laut.de-Kritik
Oldschool ist cool.
Review von Andreas DittmannOb sich Black Flag wohl in den letzten Wochen mal gegoogelt haben? Das kann einen eingefleischten Hardcore-Fan nämlich arg deprimieren: Gefühlt vier von fünf angezeigten Seiten handeln vom vierten Teil des PC- und Konsolenspiels Assassin's Creed: Black Flag. Für die Hardcore-Pioniere scheint sich kaum noch jemand zu interessieren.
Dabei ist es ja eigentlich schon sensationell: 28 Jahre nach dem letzten Release erscheint ein neues Album – mit einem, sagen wir mal, gewagten Cover. Fast zeitgleich startet eine zweite Black Flag-Reunion unter dem Namen Flag. Henry Rollins ist bei keinem der Projekte dabei, dafür immerhin ein Gründungsmitglied: Greg Ginn, der drei seiner alten Kameraden zusammenrief und ein 22-Track starkes Album aufnahm.
"What The..." klingt zum Glück nicht so, wie das Cover aussieht: irgendwie hingerotzt und am PC mehr schlecht als recht bearbeitet. Nein, die Platte hat Hand und Fuß, macht Laune, vereint einen großen Haufen an kräftigen Songs, lässt einen aber am Ende mit einem Achselzucken zurück. Die Dringlichkeit, die Black Flag früher mal hatten, das Neue, unerwartet Harte und Brutale, davon ist nicht mehr viel übrig.
Die Songs auf "What The..." sind energetisch, wild und leidenschaftlich. Aber sie unterscheiden sich ungefähr so wie Tick, Trick und Track untereinander. Und jetzt stellen wir uns mal vor, Donald müsste nicht drei sondern 22 Neffen auseinander halten. Nur Details ändern sich von Song zu Song. Die Riffs toben die meiste Zeit zwischen Oldschool-Hardcore, Death-Notes, schnellen Funk-Melodien und Postcore-Groove - der Sound bleibt immer der gleiche. Sogar die Gitarrensoli ähneln sich wie ein stark verzerrtes Ei dem anderen. Schlagzeug und Bass sind kaum der Rede wert, und auch Ron Reyes bringt mit seinem kratzigen Organ wenig Abwechslung in die Songs.
Und so bleiben am Ende eigentlich nur drei Songs wirklich hängen: Allen voran der Opener "My Heart's Pumping", weil er den Hörer wunderbar in die CD reinzieht und den Groove für die restlichen Songs vorgibt. "Down In The Dirt" und "Off My Shoulders" sind deshalb bemerkenswert, weil sie als einzige länger als drei Minuten dauern. Alle anderen Tracks knacken kaum mal die zwei Minuten Marke.
Spätestens seit Ceremony wissen es ja alle Hardcore-Kids: Oldschool ist cool. Das hätte also was für Black Flag werden können. Aber für ein richtig tolles Comeback hätte die Band wirklich ausmisten müssen: zwölf Songs in den Mülleimer, den Rest auf das Album. So wird eine gute, starke und kurzweilige Platte draus. Für Vinyl-Liebhaber, die gerne immer nur eine Seite der Schallplatte hören.
6 Kommentare mit 2 Antworten
Der Sound ist das letzte und das ganze Album einfach nur fürchterlich monoton und anstrengend; aber nicht im Sinne einer lohnenden Anstrengung, aus der man irgendwas gewinnen kann, sondern im Sinne einer ganz üblen, den Gehörgang strapazierenden Anstrengung, die einen wünschen lässt, das, was man gerade gehört hat, irgendwie auskotzen zu können. Ganz, ganz schrecklicher Mist und ihren früheren Alben (v.a. natürlich "Damaged") absolut unwürdig.
Oh ist das Cover aber niedlich.
knuffogstes cover des jahres
dafuer wuerden blink 182 sich ja schaemen
totale enttäuschung.ist ja hier mir 3/5 noch gut weggekommen.bei mir hat sich da kein einziger song festgesetzt, alles so vorbeigerumpelt.und des cover ist wirklich zum kotzen
Schade Schade. Lauwarme Alterswerke braucht doch echt kein Mensch. Ist schon bei den Misfits unnötig gewesen. Hoffentlich kommen nicht noch die Dead Kennedys auf die Idee irgendwas auf den Markt zu werfen.
Es tut mir ja leid, aber das ist ein ganz miserables Review. Nichts, kein Wort wird darüber verloren, dass hier zwar "Black Flag" draufsteht aber so gar nicht Black Flag drin ist. Herr Dittmann, Sie haben verpasst was die letzten Monate so abging mit Ginn, Morris und Rollins? Dann frage ich mich was sie legitimiert sich Musikjournalist zu schimpfen. Machen Sie Ihre Hausaufgaben.
http://noisey.vice.com/de/blog/was-zur-hoe…