laut.de-Kritik
Endlich ist sie gefunden, die fast perfekte Festival-Location!
Review von Vicky ButscherDer erste Eindruck: Super! In einer schnuckeligen Hügellandschaft im Dortmunder Revierpark Wischlingen eingebettet, lag das Gelände - und was für eins! Übersichtlich und trotzdem nicht beengend. Die Toiletten (alle mit Spülung, auch die wenigen Dixies!) waren immer sauber und mit Klopapier bestückt. Die 5.000 Leute hatten so viel Platz, dass sich jeder auf seiner Decke sonnen konnte. Apropos Sonne: Knapp 20 Grad und Nieselregen waren angesagt. Statt dessen wartete bestes Festivalwetter auf die Besucher. Nur am Samstagabend gab es kurz vor den Donots dann doch noch eine ordentliche Dusche.
Auch die Verpflegung war Spitzenklasse. Schon vorher hatte das Visions-Team versprochen, Wucherpreise nicht zuzulassen. Ne ordentliche Portion Pommes mit freier Wahl an ca. 20 verschiedenen Saucen gab's schon für 1,50, Kuchen für einen Euro (ob da die Mamas der Visions-Mitarbeiter fleißig gebacken haben?). Die Getränkepreise waren ähnlich human und endlich gab es eine Trinkwasserstelle, die man ohne Probleme finden konnte. Das Gelände und die Organisation haben also schon mal die Bestnote verdient.
Warum das Publikum, vor allem am Samstag, trotzdem eher lahm war, ist schwer zu erklären. Tomte waren zu Super-Sound gewohnt liebenswert. Für einen 12 Uhr-Slot konnten sie schon auf ein ordentliches Publikum blicken. McLusky bewiesen mit dem Atomschutzanzug des Bassisten trockenen englischen Humor. Das Publikum nickte standesgemäß mit dem Kopf, war jedoch nicht bereit, sich weiter hinreißen zu lassen.
Enttäuscht haben The Cooper Temple Clause: Hatten sie um 15 Uhr noch nicht genug Alkohol intus, um eine richtig coole Show zu liefern? Das gewohnt krank-strange Auftreten hat man zumindest über weite Strecken vermisst. Die neuen Songs verliefen das ein oder andere Mal im Uferlosen, die Band sah teils fast schon gelangweilt aus. Erst bei den letzten drei Stücken sprang der Funken über, und die sechs rockten endlich, wie es sich für Briten gehört.
Leider hat die rockige Seite Kristofer Åströms - Fireside - ihren Gig so kurzfristig abgesagt, dass es keinen Ersatz gab. Die Weakerthans überzeugten dafür als erste Band wirklich. John K. Samson hat einfach eine Stimme wie ein Engel. Und genau so liebenswert ist auch der Bühnenauftritt seiner Band.
Anschließend versammelten Samiam die Skater aller Lande. Denn was soll man zu solcher Musik machen, außer Skaten, beim Skaten zuschauen, Skatevideos vertonen ... und in der Pogozone durchdrehen? A zeigte mal wieder, dass sie doch so viel lieber in Amerika als im verregneten England aufgewachsen wären. Fröhlicher RockPopPunk, der zum Hüpfen animiert. Leider wohl auch zum Regnen.
Der Sonntag machte seinem Namen aber wieder alle Ehre, und die Aerogramme lieferten mit ihrem drückenden Sound zwischen Mogwai und Refused den ersten Tageshöhepunkt. Später bei den Caesars: "Und, wie findeste die?" - "Kann ich noch nicht sagen, ist doch erst das zweite Lied." Nein, das war schon das vierte. Was viel über die Musik aussagt, jedoch nicht alles. Zu Beginn spielten die Schweden eher lahm und abwechslungslos vor sich hin. Dann kamen aber Referenzen wie The Jam und The Clash ins Spiel, das schlussendlich im Mitgröhl-Hit "Jerk It Out" gipfelte.
Slut strebten einem neuen Festivalhighlight entgegen. Erstmals an diesem Tag hat auch das Publikum - zumindest ein Teil davon - wirklich Lust verspürt, mit den Songs mitzugehen. Leider ein sehr kurzes Set. Die Zwerge von ...Trail Of Dead zerschlugen schon nach wenigen Stücken ihre Gitarre und nervten mit ihrem Rockergehabe. Nicht halb so cool wie erwartet.
Aber dann kam er: Der Knaller-Gig! Ash. Eine Band mit dem Live-Potenzial eines Tornados. Das nimmt jeden mit! Wer da noch still stand, war selber schuld. Tim Wheeler trat unglaublich gut gelaunt auf - wohl auch, weil die Songs fürs nächste Album genau so euphorisch gefeiert wurden, wie die bekannten Stücke. Schön, dass sie immer noch die Knaller vom ersten Album spielen. Schön, dass man sich guten Gewissens auch auf das kommende Album freuen kann!
Zum krönenden Abschluss boten Black Rebel Motorcycle Club eine Mischung aus bekannten Tracks vom ersten Album und einer Vorschau auf das kommende. Eine Band, die auf der Bühne nicht viel machen braucht, um ein gutes Konzert hinzulegen. Dazu eine Lightshow in wunderschönen Farben - was will man mehr?