laut.de-Kritik
"Pferdestriegelmusik"? Einfach nur großartig!
Review von Vicky ButscherEntertainment ohne Schnickschnack. Über anderthalb Stunden großartige Musik mit leicht verklemmt und schwul anmutenden Tanzschritten. Eine Meute Musiker, die neben den Band-Köpfen Stuart Murdoch und Stevie Jackson meist nur wie Statisten aussehen und doch immer was zu tun haben (und sei es, dass die Cellistin zwischendurch nur ein Shaker-Ei schüttelt). Das sind Belle And Sebastian live.
Das Set könnte man ganz schnöde "ausgewogen" nennen. Belle And Sebastian vergessen - im Gegensatz zu manch anderer Band - auch ihre ersten Alben nicht. In den Live-Shows finden sich genauso Songs von ihrem inzwischen zehn Jahre alten Werk "If You're Feeling Sinister" oder den frühen EPs wie Stücke von den aktuelleren Platten "The Life Pursuit" und "Dear Catastrophe Waitress".
Vor allem die langsamen Tracks der ersten Platten zerren zwar live manchmal ein wenig an den Nerven und die Zeit in die Länge. Doch Songs wie "The Boy With The Arab Strab" oder "I'm A Cuckoo" und Stuarts Tanzeinlagen muntern sofort wieder auf. Nebenbei zeigt die Band auch Entertainment-Qualitäten: Da Stuart der Graben zwischen Bühne und Publikum zu groß ist, klettert er kurz entschlossen auf die Absperrung, singt den folgenden Song von dort, während er das Publikum bittet, sich hinzusetzen. Niemand widerspricht.
Andere sprachen nach dem Konzert von "Pferdestriegelmusik" und "Weltfriedenstimmung". Und wenn schon, der Großteil des Publikums ist begeistert. Die anderen haben die Schönheit dieser glücklichen Momente eh nicht verstanden ... und träumen davon, die noisy angehauchte Vorband Gravenhurst in einem abgedunkelten Mini-Club zu erleben.