Das erste, das einem an "Hannes Wader Singt Arbeiterlieder" auffällt, ist, dass er auf dem Cover nicht gerade so schaut, als erwarte er das unmittelbare Kommen der Weltrevolution. Eher so, als suche er nach Alternativen zu diesem vermaledeiten Linkssein, wissend, dass es keine gibt. Na dann, die Klampfe …

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  • Vor 6 Jahren

    Commies fap to this, auch noch 100 Mio. Tote später ...

  • Vor 3 Jahren

    Hab ich, ursprünglich anlässlich der Wahl, in einer Mischung aus echtem geschichtlichen Interesse und der im drittletzten Absatz beklagten, zeitgenössischen Ironie, zuletzt viel gehört und bin trotzdem ein bisschen zwiegespalten.

    Erstens inhaltlich, weil ich das Ganze als Sammlung antifaschistischer, kommunistischer und/oder sonstwie linksdrehender Lieder aus verschiedenen Ecken der Welt mit entsprechend vielseitigen Hintergründen und Entstehungsgeschichten einerseits total faszinierend finde, sie andererseits aber schon großteils an die jeweiligen Kontexte gebunden sehe. Müsste an sich kein Problem sein, wird aber durch die in der Rezi beschriebene hundertzehnprozentige Ernsthaftigkeit sowie den deutlichen Kollektivrausch-Charakter irgendwie doch eines (zumindest für mich). Bewaffneter Widerstand gegen Nazis und Faschisten war richtig, wichtig und sicher kein Spaß, dass es da ein gutes Maß kämpferisches Pathos, das einem heutzutage eher in Kreisliga-Halbzeitpausen begegnet, für die Moral gut brauchen konnte, leuchtet natürlich ein. Losgelöst von dieser unmittelbaren Bedrohung kommt es aber unangenehm, gerade weil es im Verbund mit den eher weltanschaulichen und/oder auf dem Zeitstrahl abweichenden Nummern mMn so eine quasireligiöse "Damals wie heute, dort wie hier"-Erzählung aufbaut, die ein paar Kilometer weiter östlich weitgehend deckungsgleich als Propagandaunterfütterung des Unrechtsstaates DDR genutzt wurde.

    Zweitens musikalisch. Waders Stimme ist in der Tat fast ein bisschen wie für diesen Zweck gemacht. Die Hymnen schmettert er kräftig und bisweilen überraschend schön (zB Auf, auf zum Kampf), ruhigere Stücke gefühlvoll und doch ohne jede Künstelei. Die Zweischneidigkeit kommt auch hier für mich ein bisschen durch die Beteiligung des Publikums. Während zB die Moorsoldaten tatsächlich von der Vielstimmigkeit profitieren, die eine nach meinem Empfinden sehr würdige Andächtigkeit erzeugt, stört mich das stumpfe Geklatsche bei anderen Titeln einfach ästhetisch.

    Unterm Strich ein tolles Zeitdokument, aber kein ganz ungetrübter Genuss, würde ich sagen. Die Rezi finde ich übrigens, von diesem Bewertungsunterschied und ein zwei Details - ich bin ein bisschen allergisch dagegen, dass nur wegen eines Underdog-Settings automatisch Parallelen zu Rap gezogen werden und Hannes Wader war, zumindest meinen Prokrecherchen zufolge, nie selbst von Berufsverbot bedroht - mal ab, sehr geil geschrieben. Schade, dass kayzudemschier nicht mehr an Bord zu sein scheint, das war ein richtig Guter!