Various Artists - " Bad Boys For Life Vol. 3"

Zum vierten Mal zog die Bad Boys For Life-Tour 2006 durch die Lande, und zum dritten Mal gibt es nun den Bild- und Tonnachschlag auf DVD. Wer das Spektakel live also tatsächlich verpasst hat, kann dies nun mit dieser ziemlich coolen Doppel-DVD nachholen.

Auch wenn die Produktion deutlich auf Independent zugeschnitten ist, geht es doch meist professionell zu. Ok, den Tonschnitt nach "Great Balls Of Fire" hätte man auch besser machen können. Ich verstehe auch nicht ganz, warum sie die Auftritte nicht auch in ihrer normalen Reihenfolge gelassen und den Ski-King einfach zwischen die einzelnen Performances der Bands gesteckt haben. Das hätte doch mindestens genauso gerockt. Aber was soll's, schließlich sorgt der Kerl so oder so für Stimmung und heizt schon mal gut für die folgenden Bands vor.

Das wissen die Herartbreak Engines natürlich zu nutzen und fachen das Feuer weiter an. So anständig sich die Jungs hinter der Kamera beim Ski-King noch geschlagen haben, bei den Engines und den folgenden Bands sind doch einige Einstellungen sehr – ich sag mal – extravagant und verschwommen. Die Essener rocken aber gewohnt kräftig ab, und auch Bandküken Dan ist (nach bestandenem Abitur) beim Gig in Berlin wieder mit von der Partie. Sehr geil, dass sie als letztes "On Evil Wings" bringen, bei dem nicht nur der Ski-King mit auf der Bühne steht, sondern auch Patrick, der den größten Teil der Tour für Dan eingesprungen war.

Den Auftritt von Roger Miret und seinen Disasters darf man zwar als souverän und unterhaltsam bezeichnen, aber der Funke scheint zunächst nicht wirklich auf's Berliner Publikum überzuspringen. Dabei bringt die Harcore-Ikone doch ein paar ganz flockige Punkrock-Songs unters Volk, zu denen man nach ein paar Bier herrlich pogen kann. Auf jeden Fall lässt sich einmal mehr feststellen, was für ein verdammt bodenständiger und unkomplizierter Mensch Roger Miret ist. Dass zum Abschluss noch "Gotta Go" kommen muss, ist eh klar, und spätestens hier ist das Publikum auch endlich aufgetaut.

Die leicht angemoderten Zombies von Demented Are Go splattern danach fröhlich los und wissen von Anfang an für deutlich mehr Stimmung zu sorgen, als Roger und seine Disasters. Im Gegensatz zum Frankfurter Publikum hatten die Berliner Glück und mussten nicht den Anblick des faltigen, alten Sacks von Frontgnom Sparky ertragen. Mit irgendwas scheint der Kerl aber nicht zufrieden zu sein, denn vor "Zombie Stalk" kickt er erst mal die Standtom von seinem Drummer um und ist danach noch etwas am Lamentieren, bevor sie den schon begonnenen Song zu Ende bringen.

Warum zur Hölle gibt es von The Bones gerade mal drei müde Songs zu sehen? Daran, dass sie die anderen Songs irgendwie scheiße gespielt haben, kann's ja wohl nicht liegen. Allerdings gewinnt man bei "Monsters Prefer Blondes" schon ein wenig den Eindruck, als sei Sänger/Gitarrist Beef nicht so recht bei Stimme. Jedenfalls geht die Meute vor der Bühne mal wieder ab wie Sau und der Schweiß dürfte ebenfalls schon von der Decke getropft haben. Einen schlechten Gig von der Band kann ich mir eh nicht vorstellen. Jetzt müssen die Jungs nur noch mit der neuen Scheibe rumkommen, dann können sie auch wieder auf Dauertour gehen.

Auf der zweiten DVD gibt es ein paar sehr verwackelte Aufnahmen von der Bad Boys For Life Tour 2003, auf der The Bones mit Mad Sin auf der Bühne stehen und gemeinsam jammen. Nicht nur der Sound ist echt grottig, auch das Bild. Mit einer Handkamera umzugehen ist doch gar nicht so einfach, und so kann man die Auftritte von den anderen Bands The Heartaches und The Revolvers eigentlich nur erahnen. Als fünfte Band war damals sogar The Spook dabei, die alte Combo vo, Heartbreak Engines-Sänger Lou. Beim Trip nach London erfährt man schließlich noch, dass eine Kreuzung aus Beef (The Bones) und dem Ski-King den Burger King ergibt. Was immer das auch wert ist ...

Die Interviews sind durch die Bank sehenswert. Ski-King interviewt sich selbst in seiner Bar in Nürnberg und führt auch die übrigen Interviews mit den Bands. Dabei zeigt sich deutlich, dass es ja wohl nichts Geileres gibt, als einen Deutsch sprechenden Ami mit bayerischen Akzent. Bei den Heartbreak Engines kommt jede Menge Spaß rum, aber Lou sollte vielleicht nicht immer ganz so einen auf "Wir ham uns alle lieb" machen. Nenn's doch einfach beim Namen, dass die Demented Jungs einen an der Klatsche haben. Dass er trotzdem ein netter Kerl sein kann, bezweifelt ja niemand.

Beim Talk mit Roger Miret und seinen Jungs kommt Ski nicht ganz so souverän, aber ein mehr als nur relaxter und freundlicher Roger macht das locker wieder wett. Basser Brian hat aber scheinbar große Probleme, auch nur irgendwas mal in einen Kamera zu sagen.

Demented Are Go finden den Weg aus ihrem Paralleluniversum und finden sich tatsächlich auch zum Interview ein. Die Jungs sind definitiv anders, aber deswegen nicht weniger witzig und nett. Sparky hat sein Hirn zwar schon mehr als einmal mit Drogen explodieren lassen, aber wer sich drei Raketen in den Arsch schieben und diese live anzünden will, der gewinnt einfach Sympathiepunkte. Vor allem, wenn die letzten Worte an die Fans lauten: "Mehr Anal-Sex, das ist toll!" Hurz ...

Wenn bei The Bones auch nur zwei sinnvolle Sätze rauskamen, dann ist das schon viel. An Unterhaltungswert steht das Interview den Leistungen der Band auf der Bühne aber kaum nach. Dass sie in Deutschland ihre treuesten Fans hat, steht wohl außer Frage und auch nicht, dass die Schweden absolute Partytiere sind.

Die Videoclips sind quasi nur noch ein Bonus und runden die zweite DVD wohl noch zeitlich ab. Wer auch nur ansatzweise was mit dem Sound anfangen kann und Fan einer der Bands ist, schlägt hier zu.