Details

Mit:
Datum: 12. Mai 2006
Location: Pulp
Wanheimer Strasse 231a
47053 Duisburg
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Finnische Sauna mit Blackmail und Snowpatrol.

Review von Bine Jankowski

Obwohl der Industrieperle Duisburg an diesem Abend eine sommerlich warme Brise um die kohlengeschwärzte Nase weht, zieht es die Kinder und Kindeskinder der fleißigen Bergleute zur Dunkelheit. Doch nicht der Instinkt, sondern ein Eins Live-Radiokonzert mit Blackmail und Snowpatrol lockt das junge Volk gegen Sonnenuntergang in die Konzerthöhle.

Richtig gelesen. Anstatt diese musikalische Zusammenkunft in einem üblichen Milieu aus kahlen Betonwänden und ein paar bunten Leuchten abzuhalten, sprießen im Pulp Stalaktiten aus der Hallendecke. Düster, gar geheimnisvoll wirkt die künstliche Grotte und generiert damit die perfekte Atmosphäre für den ersten Auftritt des Abends.

Das Aufflackern einer Videoinstallation zieht die Aufmerksamkeit des schwitzenden - anders als natürliche Höhlen verfügt die "Grotte" nicht über deren angenehmes Klima, sondern präsentiert sich als Paradebeispiel für finnische Saunas - Publikums gen Bühne. Während der geräuschvolle Countdown dem Ende entgegen tickt, schleichen sich Blackmail zu ihren Instrumenten. Mit dem Aufleuchten der Null erzittern zahlreiche Stofftropfsteine unter der gewaltigen Geräuschkulisse der Koblenzer.

Zu der rauen Melancholie von Aydo Abays Stimme jagt die Band ein Soundgewitter durch den felsigen Saal, dass manch einem trotz der brütenden Hitze eine Gänsehaut wächst. Allgegenwärtig auch die Filmchen auf den beiden Bildschirmen hinter den Musikern. Wirkungssymbiotisch vermischen sich hier Schwarzweiß-Videos von Kränen, Großstadtskylines und schreienden Gesichtern zu den Klängen des neuen Albums "Aerial View". Nach einer Dreiviertelstunde ist der gelungene Spuk allerdings schon zu Ende.

Nach einer Umbaupause und - je nach Belieben - Schweinebraten, Gerstensaft oder Sprudelwasser im Rittersaal des Event-Schlosses Pulp später, stehen Snow Patrol aus Glasgow auf den Brettern. Nach dem Blackmailschen Unwetter schlagen die fünf Jungs heitere Töne an. Etliche Besucher der nun aus allen Nähten platzenden Konzerthöhle fühlen sich zu einem Tänzchen hingerissen, wippende Zehen sieht man überall. Angesichts der ausufernden Gestik des Snow Patrol-Sängers Gary Lightbody bleibt ein gesteigerter Bewegungsdrang auch unmöglich aus. Der langhaarige Schotte fuchtelt mehr mit den Händen, als das er sich um seine Gitarre kümmert.

Trotz der teilweise grotesken Handzeichen kommt nur eine Botschaft rüber: Die ungestüme Spielfreude der Garagerocker. Bevor schließlich die geübten Radio-DJs die Plattenteller in der Grotte rotieren lassen, entschuldigt sich Gary noch sehr charmant für seine nicht vorhandenen Deutschkenntnisse und Snow Patrol lassen ihren letzten Song durch die Halle klingen.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Blackmail

Als im Oktober 1997 das selbstbetitelte Erstlingswerk der Koblenzer Combo Blackmail auf den Markt kommt, ahnt man schnell: Hier entsteht Großes. Gitarrenmusik …