laut.de-Kritik
Trivium ziehen jede Menge Metal-Nachwuchs an und bringen alte Helden zurück.
Review von Michael EdeleKeine Frage, über den Metal-Nachwuchs muss man sich eigentlich keine Gedanken mehr machen. Wie nicht anders zu erwarten war, ist das Publikum im Schlachthof relativ jung. Kein Wunder, sind die Bandmitglieder der Combo, deretwegen die meisten gekommen sind, doch auch erst Mitte zwanzig.
Doch bevor Trivium auf die Bühne steigen, müssen Sanctity beweisen, was sie live wert sind. Die Jungs sind mehr oder weniger mit Hilfe des Headliners an ihren Deal mit Roadrunner Records gekommen, müssen sich aber wahrlich nicht hinter diesen verstecken. Auf CD hat das Quartett schon einen verdammt guten Eindruck hinterlassen und live wissen sie den nur zu gut zu bestätigen. Sänger/Gitarrist Jared MacEachern bringt seine Stimme auch auf der Bühne souverän rüber und der Rest der Band glänzt mit enormer Spielfreude. Auch wenn der Schlachthof vielleicht gerade einmal halbvoll ist, zeigt sich das Publikum von der Band aus North Carollina ziemlich begeistert.
Eigentlich hätte ich ja vermutet, dass Annihilator bei dem jungen Publikum kaum bekannt sind und entsprechend abstinken, aber weit gefehlt! Die Crowd ist heute Abend hier, weil sie Gitarrenmusik hören wollen und zwar mit echten Soli und Profis an der Klampfe und wer wäre da geeigneter als Jeff Waters? Der steigt am Mikro ein und zeigt schon da, dass er eigentlich über die kräftigere Stimme verfügt, als der etatmäßige Sänger Dave Padden, der live die zweite Gitarre bedient. Vor allem, wenn der Kerl die paar Eunuchenpassagen des Sets singt, kommt das schon ein wenig peinlich.
Ansonsten überzeugen die Kanadier trotz ein paar Spielfehlern aber restlos, eine Nummer mit Trivium-Klampfer Corey Beaulieu setzt da noch einen drauf. Als wenig später sogar noch Matt Heafy und Jared noch mal auf die Bühne sprinten, um kurz mitzusingen, kann eh nichts mehr falsch laufen. Als Annihilator schließlich die Bühne verlassen, begleiten sie laute Zugaberufe und sogar Pfeifkonzerte, als diese ausbleibt. Da ist wohl mal wieder ne Headlinertour gefragt.
Doch auch wenn die Vorgruppen durch die Bank überzeugen, für Trivium ist das noch lange kein Grund zur Panik. Die Jungspunde wissen sehr wohl, dass sie gerade sowas wie die Band der Stunde sind und verlassen sich einfach auf ihr Können und die Songs von gerade einmal drei Scheiben. Posen können sie schon wie die Großen und auch an ihren Gitarren macht ihnen so schnell keiner mehr was vor. Die Ordner im Fotograben werden vom ersten Ton an etwas mehr gefordert und im Publikum ist kräftig Bewegung angesagt. Matt, Corey und Basser Paolo (hat der eigentlich keinen Hals, oder zieht der die Schultern immer hoch?) teilen sich wie immer den Gesang, wobei Paolo die Töne meist am besten trifft.
Die anwesende Musikerpolizei sucht zwar ständig nach irgendwelchen Ansatzpunkten, um der Band aus Orlando ein wenig an den Karren zu fahren, aber sind wir mal ehrlich: das geht nur schwer. Man mag sich an Matts Gesang seit "The Crusade" stören, mag man ihnen vielleicht vorwerfen, dass manche Sache fast schon poppig sind, aber was sie machen, das machen sie nun einmal verdammt gut. Die Fans sehen das genauso und feiern jeden Songs ab, egal ob Matts Gitarrenamp mal abkackt oder nicht. Inzwischen haben es Trivium auch gelernt, dass man in Deutschland mehr als eine knappe Stunde spielen muss und liefern wenigstens gute 75 Minuten Spielzeit. Trotz anschließendem Candlelight-Dinner im Burger King bin ich trotzdem noch vor zwölf zuhause. Irgendwie rockt das nicht ...
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