laut.de-Kritik
Vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist auch Shirley Manson nicht gefeit.
Review von Gurly SchmidtGanz gefüllt ist das Palladium in Köln nicht, es hätten schon noch ein paar mehr Leute rein gepasst. Das Experiment eines Vor-DJs anstelle einer Vorband misslingt dann auf allen Ebenen, denn jener heizt nicht ein. Vielmehr versprüht er Eisregen mit einer Art Kruder und Dorfmeister-Anlehnung, die allemal Sonntag morgens beim Frühstück den verkaterten Kopf kühlt. So denkt auch das Publikum und die Pfiffe werden lauter und schriller - selten so ein klares "Buh" gehört.
Zwanzig nach neun endlich, da kommen Garbage auf die Bühne. Shirley, schlank und sehnig, steht eine Weile bewegungslos vorm Mikro und lässt ihre gesprayte Haarpracht bewundern. Monroe-blond, aber kurz und steil nach oben stehend - Beautiful Garbage eben. Ihre Stimme klingt voll und rund, der Sound kann sich hören lassen. Butch Vig verrenkt sich mit Gitarre und die Gitarre mit sich - dolle Show!
Da schreit mittendrin einer "Zugabe", ein anderer "Halt's Maul" und das Publikum grölt vor Lachen. Shirley nimmt die Stimmung gekonnt auf und fragt den Vulgärling nach dem Namen. Tatsächlich hat der Depp nichts anderes zu erwidern als "What are you doing tonight?". Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, auch als Shirley Manson ist man davor nicht gefeit. Nach weiteren Pläuschen mit Fans in den ersten Reihen geht's weiter mit der Musik.
Kraftvoll, perfekt gespielt, sie haben die Menge im Griff, wenngleich weiter hinten ein leichtes Scheppern und der Halleffekt eines nicht ganz so vollen Hauses nicht zu überhören ist. Gegen Ende lassen sie sich dann feiern, kommen und gehen von der Bühne und fühlen sich sichtlich wohl nach zwei Jahren wieder im Kölner Palladium zu spielen.
Beautiful concert, beautiful woman, beautiful Garbage.