laut.de-Kritik
Common kennt die Wahrheit des Hip Hop. In Zürich ließ er uns an ihr teilhaben ...
Review von Alexander EngelenCommon kennt die Wahrheit des Hip Hop. Zumindest kam er dieser auf seinem Konzert im Züricher X-Tra verdammt nahe. Bei denjenigen, die das übertrieben finden, sollte ich mich wohl gleich zu Beginn entschuldigen. Sorry, aber ich schreibe diese Review auf den Knien.
Mit der Unterstützung eines Percussionisten, Live-Keyboards und DJ Dummy, der dieser Bezeichnung im Laufe des Abends mehr als gerecht wurde, lud Common auf seine Basement Party. Eine Basement Party, die als Blaupause für den perfekten Abend steht. Common präsentierte in Zürich nicht nur sein Album "Be", er lieferte auch eine Show – durchgeplant, abwechslungsreich, intelligent, emotional und mitreißend. Das ist selten im Hip Hop.
Vier Säulen tragen Hip Hop: DJing, Breakdance, Graffiti und Rap. Der Wahrheit von Hip Hop kommt man jedoch erst dann nahe, wenn man die breite Palette der Attitüden und Ausformungen abdecken kann, die aus diesen Säulen entstanden sind. Hip Hop scheint so groß wie nie zuvor. Das weiß auch Common.
So erklärte er in Zürich Hip Hop und er erklärte sich selbst. Er rappte, freestylte und breakte. Er nahm sich Zeit, über Gott zu reden und über seine Kritiker, die ihn nach seinem Psychodelic-Rap Album "Electric Circus" bereits abgeschrieben hatten. Er telefonierte mit Mos Def und Talib Kweli und er besang eine Lady aus dem Publikum. Und bei allem hatte er dieses unverschämt sympathische Lächeln auf den Lippen. Offensichtlich gefiel es ihm auf der Bühne. Wie heißt es so wunderbar auf seinem Album? "Presence is a gift and I just want to be".
Und wahrscheinlich liegt genau auch darin die Wahrheit von Hip Hop. Seit den Anfängen des Genres steht nicht ohne Grund der Begriff "real" in endloser Diskussion. Ohne Zweifel war Lonnie Rashid Lynn an diesem Abend in Zürich "real". Sonst hätte er kaum knapp zwei Stunden lang das gesamte Publikum in seinen Bann gezogen, die Stimmung von Anfang bis Ende auf einem Level zwischen Emotion und Power gehalten und dem Bandana-tragenden Hip Hop-Homie neben mir Tränen in die Augen getrieben.