laut.de-Kritik
Eine der größten Schnauzen im ganzen Rock-Business: Danko Jones.
Review von Michael EdeleIn Sachen Merchandise sind Backyard Babies definitiv der Headliner heute Abend. Wenn man sich den Stand so anschaut, bieten die Schweden neben den üblichen Shirts und anderen Klamotten noch Chucks mit ihrem Logo, Frisbees, Plektren und – Auflagen für Guitar Hero-Gitarren an! Wohl passend zu ihrem Video zur letzten Single Degenarated, die im Stil des Konsolen-Spiels gehalten ist.
Nicke könnte mit seinem Outfit aus Buntfaltenhose, Hemd, Weste und Schiebermütze in jedem Mafia-Streifen mitspielen, Dregen zappelt wie immer abgerissen über die Bühne und Basser Johan macht eher die Metal-Rampensau. Die Babies konzentrieren sich weitgehend auf das neue, bärenstarke und selbstbetitelte Album, vergessen dabei aber nicht die alten Klassiker wie "Making Enemies Is Good" oder "Made Me Madman". Dregen scheint zwar wieder voll auf irgendwas drauf zu sein, macht aber trotzdem eine tolle Show und wirkt auch bei seinen Gesangsparts weitgehend souverän. Geiler Gig der Jungs, der leider viel zu kurz ausfällt.
So ändern sich die Zeiten. Vor ein paar Jahre hat Danko noch für die Babies eröffnet, jetzt ist es andersrum. Die ersten Gigs des Kanadiers im Schlachthof fanden noch in der kleinen Räucherkammer statt, jetzt ist die Halle zu gut drei Vierteln gefüllt. Noch mehr zwischen den Songs labern eigentlich nur BossHoss, aber das gehört zu einer Show von Danko Jones einfach dazu. Der Mann ist der geborene Entertainer und weiß mit seinem Publikum umzugehen.
Da werden auch gern mal ein paar Nasen vom Schlachthof-Personal verarscht, die auf dem Dach der Theke stehen und sich von da aus in Logenposition das Konzert anschauen: "Thanks for paying double", grinst er ihnen entgegen und hat die Lacher (allerdings nicht deren Kohle) auf seiner Seite.
Bei all dem Gelaber vergisst Danko aber nie zu rocken und knallt sowohl diverse Tracks von letztjährigen "Never Too Loud"-Album, als auch von der kürzlich erst veröffentlichten "B-Sides"-Compilation unters Volk. Danko ist zwar der unmissverständliche Mittelpunkt der Show – was er auch nie vergisst zu betonen – doch ohne seine beiden Sidekicks Dan Cornelius (Drums) und Basser John Calabrese, wär die Show nur die halbe Miete.
Zwar hat von den beiden keiner die Aufmerksamkeit so nötig wie ihr Fronter, doch ein ähnlich solides und starkes Rhythmusduo muss man als Gitarrist erst mal finden. Das weiß der Kerl aber mit Sicherheit nur zu gut und setzt die beiden auch mal in Szene. Das Wiesbadener Publikum ist mit der Performance des Trios jedenfalls zufrieden und der Montag Abend gerettet.