19. November 2004
"Du musst nicht 500.000 mal sagen, dass du deine Mutter fickst ..."
Interview geführt von Philipp GässleinBushido lässt sich nicht von einem Majorlabel in die Knie zwingen. Als er kurz nach Release seines neuen Albums "Electro Ghetto" für LAUT ein Telefoninterview gibt, erzählt er, dass er seinen Promotag verschlafen hat - obwohl der erst nachmittags los ging. Auch sonst präsentiert sich der Berliner als erstaunlich sympathischer Gesprächspartner. Nichts von Goldketten behängter Drogendealer-Klischee-Mentalität, vielmehr ein netter Kerl von der Straße, der auf das, was er erreicht hat, stolz sein kann.
Auf deinem letzten Album hast du ein Stück vom "Wunderbare Welt der Amélie"-Soundtrack gesampelt. Wie kamst du ausgerechnet darauf, zumal der Beat musikalisch überhaupt nicht ins Gesamtbild passte?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab den Film gar nicht selber gesehen. Es war einfach Zufall. Du findest es halt irgendwie, überlegst dir, welchen Teil davon du dir vorstellen könntest, legst dann deinen Beat drunter und fertig. Ich weiß auch nicht, ob es nicht ins Konzept des letzten Albums gepasst hat, denn ich hatte dafür gar kein Konzept. Ich habe einfach meine Tracks gemacht, Intro gesprochen, und dann war es cool.
Die Beats deines neuen Albums wirken im Vergleich zum Vorgänger weniger energetisch und aggressiv, dafür besser arrangiert. Hast du dir mit dieser Zielsetzung so viele Gastproduzenten ins Boot geholt?
Naja, das ist jetzt mein viertes Album. Die ersten beiden habe ich komplett alleine produziert, bei "Vom Bordstein bis zur Skyline" war sonst nur Ilan beteiligt. Jetzt war es eben günstig, ich konnte mir viel Zeit für mein Album nehmen, also wollte ich so viele wie möglich darin involvieren. Also nicht unbedingt so viele wie möglich, sondern eben die Leute, die ich schätze, musikalisch wie auch persönlich. Ich habe mir die Leute nicht eingekauft, weißt du? Ich habe keinen Katalog genommen und gesagt, so, ich hätte jetzt gerne einen Beat von Rasputin mit 'nem Part von Azad und Gesang von Cassandra. Das sind Leute, die ich alle kenne, und ich hatte einfach Lust, zu Desue, den Beathoavenz und Rasputin zu gehen und mir dort Beats zu holen. Natürlich wollte ich auch selber wieder welche machen. Ich werde auch bei den nächsten Projekten, dem Album mit Saad und meinem nächsten Soloalbum, das nächstes Jahr erscheinen soll, wieder alles selbst produzieren. Ich weiß jetzt schon, 2005 erscheint das neue Bushido-Album, und kann konzentriert Stück für Stück daran arbeiten und muss mich nicht wieder ein halbes Jahr mit irgendwelchen Ex-Labels rumstreiten. Ich habe jetzt ein Album rausgebracht, das heißt, jetzt muss erst mal Werbung gemacht werden, Ende des Jahres gehe ich mit Azad auf Tour, und dann steht das nächste Projekt an.
Dein Album ist auf Platz drei in die Trendcharts eingestiegen. Hättest du mit einem derartigen Erfolg gerechnet?
Naja, Platz drei ist schon ein immenser Erfolg. Du musst das ja in Relation setzen. Erstens, dir anschauen, wer ist auf den ersten beiden Plätzen, Zweitens, wer ist dahinter, weißt du, was ich meine? Da sind Leute wie die Hosen, Rammstein, Fanta 4, die Ärzte und Wolfgang Petry. Deswegen kann ich schon sehr stolz auf den Erfolg sein, zumal es ein sehr fetter Monat war, in dem Urgesteine der Musikbranche ihre Platten released haben. Auf den Plätzen vor mir sind Depeche Mode, die gibt es schon hundert Millionen Jahre, und Robbie Williams. Darüber brauchen wir uns natürlich nicht unterhalten. Es wäre völlig utopisch, zu denken, man könnte an diesen beiden vorbeikommen. Immerhin hat man seit meiner letzten Single schon über ein Jahr nichts mehr von mir gehört. Verkauf mal unter solchen Umständen mehr Alben als Die Ärzte oder Rammstein, die locker mal 30.000 am Tag loswerden. Ich hätte es nicht gedacht. Ich habe aber auch ehrlich gesagt nicht groß darüber nachgedacht. Aber ich freue mich natürlich wahnsinnig, dass es auch nach einem Jahr der Abstinenz noch so viele Leute gibt, die mich unterstützen.
Auf Electro Ghetto zeigst du ja das erste Mal deine tiefgründige Seite ...
Ne. Du meinst sicher den Track mit Cassandra, Schmetterling und Teufelskreis. Aber es gab auf jedem Bushidoalbum mindestens einen solchen Track. Ob es "Stupid White Man" oder "Schau mich an" oder "Wie ein Engel" war, es gab immer einen Track, der völlig anders war als das, was man sonst von mir erwartet hat. Und wenn man, wie ich jetzt mit Universal, ein Label hat, das einem keine Vorschriften macht und sagt: "Los, komm, Bushido, mach deine Musik, Alter", dann liegt alles an dir selbst. Und ich wollte bei jedem Album auch was Persönliches schreiben, bei dem die Leute sagen: "Guck mal Alter, das ist was, was ihn selber berührt hat." Du musst nicht 500.000 mal sagen, dass du deine Mutter fickst, weißt du? Das kann jeder, da könnte jeder Typ an der Ecke ein Album aufnehmen. Es liegt an einem selbst, wie der Anspruch an einen selbst ist. Und ich möchte auf solche Tracks wie "Schmetterling" nicht verzichten.
Du erwähntest gerade, dass Universal dir alle Freiheiten lässt. War das bei AggroBerlin nicht so?
Ääääh ... najaaaa ... also es war bestimmt nicht so, dass man Riegel vorgeschoben bekommen hat. Immerhin ist das ja ein Undergroundlabel. Die setzen den Majors Hörner auf und sind die ganz bösen Jungs. Ich war bei AggroBerlin relativ frei, so wie ich es wollte. Bei Universal bin ich nicht unfreier. Das liegt aber auch an mir als Person, ich bin halt keiner, der sich reinreden lässt. Die können von mir natürlich erwarten, dass ich ein Interview mit LAUT mache, aber sie können nicht von mir erwarten, dass ich irgendwelche Wörter umschreibe, weißt du, wie ich meine?
Wie kommt es, dass auf deiner neuen Platte kein Feature mit Fler zu finden ist?
Das kommt daher, dass er bei AggroBerlin geblieben ist und sich halt sehr sehr stark zu denen hingezogen fühlt. Ich habe mit ihm kein Feature gemacht, weil ich auch keinen persönlichen Kontakt mehr zu ihm habe. Ich habe ihn das letzte Mal von ein paar Monaten aus Versehen beim Friseur getroffen, man sagt sich halt "Hallo" und wieder "Tschüss". Die Sache mit AggroBerlin hat auf jeden Fall unser Privatleben gebumst, und es gibt da keinen Kontakt mehr, deshalb ist es für mich nicht notwendig, dass er auf meinem Album drauf ist. Ebenso wenig werde ich auf seinem Album mit drauf sein. Es ist für uns beide okay, wir können beide auch ohne einander leben, insofern ...
Du beschreibst das Verhältnis zu den Aggro-Bossen auf deiner Homepage als ziemlich gestört, und Specter bekommt bei "Gemein wie 100" ja auch sein Fett weg ...
Ja.
... wie ist es zu einem so krassen Split gekommen, obwohl ihr ja eigentlich Hand in Hand diesen wahnsinnigen Erfolg geschafft habt?
Gute Frage. Ich denke mal, dass da einfach zu viel Persönliches mit im Raum gestanden hat, weißt du? Wenn Bushido beim Chef sitzt und sagt, er möchte gerne Aggro Berlin verlassen, dann nimmt man das viel zu persönlich. Es hat halt nicht geklappt, da einfach nur auf der geschäftlichen Ebene zu bleiben. Und das ist okay, jeder kann Fehler machen, und ich habe sicher ebenso viele Fehler gemacht wie AggroBerlin. Wenn jemand bei BMW arbeitet, egal ob in der Chefetage oder am Fließband, und gerne woanders arbeiten oder zumindest von BMW weg möchte, dann kündigt er halt. Die sagen ihm dann: "Ja, dann reichen sie mal formell ihre Kündigung ein", dann wünschen sie sich viel Glück, und dann steht es ihm frei, bei VW zu arbeiten, bei Audi oder auch bei der Trabbi AG. Und die Leute bei BMW werden es ihm nicht übel nehmen. Ich wollte einfach von Aggro weg, aus persönlichen Gründen, die eigentlich auch nur die was angehen, die davon betroffen sind. Ich bin es den Leuten bei Aggro schuldig, dass ich persönliche Sachen auch persönlich kläre und sie nicht in die Welt heraustrage. Ich wollte einfach nur da weg, wohin auch immer. Und daraus wurde dann halt ein krass persönlicher Konflikt, bis ich irgendwann sagen musste :"Hey, da gibt's jetzt gar nichts mehr zu quatschen". Der einzige, der mir dort was bedeutet, und über dessen Erfolg ich mich auch auf jeden Fall freue, ist Fler, alle anderen können mich am Arsch lecken. Das ist andersrum natürlich genauso. Für die bin ich kein Freund, ganz im Gegenteil, für die bin ich jemand, der vom Label weggegangen ist, und jetzt werfen die mir halt irgendwelche charakterlichen Fehler vor. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, da weg zu sein, dass ich froh bin, jetzt bei Universal zu sein, und ich bin froh, dass die Zeit vorbei ist, wo mich alle darauf anquatschen. Dass du es machst, ist cool, denn es interessiert dich, und wenn dich was interessiert, dann frag einfach, egal was es ist. Es liegt immer noch an mir, zu antworten. Ich habe damit kein Problem, aber du musst halt sehen, wenn du die letzten zwei Monate ausschließlich damit verbracht hast, wird es irgendwann langweilig. Ich hoffe halt, dass das Thema irgendwann in sechs oder sieben Monaten gegessen ist. Ich habe meinen Arbeitgeber gewechselt, und das ist marktwirtschaftlich gesehen kein großer Akt.
Stehst du demzufolge hinter Azad bei dessen Beef mit Sido? Immerhin disst er auf deiner Platte deinen Ex-Kollegen.
Ich schlage mich weder auf Sidos noch auf Azads Seite. Wenn ich müsste, wäre es Azads, ganz klar. Ich bin der Sache gegenüber neutral, das berührt mich nicht, das geht nur die beiden was an. Wenn sie es schaffen, es untereinander zu klären - wie auch immer, ob sie sich jetzt die Köpfe einschlagen, sich dissen oder sich vertragen - ist es gut. Wenn Azad Hilfe bräuchte, weiß er genau, dass er auf mich zählen kann, aber ich habe damit nichts zu tun. Ich habe meine eigenen Sachen. Ich bin mittlerweile Azads Freund geworden, wenn er irgendetwas braucht, ist das okay, aber ich weiß, dass er das alleine schafft. Wenn er ihn verprügeln will, kann er das auch. Ich will da bloß nicht reingezogen werden. Wenn ein Freund was von mir erbittet, helfe ich gerne, aber ansonsten halte ich mich raus. Ich bin auch ganz froh drüber, dass diese Geschichte langsam vom Tisch ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Sache gegessen ist und die beiden sich lieb haben, aber es ist einfach nicht mehr aktuell. Die beiden können sich halt nicht leiden, und sie sollten sich einfach aus dem Weg gehen und ihr Ding machen. Dann ist alles okay. Wenn mir keiner auf den Sack geht, ist alles ok.
Würdest du also sagen, dass Eko Fresh dir auf den Sack gegangen ist?
Eko ist mir im Nachhinein auf den Sack gegangen.
Aber du hast ihn doch auch schon gedisst, als er noch bei Savas gesignt war?
Ja, aber das ist mir ja egal. Wenn ich ein Problem mit jemandem habe, dann sage ich das so, und dann ändert es nichts daran, ob er bei Savas unter Vertrag ist, war oder sein wird. Ist mir scheißegal. Ich habe ein Problem mit Eko gehabt, aber nicht mit Savas. Und nur, weil Eko Angestellter bei Savas ist, muss ich ihm deshalb nicht auf die Eier gehen.
Natürlich nicht ...
Ich habe mit Eko geredet. Ich habe meine Meinung geäußert. Die Meinung war nicht positiv. Damit Punkt. Für einen Berliner habe ich meine Meinung sogar noch relativ gut geäußert. Im Nachhinein, als die Trennung vollzogen war, habe ich ihn in Köln getroffen und mit ihm die Sache bequatscht. Ich habe zu ihm gesagt 'Hey Eko, deswegen, deswegen und deswegen konnte ich dich nicht leiden, das und das hat mich gestört'. Er antwortete: 'Ja, du hast Recht' oder 'Ist mir egal, das werde ich nicht ändern' und solche Sachen und hat gesagt, was er nicht gut fand bla bla. Ich habe auf jeden Fall gesehen, dass er ein netter Typ ist, der keinen Streit sucht. Jeder, der ihn kennen gelernt hat, weiß: Eko tut keinem was. Er ist cool, weißt du? Und dann habe ich auch kein Problem, ihm die Hand zu geben. Ich habe Respekt vor ihm als Mensch, ich habe Respekt vor Valezka. Deswegen haben wir ja auch einen Track zusammen aufgenommen. Wir wollten halt sehen, ob das überhaupt geht. Ich meine, wir sind Rapper, was sollen wir denn machen? Sollen wir uns treffen und dann gegenseitig die Augenbrauen zupfen? Wir sind Rapper, wir haben das einfach im Blut. Drei Tage später habe ich dann gesagt: 'Hey, der Track ist cool, behalt ihn einfach so, aber lass ihn uns nicht rausbringen. Nicht als Maxi, nicht auf meinem Album, nicht auf deinem Album und auch auf keinem Sampler. Lass uns einfach so verbleiben.' Dann kam es leider zu diesem Unfall mit diesem Track, der auf dem "Electro Ghetto"-Player zu hören war. Ich habe Eko gedisst auf diesem Track, wollte ihn aber, nachdem ich Eko kennen gelernt habe, aus der Playlist rausnehmen, weil ich es nicht mehr für nötig hielt, ihn noch mal zu dissen. Ich hatte ja auch keinen Grund mehr. Er hat mich nicht mehr gestört, er ist so, wie er ist, er macht, was er macht. Und er hat aufgehört, dieser krasse Typ zu sein, oder vielmehr, sein zu wollen. Ab dem Moment, wo er zur Bravo gegangen ist und angefangen hat, für Catterfield Texte zu schreiben, hatte ich auch kein Problem mehr mit ihm. Das ist sein Genre, und wenn er sich dazu berufen fühlt, dort sein Glück und sein Geld zu machen, dann soll er es tun. Er stellt sich ja nicht hin und meint, dass er aus dem Ghetto kommt. Ich würde zum Beispiel auch nie Britney Spears dissen, denn die Frau hat mit mir gar nichts zu tun. Und so hat auch Eko bei der Bravo Super Show oder Sido bei The Dome nichts mit mir zu tun. Ich hatte halt das Album draußen, dann war das zu tun und dies zu tun, bin durch die Gegend gereist, und Ilan hat nebenbei halt die Sachen für den "Electro Ghetto"-Player fertig gemacht und die Tracks freigegeben. Als ich ihn mir dann angehört habe, dachte ich mir 'Nein, Idiot, ich habe den Disstrack nicht gelöscht'. Und dann stand er im Internet, die Leute haben darüber geredet, und Eko hat sich verarscht gefühlt.
Verständlich ...
Ja, klar. Sehe ich genau so. Guck mal, ich geh zu ihm, gebe ihm die Hand, er kommt nach Berlin, ich lade ihn zum Inder ein, alles ist cool, Valezka schreibt mich auf die Gästeliste von irgendwelchen Konzerten, und eine Woche später sieht er einen neuen Disstrack von mir im Netz. Aber gerade da kann man sehen, dass das von mir nicht beabsichtigt war, weißt du? Warum sollte ich jetzt hier rumhängen, und mit dir am Telefon reden, wenn ich dann auflege und rumerzähle: 'Mann, Philipp ist so ein Spast'. Weißt du? Da sage ich dann lieber: 'Pass auf, Philipp, irgendwie komme ich mit dir nicht klar, entweder canceln wir das Interview oder ich führe es mit jemand anderem.' Genauso kannst du sagen: 'Bushido, ich wollte ja das Interview mit dir führen, aber irgendwie bist du mir zu behindert, lass uns die Sache vergessen.' Dann habe ich auch kein Problem damit, weißt du? Keiner von uns. Das ist halt alles unglücklich gelaufen. Womit ich dann im Nachhinein ein Problem hatte, war: Natürlich kann er sich dazu äußern und sagen, dass er es nicht korrekt fand. Er hat mir auch eine SMS geschickt, in der er aufgebracht 'He, was soll das bla bla' geschrieben hat. Auf so etwas reagiere ich nicht. Wenn er vernünftig ist und anruft und meint: 'Hey, pass mal auf, was soll das? Was ist da schief gelaufen?' antworte ich: 'Hey Alter, pass auf, tut mir übertrieben leid', und damit ist die Sache geklärt. Aber nein, es wird gleich wieder für irgendwelche Werbung, Promo von ihm verwendet, und er muss wie im Irakkrieg so eine komische Videobotschaft ins Internet stellen. Und diese Leute im Internet, die mich dann als Lügner beschimpfen oder dieses Missgeschick, das eigentlich nur Eko und mich betrifft, auf meinen Charakter beziehen. Sie können meine Musik mögen oder nicht, meine Beats gut finden oder auch scheiße, sie können mein Gesicht mögen oder nicht, aber sie sollen sich nicht anmaßen, über mich als Person zu urteilen. Das hat mich halt ziemlich enttäuscht. Wenn Eko diese Sache als Promo nutzt, ist es sein gutes Recht, er kann das machen, wie er möchte, aber ich fand es halt einfach scheiße. Ich habe das jetzt schon einige Male erklärt, und finde nicht, dass ich mich für den Track mit Eko schämen müsste. Es ist ja nicht so, als hätte ich einen Mann gebumst. Ein Track mit Eko, was heißt das denn schon? Habe ich jetzt deswegen HIV? Fallen mir da jetzt die Haare aus? Ich habe den Track gemacht, wir wollten ihn nicht rausbringen, und das wars. Ihr könnt darüber reden, was ich rausbringe, aber nicht über das, was bei mir daheim in der Spüle rumliegt. Und wenn ich einen Track mit Wolle Petry aufnehme, Alter, das hat keinen zu interessieren! Ich habe den Track nicht rausgebracht, also existiert er nicht für mich. Wenn mich jemand fragt, ob es den Track gibt, dann sage ich nein, denn ich habe ihn nie released. Was ich in meinem Studio rumliegen habe, was ich heute getrunken habe oder ob meine Kacke grün ist, weil ich Spinat gegessen habe, das geht niemanden was an. Das ist meine Sache. Ich betrachte das aber auch als abgeschlossen, und ich möchte den Stand, den ich mir jetzt gerade mit Universal erarbeite, nicht für so etwas missbrauchen. Wenn mich jemand in Zukunft fragt, kann ich sagen: 'Pass auf, ich habe LAUT ein Interview gegeben, da ist die Sache mit Eko beschrieben, wenn du Fragen hast, ließ es dir durch, das hat Philipp mit mir geführt', verstehst du? Das ist jetzt eines der letzten Male, dass ich da überhaupt drüber rede.
Wie verbleibt das Verhältnis zwischen euch beiden jetzt?
Wir werden halt nie miteinander heiraten, das war eh klar. Ich respektiere ihn nach wie vor. Die eine Hälfte der Leute sagt halt jetzt: "Okay, Bushido macht jetzt ein Album mit Eko, der will halt auch in die Bravo", die andere Hälfte sagt "Oh, jetzt kommt Bushido mit all seinen Jungs nach Köln". Ich habe mit Eko geredet, ich habe mich für den Teil, der mein Fehler war, entschuldigt, und er soll jetzt machen, was er will. Wenn er irgendwann mal in Berlin ist, und mich sehen möchte, kann er das gerne machen. Aber er ist keiner aus meinem Freundeskreis.
Themenwechsel: Du bist gerade dabei, dein eigenes Sublabel an den Start zu bringen ...
Jaaa, ich sehe mich eigentlich nicht unbedingt als Plattenboss oder Labelchef oder irgendwas, ich habe eine Truppe, mit der ich Musik mache. Saad, Ilan und so. Das ist "Ersguterjunge". Das Logo ist auf meiner Platte, obwohl ja eigentlich Universal sie rausgebracht hat. Ob sich das in Zukunft zu einem richtigen Label entwickelt, sei dahingestellt. Ich habe im Moment auch zu viel andere Dinge zu tun, als dass ich mich darum kümmern könnte.
Mit welchem Musiker egal welchen Genres würdest du gerne zusammenarbeiten?
Wenn ich es mir aussuchen könnte und alles egal wäre ... auf jeden Fall mit Rammstein. Ich habe ja schon den Remix für sie gemacht, aber ein Remix ist ja nur eine begrenzte Art von Zusammenarbeit. Das Neuverfassen von etwas Bestehenden. Wenn du mich fragst: "Mit wem würdest du dich gerne treffen, an einen Tisch setzen, dir eine Idee überlegen und einen Track draus machen?" dann lautet die Antwort auf jeden Fall: Rammstein. Alle nationalen Künstler, die ich schätze, sind jetzt auf meinem Album mit drauf, das Feld wäre abgedeckt. Damit habe ich meine Träume und Wünsche erfüllt. Wenn ich noch einen offen hätte, würde ich mich gerne mal mit Rammstein treffen und mir mit denen überlegen, was wir zusammen machen könnten.
Würdest du dich mit Rammstein vergleichen, so als Enfant Terrible des jeweiligen Genres?
Nein, auf keinen Fall. Ich möchte mir nicht anmaßen, mich mit denen zu vergleichen. Wenn ich es als deutscher Rapper mal geschafft habe, in Amerika Platin zu gehen, dann würde ich sagen, wir haben ungefähr den selben Erfolg, oder wenn ich es schaffe, in 16 Ländern auf Platz eins zu gehen, unter anderem in Mexiko. Natürlich haben wir beide als extrem polarisierende Künstler viel gemeinsam, aber Rammstein sind Rammstein, Bushido ist Bushido, ich respektiere Rammstein für alles, was sie gemacht haben. Als wir uns mal getroffen haben, fand ich sie auch voll in Ordnung. Das mit dem Track werde ich sie vielleicht mal fragen, das wäre eine coole Sache.
Danke für das Interview.
Das Interview führte Philipp Gässlein
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