laut.de-Biographie
Greg Freeman
Greg Freeman veröffentlicht 2022 sein Debütalbum "I Looked Out" – ohne PR-Kampagne, ohne Label, ohne die Musikindustrie im Rücken. Trotzdem:Die Kritik feiert das Werk, das zunächst auf dem DIY-Label Bud Tapes erscheint und später vom Canvasback-Ableger ransgressive Records erneut veröffentlicht wird. Mund-zu-Mund-Propaganda ermöglicht Freeman schließlich ausgedehnte Tourneen, die sein Songwriting nachhaltig beeinflussen sollten.
Geboren in Maryland, verarbeitet Freeman in seiner Musik Themen wie Trauer, Entfremdung und die Suche nach einem Platz in einer Welt voller brüchiger Mythen. Auf Fahrten durch Vermont – vorbei an historischen Figuren wie Joseph Smith und Ethan Allen – entstehen erste Skizzen zu "Burnover", seinem zweiten Album. Statt nur über sich selbst zu schreiben, erkundet der Musiker die Atmosphäre seiner Umwelt: Ein Amerika, in dem Gewalt, Verlust und Erleuchtung miteinander verwoben sind.
Der Titel "Burnover" verweist auf den Burned-Over District, eine historische Bezeichnung für Regionen in New York, die im 19. Jahrhundert von religiöser Ekstase und utopischen Gemeinschaften geprägt waren. Diese Mischung aus spirituellem Aufbruch und latenter Gefahr durchzieht auch seine neuen Songs. Schon der Opener "Point And Shoot" strahlt eine unheilvolle Dringlichkeit aus.
Musikalisch entwickelt sich Freeman weiter. Während der Tour zu "I Looked Out" stellt er seine Live-Band neu auf: fünf Musiker, er selbst als einziger Gitarrist. Diese Dynamik prägt "Burnover", das in Burlingtons Little Jamaica Recordings gemeinsam mit Produzent Benny Yurco, Schlagzeuger Zack James (Dari Bay, Robber Robber) und Freemans Live-Band aufgenommen wird. Die Songs strahlen rohe Energie aus und zeugen von ambitionierter Gitarrenarbeit.
Doch Freeman zeigt auch andere Facetten: lockere Gitarrenjams erlangen durch Sam Atallahs Tack-Piano-Spiel eine neue Tiefe. "Als Sam das Piano eingespielt hatte, hörten wir plötzlich, was der Song wirklich war – er wurde lebendig", erinnert er sich.
Trotz aller Wucht bleibt Freemans Musik oft erstaunlich einladend und schön. Auf einigen Songs singt der Amerikaner fast schüchtern, auf anderen Tracks verbinden sich kreischende Pedal Steel-Gitarren, Bläser und Chor-Harmonien zu wahren Hymnen.
In Freemans Musik, die zwischen Indierock und pastoralem Twang schwebt, geht es darum, emotional in die Vergangenheit zu blicken und daraus Resonanz für die Gegenwart zu schöpfen. Dabei legt er besonderen Wert darauf, dass die Texte verständlich bleiben und echte Geschichten erzählen: "Es gibt so viel Musik, bei der man nicht versteht, was die Leute eigentlich sagen oder ausdrücken wollen. Ich stecke viel Energie in die Erzählungen meiner Songs".
Was sich der Musiker von seiner Karriere erhofft? "Ich hatte nie besondere Erwartungen, nur dass es Spaß machen soll. Und ich wollte, dass die Musik konfrontativ ist. Freemans Songs liefern den Beweis dafür, dass es nicht um Lautstärke geht, sondern um Wahrhaftigkeit.