laut.de-Kritik
100 Jahre Bühnenerfahrung: die Hohepriester des Old Testament of Rock.
Review von Dominik KrausIt's Dead Moon Night. Der tote Mond leuchtet über Konstanz. Die Nachtluft flimmert gespenstisch im fahlen Licht des Totenkopfes. Die Kerze brennt wie immer auf der am Schlagzeug angebrachten Jackie-Flasche. Es riecht nach R'n'R.
Und dann, kurz nach 21.30 Uhr betreten die drei Urgesteine die Bühne. Geschätzte 100 Jahre Bühnenerfahrung bei unzähligen Gigs rund um den Globus stehen auf der Bühne. Und auch im Saal sind einige Mooner versammelt, die mehr als 10 Dead Moon-Konzerte auf dem Buckel haben, wie sich bei der späteren Recherche zeigen soll ("Was, du warst auch im Longhorn, Maxim Gorki ...?").
Dementsprechend enthusiastisch fällt die Publikumsreaktion bereits nach den ersten Nummern aus, die Fred, seine Gattin Toody und ihr Mitstreiter Andrew intonieren. Es folgt ein etwa einstündiger Parforceritt durch Klassiker aus Freds Feder sowie einigen Meilensteinen der rockgeschichte wie beispielsweise "Play With Fire" oder It's A Long Way To The Top (If You Wanna ...)".
Dabei zeigen Dead Moon alles, was die Legende gebietet: Bier aufs Standtom leeren, denn das spritzt so schön, wenn man wie ein Berserker reinhaut, die bereits erwähnte Kerze, eine sich nach und nach sanft verstimmende Guild-Gitarre im rot-schwarzen Streifen-Design und natürlich Fred's Rocksirene.
Das war schon vor 15 Jahren damals bei Live-Evil-Gig im Stuttgarter Longhorn so. Neu ist, dass Toody nun wesentlich mehr Stücke singt als damals und dies mittlerweile auch richtig drauf hat. Interessant auch die Tatsache, dass die Fred und Toody in der Zwischenzeit optisch einfach nicht älter geworden sind. Rock scheint manche eben doch jung zu halten.
Nachdem man sich voller Routine und wohldosiertem Elan durch Klassiker wie "54/40 Or Fight", "Black September" und "I Hate The Blues" gewühlt hat, wird als letztes Stück naturgemäß "Dead Moon Night" gegeben. Eine erste Zugabe folgt umgehend.
Bis zur zweiten lassen sich die Totenmonde dann eine Weile bitten, doch am Ende kräht und winselt das begeisterte Publikum so ausdauernd, dass sich die Band noch mal blicken lässt. Als Dank gibts aus den ersten Reihen einen Joint für Andrew, was sich dieser sehr wohlwollend gefallen lässt.
So werden dann gutgelaunt noch "D.O.A." und "Ring Of Fire" intoniert, bevor es nach insgesamt gut 100 Minuten endgültig Backstage geht. Für eine Band, deren Durchschnittsalter bei über 50 Jahren liegt auch rein physisch eine beachtliche Leistung. Zurück lassen sie eine Horde selig grinsender Rockfreaks zwischen 17 und 45, die sich durch die Bank einig sind, dass es sich (mal wieder) gelohnt hat, dem Ruf der Wildnis zu folgen.