laut.de-Kritik
Das Multi-Kulti-Trio hat den Rap mit der Muttermilch aufgesogen.
Review von Michael SchuhBEP heißt ausformuliert zwar nicht "burn every place", was am Abend des 26. März im ausverkauften Volkshaus ablief, kann anders aber kaum treffender umschrieben werden. Die Schuldigen des musikalischen Flächenbrands waren schnell ausgemacht: Apl De Ap, Will I Am und Taboo wüteten von Track eins an über die Bühnenbretter; please welcome the Black Eyed Peas.
Westcoast HipHop bezeichnet im Falle der Peas allerdings nur die Herkunft der Truppe, nicht etwa den ortsdefinierten Style. Denn wie schon auf ihrem Album "Bridging The Gap", sollte auch der Live-Auftritt zu einem munteren Crossover-Hopping zwischen Jazz, Funk, Latin und Rap werden, der scheinbar nur ein Kriterium zulässt: den Groove. Was mit Liveband im Rücken auch eindrucksvoll vermittelt werden konnte.
Anfängliche Verstimmtheiten, da ein DJ bis 23 Uhr (großartige) Turntable-Arbeit verrichtete, verstummten schließlich beim dicken HipHop-Auftakt. Das Volkshaus wurde zur Hüpfburg, auch ein voller Getränketresen musste kurz Bodenkontakt aufnehmen. Bei den etwas ruhigeren Nummern wie "Get Original" oder "Cali To New York" (das auch ohne De La Soul überzeugte) blieb dann genug Zeit, den artistischen Clownereien des Trios zu folgen.
Allen voran Apl De Ap, der mit Kopfbedeckung und wirrsten Gestikulierungen allein das Eintrittsgeld wert war. Auch seine Kollegen glänzten mit Imitationen von Genre-Bösewichten wie Guru, B-Real und Busta Rhymes. Und auch sonst geht es den Peas vor allem um positive Vibes. Gegen Ende der Show setzte Will I Am zu einem Peace & Love-Monolog an, der dennoch nicht demagogisch rüberkam, da es an Humor nie mangelte: "If you don't want your mother to be treated like in a Tupac video then don't buy his records." Dem Gangsta Rap eins überzuziehen, können sie sich eben locker leisten, ganz einfach weil ihr Soundcocktail keine qualitativen Fragen offen lässt.
Witzig auch kurze B-Boy-Einlagen und ausgesprochen mutig Will I Ams Sprung von der Zuschauerbrüstung in den Innenraum, was gute 3 Meter Höhe gewesen sein müssen. Fraglich nur, warum man diesmal auf eine Sängerin verzichtete, die so manchen Refrain mit physischer Präsenz vergoldet hätte. Gerade Macy Grays Auftritt in "Request Line" ist zu allerletzt von der Konserve zu ersetzen. Dennoch bleibt ein Abend erstklassiger Wortakrobatik im Gedächtnis hängen, und man muss den Jungs einfach zustimmen, wenn sie großspurig behaupten: "BEP control the area".