Die Unterdrückung der Gitanos, der Zigeuner im multi-kulturellen Schmelztiegel Andalusien, erfordert Ende des 18. Jahrhunderts ein neues Wort für ihre Rhythmen, Lieder und Tänze. Denn in Spaniens Süden ist Schluss mit dem Wort Zigeuner und Zigeunermusik: Roma heißen ab nun die einen, Flamenco die andere.
Ähnlich dem portugiesischen Fado, wohnt auch dem Flamenco ein Hang zur wehmütigen Melancholie inne. Jener Drang, der sich in Form eines sehnsuchtsvollen, bittersüßen Schmerzes seinen Ausdruck sucht. Weitere prototypische Merkmale sind die Art des Gitarrenspiels (guitarra flamenca), das Händeklatschen (palmas), der Gesang (cante) und der dazugehörige Tanz (baile flamenco).
1983 verhilft Georges Bizets Oper Carmen dem Flamenco zu neuen Ehren. In der Verfilmung des Stoffes um Carmen und ihren Don José (Regie: Carlos Saura), ist der Gitarrist zwar kein Andalusier und kein Roma, aber immerhin Spanier: Paco De Lucia. Eingefleischten Fans sträubten sich damals dennoch die Haare. Denn Flamenco ohne jubelndes Publikum, ohne Zwischenrufe und ohne Interaktion mit dem Zuhörer geht eigentlich gar nicht. Flamenco entfaltet sein volles Potential eigentlich nur in Gesellschaft!