Workshops gab, mal wieder ein rein instrumentelles Tape.

Für die aktuelle Kollaboration mit Teknical Development.IS, die zuvor schon auf "The Everyday Headnod" und zusammen mit JuJu Rogers als Man of Boom zusammengearbeitet haben, gibt es mehr von Figubs Boom-Bap, der gerade darum funktioniert, weil er nie seine digitalen Roots verschleiert. Saxophone Licks und angejazzte Piano-Loops schieben sich manchmal in dem Vordergrund ("Take Flight", "Nothing To Forgive" mit wunderbaren Solo von derkalavier), bleiben aber meistens melodisches Fundament für die sandtrockenen und lockeren Drum-Patterns.

Thematisch bleibt alles Conscious und in den 90ern. Mind & Body & Soul schön im Gleichgewicht halten, auch Liebe und Ängste, aber immer im Abstrakten und Absoluten wie Seiten in bereits ausgemalten Bilderbüchern. Manchmal etwas zu preachy, aber nicht wirklich ärgerlich. Old School, wenn du es positiv meint. Generisch, wenn du böser bist.

Teknical sticht dabei leider nicht wirklich heraus, schmiegt sich aber präzise in Fugibs Beats und wechselt die Flows genug, um nicht gänzlich monoton zu klingen. Gegen eine gewisse Gleichheit schützt es dennoch nicht, was "Strictly 4 All" mit seiner hypnotischen Stimmung zwar zu einem perfekten Sommeralbum macht, was aber beim dritten oder vierten Durchhören auch etwas frustriert. Nicht jedes Album braucht Hits, hier aber fehlt der eine Song, der dem Projekt noch ein Ticken mehr gegeben hätte.

Am Ende macht es einfach Spaß, für Figub und Kollaborationen wie diese zu rooten. "Strictly 4 All" lebt von der Spontanität und dem Charme einer guten Jam Session. Nichts klingt wie eintrainiert, alles nach One-Takes und Versuchen statt Ergebnissen. Nostalgie ist dann effektiv, wenn sie dir nicht nur einen Spiegel vorhält, sondern Methoden beibringt, wie du Produktionstechniken von damals ins heute übersetzt. Wenn zwei, drei Kids deshalb wegen Figub und Teknical jetzt zum Mic greifen, haben sie bereits gewonnen.