Hannes Wader wirbt damit, dass der ein halbes Jahr jüngere Kollege Reinhard Mey auf "Noch Hier" mitmacht. Für mich liest sich das wie eine Drohung, und tatsächlich macht das französische Duett "Le Temps Des Cerises" einen ungelenken Eindruck. Wer Chansons mag, wird sich fremdschämen. Die Herren …
Hannes Wader. Ein paar seiner alten Sache kenne ich, meine Kritik richtet sich tatsächlich an die Art der Kritik selbst: Sehr schwierig zu lesen, teilweise sogar anmaßend. In einer angespannten Lage ein Album zu veröffentlichen, welches nachdenklich, gar trübe ist? Wie man es schafft, daraus einen Kritikpunkt zu generieren, ist hier nachzulesen. In schwierigen Zeiten wünscht man sich ja bekanntlich unbeschwerte Durchhaltelieder. Aber in zeitgenössischer Kunst ist man ohnehin schon so weit, so manches einfach mal aus einer ganz rosigen und flauschigen Perspektive zu betrachten, denn alles eine Frage des Blickwinkels.
Da muss offenbar schon der Tod an die Tür klopfen, um wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzufinden. Und selbst die Verarbeitung dieser Station auf der "To-Do-Liste" wird hier besonders einfühlsam aus junger Feder als Tabubruch vom Tisch gewischt. Ja, in unserer Zeit wird man ja wieder öfters mit diesem Thema konfrontiert. Das nervt. Und später dann die Erwähnung von Zynismus in dieser Rezension. Da können Porcupine Tree froh sein schon zu Lebzeiten wie aus einer Laune heraus auf den gleichen Seiten bereits zur Legende erklärt zu werden. Wer weiß, wie Steven Wilson - möge er lange leben und Musik machen - mit 80 Jahren mit dem Tod umgehen und musikalisch verarbeiten würde. Man bangt und hofft bereits in den Redaktionen, er möge sich auf eine richtige Weise damit befassen, also nicht zu negativ - am Besten gar nicht. Und natürlich auch, dass er in diesem Alter noch wie ein Uhrwerk funktioniert und bei Talentshows immer noch alle an die Wand spielt und singt. Am Besten vorher schon aufhören.
Zu negativ ist am Ende ist auch die Punktvergabe nicht, trotz dieses offensichtlichen Verrisses bei gerade mal einem positiv erwähnten Lied (17 weitere sind auf diesem Album vertreten). Mit der Vergabe von zwei Punkten ist es gelungen, dieses Album in die Nähe der Mittelmäßigkeit zu rücken. Aber es kommt auf Inhalte an. Damit ist die Punktevergabe auf dumpfes Clickbaiting reduziert. Hannes Wader wird es sicher egal sein, der ist gedanklich vermutlich bei ganz anderen Themen, vielleicht unerlaubt bedrückenden Themen.
In der Tat eine sehr despektierliche Abhandlung. Aber immerhin hat sich der Autor mit dem Werk auseinander gesetzt. Das ist auf Laut.de ja nicht immer so.
Weiß ich auch nicht, müsste man mal bei der Plattenfirma anrufen und nachfragen. Alternativ einfach das Album bestellen und wenn es angekommen ist, hinten auf die Set-List schauen ...
Guter Kritiktext von Philipp Kause. Mit Ironie und Humor. Das Album "Noch hier" kommt alles in allem nicht so positiv rüber. Sowohl von den Texten als auch von der Musik und der etwas müden Stimme her. Das muss nichts mit dem Alter des Interpreten zu tun haben. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass gerade auch ältere Musiker gute und mitreißende Alben rausbringen können. Richtig ist auch das oben erwähnte "Oft Akustikgitarre, zu oft Streicher". Ich selbst bin ohnehin kein Fan der Geigendudelei. Lieber viel Gitarre, Klavier, Blasinstrumente, mal E-Gitarre, oder mal Cello. Es gibt so viele tolle Instrumente. Der auch schon ältere K. Wecker zeigt auf seiner aktuellen Scheibe "Utopia", was hier möglich ist. Auch in den Textaussagen, wo Hoffnung und das Kämpferische nicht zu kurz kommen. Natürlich hat Hannes´ "Noch hier"-Album auch Gutes und manche kernigen Aussagen & Zitate. Doch vielleicht hört man "Noch hier" lieber wenn man melancholisch oder gerade traurig ist. Oder wenn es in Richtung "Ende" geht. Ich bevorzuge den Wader, den ich als wunderschön singender und im Inneren (noch) brennender Barde (egal wie alt einer ist) kenne. Der mehr nach vorne guckt und mehr das Ganze im Blick hat - und weniger sich selbst.
@Bluesy Helle: "Ich bevorzuge den Wader, den ich als wunderschön singender und im Inneren (noch) brennender Barde (egal wie alt einer ist) kenne. Der mehr nach vorne guckt und mehr das Ganze im Blick hat - und weniger sich selbst." Wader war in seinen Liedern eigentlich immer ein grüblerischer, eher in sich gekehrter Zeitgenosse mit Hang zum Pessimismus und Sarkasmus. Gebrannt hat er vielleicht in den späten 70ern/Anfang der 80er nach seinem Eintritt in die DKP bis hin zur Ära Gorbatschow, sprich: etwa '77 ("Arbeiterlieder") bis gerade noch spürbar '85 ("Glut am Horizont"). In den gut zehn Jahren vor und den knapp 40 Jahren nach dieser Ära findet sich vielleicht noch etwas mehr meist galliger Humor sowie einige zeitkritische Spitzen, aber das Gros halte ich nicht für wesentlich anders als das, was er heute vorlegt ... (mit der Einschränkung, daß das aktuelle Album erst gestern bei mir im Briefkasten lag und ich bislang nur zwei Titel gehört habe), jetzt mal von der Qualität seiner Haftcreme und der einen oder anderen Schramme in der Stimme abgesehen. Gruß Skywise
Hannes Wader wirbt damit, dass der ein halbes Jahr jüngere Kollege Reinhard Mey auf "Noch Hier" mitmacht. Für mich liest sich das wie eine Drohung, und tatsächlich macht das französische Duett "Le Temps Des Cerises" einen ungelenken Eindruck. Wer Chansons mag, wird sich fremdschämen. Die Herren …
Hannes Wader. Ein paar seiner alten Sache kenne ich, meine Kritik richtet sich tatsächlich an die Art der Kritik selbst: Sehr schwierig zu lesen, teilweise sogar anmaßend. In einer angespannten Lage ein Album zu veröffentlichen, welches nachdenklich, gar trübe ist? Wie man es schafft, daraus einen Kritikpunkt zu generieren, ist hier nachzulesen. In schwierigen Zeiten wünscht man sich ja bekanntlich unbeschwerte Durchhaltelieder. Aber in zeitgenössischer Kunst ist man ohnehin schon so weit, so manches einfach mal aus einer ganz rosigen und flauschigen Perspektive zu betrachten, denn alles eine Frage des Blickwinkels.
Da muss offenbar schon der Tod an die Tür klopfen, um wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzufinden. Und selbst die Verarbeitung dieser Station auf der "To-Do-Liste" wird hier besonders einfühlsam aus junger Feder als Tabubruch vom Tisch gewischt. Ja, in unserer Zeit wird man ja wieder öfters mit diesem Thema konfrontiert. Das nervt. Und später dann die Erwähnung von Zynismus in dieser Rezension.
Da können Porcupine Tree froh sein schon zu Lebzeiten wie aus einer Laune heraus auf den gleichen Seiten bereits zur Legende erklärt zu werden. Wer weiß, wie Steven Wilson - möge er lange leben und Musik machen - mit 80 Jahren mit dem Tod umgehen und musikalisch verarbeiten würde. Man bangt und hofft bereits in den Redaktionen, er möge sich auf eine richtige Weise damit befassen, also nicht zu negativ - am Besten gar nicht. Und natürlich auch, dass er in diesem Alter noch wie ein Uhrwerk funktioniert und bei Talentshows immer noch alle an die Wand spielt und singt. Am Besten vorher schon aufhören.
Zu negativ ist am Ende ist auch die Punktvergabe nicht, trotz dieses offensichtlichen Verrisses bei gerade mal einem positiv erwähnten Lied (17 weitere sind auf diesem Album vertreten). Mit der Vergabe von zwei Punkten ist es gelungen, dieses Album in die Nähe der Mittelmäßigkeit zu rücken. Aber es kommt auf Inhalte an. Damit ist die Punktevergabe auf dumpfes Clickbaiting reduziert. Hannes Wader wird es sicher egal sein, der ist gedanklich vermutlich bei ganz anderen Themen, vielleicht unerlaubt bedrückenden Themen.
In der Tat eine sehr despektierliche Abhandlung. Aber immerhin hat sich der Autor mit dem Werk auseinander gesetzt. Das ist auf Laut.de ja nicht immer so.
Ist "Vorm Bahnhof" eigentlich auf dem Album?
Weiß ich auch nicht, müsste man mal bei der Plattenfirma anrufen und nachfragen. Alternativ einfach das Album bestellen und wenn es angekommen ist, hinten auf die Set-List schauen ...
In der Rezensio und Trackliste steht es auf jeden Fall drin! Es müsste also eigentlich auf dem Album sein.
Olivander mutiert hier unfreiwillig zum Wochenends-Troll
Ich habe leider doch noch Corona bekommen....
Schau mal, das Schwein will schon wieder in den Wald
Na Wiesel, hast du nen schönen Sonntag mit deinen Freunden?
Na, freuste Dich deswegen ?
Freude ist bei sowas ein starkes Wort. Mitleid kommt mir eher in den Sinn...
Oh, das ist aber nett. Dankeschön!
Ein trauriger Verriss. Den hat der größte noch lebende Protestsänger deutscher Zunge nicht verdient.
Eine einzige Unverschämtheit ist das
Guter Kritiktext von Philipp Kause. Mit Ironie und Humor.
Das Album "Noch hier" kommt alles in allem nicht so positiv rüber. Sowohl von den Texten als auch von der Musik und der etwas müden Stimme her.
Das muss nichts mit dem Alter des Interpreten zu tun haben. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass gerade auch ältere Musiker gute und mitreißende Alben rausbringen können.
Richtig ist auch das oben erwähnte "Oft Akustikgitarre, zu oft Streicher". Ich selbst bin ohnehin kein Fan der Geigendudelei. Lieber viel Gitarre, Klavier, Blasinstrumente, mal E-Gitarre, oder mal Cello. Es gibt so viele tolle Instrumente.
Der auch schon ältere K. Wecker zeigt auf seiner aktuellen Scheibe "Utopia", was hier möglich ist. Auch in den Textaussagen, wo Hoffnung und das Kämpferische nicht zu kurz kommen.
Natürlich hat Hannes´ "Noch hier"-Album auch Gutes und manche kernigen Aussagen & Zitate. Doch vielleicht hört man "Noch hier" lieber wenn man melancholisch oder gerade traurig ist. Oder wenn es in Richtung "Ende" geht.
Ich bevorzuge den Wader, den ich als wunderschön singender und im Inneren (noch) brennender Barde (egal wie alt einer ist) kenne. Der mehr nach vorne guckt und mehr das Ganze im Blick hat - und weniger sich selbst.
@Bluesy Helle:
"Ich bevorzuge den Wader, den ich als wunderschön singender und im Inneren (noch) brennender Barde (egal wie alt einer ist) kenne. Der mehr nach vorne guckt und mehr das Ganze im Blick hat - und weniger sich selbst."
Wader war in seinen Liedern eigentlich immer ein grüblerischer, eher in sich gekehrter Zeitgenosse mit Hang zum Pessimismus und Sarkasmus. Gebrannt hat er vielleicht in den späten 70ern/Anfang der 80er nach seinem Eintritt in die DKP bis hin zur Ära Gorbatschow, sprich: etwa '77 ("Arbeiterlieder") bis gerade noch spürbar '85 ("Glut am Horizont"). In den gut zehn Jahren vor und den knapp 40 Jahren nach dieser Ära findet sich vielleicht noch etwas mehr meist galliger Humor sowie einige zeitkritische Spitzen, aber das Gros halte ich nicht für wesentlich anders als das, was er heute vorlegt ... (mit der Einschränkung, daß das aktuelle Album erst gestern bei mir im Briefkasten lag und ich bislang nur zwei Titel gehört habe), jetzt mal von der Qualität seiner Haftcreme und der einen oder anderen Schramme in der Stimme abgesehen.
Gruß
Skywise