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Mit:
Datum: 21. Mai 2002
Location: LKA-Longhorn
Stuttgart
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Viel zu erzählen haben die Jungs nicht, lieber lassen sie einen Klassiker nach dem anderen vom Stapel.

Review von Hagen Wäsche

"Suffer". Wer kennt es nicht. 1987 war es der Durchbruch einer Punk Rock Band aus Kalifornien, 15 Jahre später macht dieser Einstieg für Bad Religion noch immer jedes Konzert zum Heimspiel. Die Jungs um Greg Graffin wissen, was die Menge will und geben es ihr. Die eng gestaffelte, vordere Hälfte im LKA hat nach langer Wartezeit einen gehörigen Druck Richtung Hauptbühne aufgebaut, so dass der erste Akkord wie ein Befreiungsschlag wirkt. Keine Frage, der obligatorische Pogokreis ist schnell gebildet und selbst der gemäßigtere Fan am Rand muss seinen Becher Bier vor dem Vordermann in Sicherheit bringen. Auf "Suffer" folgt der nächste, allseits bekannte, Hit: Dies ist nur ein "Punk Rock Song". Spätestens jetzt haben sich auch die Schweißporen der mittleren bis hinteren Zuschauerreihen geöffnet, denn das bisschen Lüftung wird den 500 Zuschauern bei weitem nicht gerecht. Aber was soll's, wir sind ja auf einem Punk Rock Konzert.

Bad Religion, ohne Brett Gurewitz, spielen erst einmal eine Menge ihrer alten Sachen auf, was voll den Geschmack der Zuschauer trifft. "Generator" ist einer dieser Klassiker, der auch die letzten Reihen in Bewegung kommen lässt. Viel zu erzählen haben die Jungs zwischen den Stücken nicht, lieber lassen sie weiter einen Klassiker nach dem anderen vom Stapel. "Atomic Garden" ist der Anlass für die ersten Crowd-Surfer mal die Perspektive zu wechseln. Nachdem Bad Religion schon einen großen Teil ihrer Gassenhauer zum Besten gegeben haben, trauen sie sich endlich an das erste Stück ihrer neuen Platte "Process of Belief". Doch "Kyoto Now" schlägt genauso ein wie die Klassiker zuvor und gibt den Zuhören keine Verschnaufpause. Die bekommen sie erst, als Greg Graffins Mikro den Geist aufgibt und ausgewechselt werden muss.

Aber sofort geht es weiter in altbekannter Manier. Greg Hetson an der Gitarre hat schon jetzt, zur Halbzeit, ein enormes Laufpensum absolviert, das immer wieder von erstaunlichen Sprungattacken auf der Stelle unterbrochen wird. Ein ständiger Unruheherd auf rechts außen. Auch links der Bühne ist der zweite Gitarrist Brian Baker ziemlich aufgedreht und setzt sich und seine Les Paul vor allen Dingen mit solide gespielten Soli in Szene. Die Zuschauer danken es mit lautem Beifall. Jay Bentley am Bass ist da etwas ruhiger und konzentriert sich vor allem auf seine gefürchten Ahhs und Ohhs. Greg Graffin hingegen, der Kopf der Combo, nutzt die Tiefe der Bühne voll aus und verschwindet immer wieder im Dunkel, um dann mit einem Mal nach vorne zu stechen und sein Können unter Beweis zu stellen. "Along the Way", einer ihrer ältesten Songs, ist, wie die Reaktion der Zuschauer zeigt, der sportliche Höhepunkt. Kollektives Massenhüpfen ist angesagt, und selbst die älteren Semester unter den Besuchern können so mobilisiert werden.

Nach 80 Minuten und einer bis dahin gut vorwärts gehenden, von Klassikern geprägten, Vorstellung verlassen die Jungs von Bad Religion dann die Bühne um allen Ernstes ihren Auftritt zu beenden. Trotz der obligatorischen "Zugabe"-Rufe verweigern sie jegliche Draufgabe. Man könnte es als Frechheit auffassen, doch das Stuttgarter Publikum findet sich recht schnell damit ab und verlässt alsbald ohne größeres Murren das LKA.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Bad Religion

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