Details

Mit:
Datum: 30. Januar 2008
Location: Mascotte
Theaterstraße 10
8001 Zürich
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Pete Doherty hat seine Muse wieder gefunden.

Review von Andreas Bättig

Die Aufregung im Vorfeld des Zürcher Babyshambles-Konzerts war groß. "Kommt er oder kommt er nicht?", fragten sich die einschlägigen Boulevardblätter und jeder noch so kleine People-Käse-Journalist meinte, er müsse seinen lächerlichen Polemik-Senf dazu geben und die lechzenden Pete Doherty-"Das war doch der Ex von Kate Moss?"-Kenner mit absurden Stories füttern.

In diesem Sinne war das Konzert am Montagabend enttäuschend. Passiert ist nämlich rein gar nichts. Soll heißen: Keine Blutspritzer, keine Drogeneskapaden. Nein, Pete Doherty hat seinen Weg gefunden. Den Weg zurück zur Musik.

Diesen zelebrierte er mit den Babyshambles am Montag im kleinen, aber feinen Club. Zum vierjährigen Geburtstag schenkte sich das Mascotte die Babyshambles. Wo die Band anderer Orts ganze Hallen füllt, spielten Pete Doherty, Drew McConnell, Mick Whitnall und Adam Ficek in Zürich vor gerade mal rund 150 Konzertbesuchern.

Der intime Rahmen passte perfekt zu einer Band, die definitiv dafür geschaffen ist, auf kleineren Bühnen zu verzücken, statt große Stadien zu rocken. Zuvor rock'n'rollten die Indieband 7 Dollar Taxi das Publikum. Der Auftritt der Luzerner Anheizer war schlicht und ergreifend solide.

Insgeheim rechnete der leidgeprüfte Babyshambles-Fan nach der anschließenden Umbauphase eine mögliche Wartezeit von bis zu zwei Stunden ein, bis sich Pete Doherty auf die Bühne wagt. Doch nicht an diesem Abend. Nach einer Viertelstunde sind sie da. Pünktlich. Doherty kommt auf die Bühne - in Jogginghosen.

In der kommenden Stunde kann man einfach nicht anders, als gebannt auf Doherty, der gerade mal drei Meter entfernt auf einer 30 Zentimeter erhöhten Bühne steht, zu starren. Dieser Mann, dessen Mythos so groß wurde, dass er ihn in Crack-Höhlentrieb. Dieser Mann, der gemeinsam mit Carl Barât und den Libertines den britischen Indie prägte wie kaum eine andere Band.

Was auch immer Doherty dazu brachte, sein Leben umzukrempeln, es scheint zu wirken. Ständig grinst er zu Gitarrist Mick rüber, lächelt ins Publikum oder konzentriert sich auf sein Gitarrenspiel. Das Konzert kommt roh, aus den Lautsprechern dröhnt der unverwechselbare schrullig-verschrobene Gitarrensound. Oftmals spielen die Babyshambles Songs nur kurz an oder variieren sie. Die Band experimentiert.

Neben "You Talk", "Pretty Sue" oder "Delivery" spielen die Engländer auch das wunderschöne "UnBilotitled". Spätestens dann scheint man einem der wohl einsamsten Menschen der Welt unglaublich nah und ertappt sich beim Mitsingen von Textpassagen wie "You think that you know me. You're pissing me off. You think that you own me
Why don't you fuck off?"

Doherty kommuniziert während des Gigs eigentlich überhaupt nicht mit dem Publikum. Höchstens animiert er die Zuschauer mal in die Hände zu klatschen. Auf die Bühne geworfene Zigaretten raucht er dagegen dankbar. Und sogar einen Sprung in die Menge genehmigt er sich dann, nur um wieder zielstrebig auf die Bühne zurück zu kehren.

Zum finalen Song "Fuck Forever" tobt der Club dann ein letztes Mal, bevor die Babyshambles verschwinden - ohne Zugabe. Was bleibt, ist der Eindruck eines wunderschönen, aber unspektakulären Konzerts, fernab jeglichen Doherty-Hypes. Er hat seine Muse wieder gefunden. Und Herrgott noch mal, man gönnt es diesem Typen einfach.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Babyshambles

2002, ein beliebiges Konzert der Libertines: es gibt erst ein Album der Band. Keine Hysterie. Und vor allem keine Klatschzeitungen, die über diesen jungen, …