Details

Mit:
Datum: 9. Januar 2003
Location: Gebäude 9
Deutz-Mülheimer-Straße 127-129
51063 Köln
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Ein herzerwärmender Abend mit Vocalgrooves im New Wave-Format.

Review von Martin Mengele

Bei dieser Arschkälte bleibt man besser daheim - minus 6 Grad - bibber! Oder man begibt sich ins kuschelige Gebäude 9, wo Martin Gretschmann und seine Band erstmals ihr neues Album vorstellen, welches am 13. Januar erscheint. Bei ihrem letzten Auftritt hier im Bürgerhaus Stollwerck im Rahmen der Popkomm 2002 wurden schon ein paar Happen goutiert. Die Weilheimer hatten allerdings technische Probleme, sprich: Gretsches Powerbook rauchte zwischendurch mehrmals ab. Die Popkomm-Gemeinde war trotzdem von seinem verschmitzten Pausenclown-Humor angetan.

Turner sollte zum Bühnevorglühen kommen, war aber vielleicht wegen der eisigen Kälte nicht abkömmlich. So nahm sich kurzfristig das Kölner Trio Coloma der Aufgabe an. Instrumentieren und experimentieren, so ihre Devise. Eine Steelguitar mit einem Keyboard zu kombinieren und darüber verspielte Synthierhythmen zu legen ist frech und gleichermaßen genial. Wäre da nicht der exaltierte Gesang des Frontmannes mit der engen Bundfalte, der so eigentümlich zwischen Human League und Dead Can Dance umhergeistert. Zugegeben muss ihm eine außergewöhnliche Stimmpräsenz und Bühnencourage zugesprochen werden. Allerdings war mir diese Performance zu emotional für das bisschen Elektropop-Geplucker im Hintergrund. Der Mann braucht eine Band wie Roxy Music im Nacken, damit ihm nicht von hinten die Puste ausgeht.

Console werden mit Beifallsstürmen umschmeichelt und zunächst zieht Gretschmann alle Sympathien auf sich. Der "Gizmo" (die Roboterstimme als Songansager), wurde abgeschafft und so gibt Gretschmann den Moderator im Kasperletheater: "Wir sind Console und wir spielen jetzt noch ein Lied!". "Hurra!" aus dem Publikum. Dann wird die Neubesetzung in der Band erst deutlich. Die (zum Tourauftakt) schüchterne und dezente Miriam Osterrieder, ein echtes Wunder von einem Fräulein. Wenn sie das Mikro übernimmt ist's vorbei mit dem Frickelsound, jetzt werden die Ärmel hochgekrempelt und richtige Popsongs gespielt.

Die aktuelle Single "Suck And Run" kommt an. Und mehr noch. Das Publikum protestiert, als die Frontfrau zugunsten dreier Instrumental-Tracks von "Rocket In The Pocket" die Bühne verlässt. Gretschmann gibt zu, dass dies nicht so bleiben könne und werde. Das Programm sei noch nicht ausgefeilt. Egal, "Walk Like A Worm" fegt als Groove-Hammer ohnegleichen durch den Saal. Miriam macht auch am Vocoder eine ausgesprochen gute Figur. Um so verwunderlicher, warum Gretsche und Axel Fischer sie wieder von der Bühne schicken und quasi alleine die Hits "14 ZeroZero" und "Freiburg V. 3.0" spielen. Dieses Konzept muss jedenfalls noch überdacht werden, denn eigentlich müsste Miriam konsequenter Weise den Vocoderpart auch bei diesen Stücken übernehmen.

Zumindest haben wir hier eine heimelige Band mit der passenden Chemie am Start, die den Klangkunstwerken von Martin Gretschmann erst den richtigen Drive verleiht. Klar, Gretsche könnte alles direkt vom Powerbook laufen lassen. Das wäre aber zu steril. Von hinten kommt deshalb ein supersatter Beat aus der Hand von Christoph Brandner, teils digital, teils analog. Im Vordergrund tummeln sich Gitarre (Axel Fischer) und Bass (Michael "Hometrainer" Schwaiger) mit analogen Synthies. Dazu bringt die Miri dann noch den passenden Vocalgroove im New Wave-Format mit und fertig ist ein herzerwärmender Abend.

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