The Dead 60s - " Time To Take Sides"

Juhu! Eine neue Dead 60s-Scheibe! Ohje! Die neue Dead 60s-Scheibe!

Dies dürfte in der kürzesten Version die Quintessenz der Emotionen sein, die "Time To Take Sides" hervorruft. Bemerkenswert, wie schnell doch der Jubel über das so frisch klingende Debüt verebbt. Die Toten Sechziger legen mit "Time To Take Sides" ein erschreckend durchschnittliches Album vor. Da sie sich die ehemals dominierenden Off Beat-Einlagen fast komplett sparen, berauben sie sich eines großen Unterscheidungsmerkmals und reihen sich in das Heer der namenlosen britischen Gitarrenrockbands ein, die mehr oder minder ständig dieselbe Nudel wickeln.

Hinzu gesellt sich ein eher befremdlicher Pop-Faktor, der des öfteren gallig aufstößt. Kaum etwas ist von der Düsternis und dem Druck zu spüren, den die Band noch auf "The Dead 60s" verbreitete.

Ob es am Aufnahmeort New York lag, dass sich ein viel zu gefälliger Schunkelfaktor in die Songs geschmuggelt hat? Zumindest müssen sich die Hörgewohnheiten der Bandmitglieder und die daraus abzuleitenden Einflüsse vollkommen geändert haben. Außer der gleichen Instrumentierung bleibt nämlich stimmungsmäßig kaum etwas über, das sich zu erwähnen lohnt.

Die vorfreudige Erwartungshaltung macht überraschend nicht einmal Verärgerung Platz. Nach mehreren Umläufen stellt sich vielmehr ein Gefühl des kompletten Desinteresses ein, derart banal musizieren die Dead 60s hier vor sich hin. Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass kaum ein Track im Ohr bleibt. Der Wiedererkennungswert tendiert über die komplette Spielzeit von 40 Minuten gegen null.

Halt. Nicht ganz. "Desert Sun" liefert urplötzlich - kurz vor dem Finale - endlich einmal etwas Zählbares. Zusammen mit dem dubbigen "Seven Empty Days" stehen die zwei besten Songs ausgerechnet ganz am Ende der Trackliste. Damit haben die Dead 60s ihr zweites Album zwar nicht total verhunzt, aber gelungen klingt doch erheblich anders.