laut.de-Kritik
Auch ohne Bier ein großer Genuss: live in Sheffield.
Review von Martina KellnerAls Hot Hot Heat mit ihrem 2003er Sub Pop-Debüt "Make Up The Breakdown" auf Tour gingen, waren die Konzerthallen vielerorts ausverkauft, und auch die hiesigen Clubs erfreuten sich zahlreicher Besucher, die das Victoria-Quartett und dessen musikalische Mischung zwischen Indie und Alternative einmal live erleben wollten. Inzwischen ist mit "Happiness Ltd." die vierte Hot Hot Heat-LP auf dem Markt, und auch diesmal beehren Steve Bays und Co. wieder allerhand Venues und spielen rund um den Globus ihre energetischen, poppigen Power-Rock-Songs auf – so auch geschehen im Sheffielder Leadmill, in dem die Kanadier ihren bislang vierten UK-Gig zum Besten gaben.
Um die Anfang, Mitte 20 ist der durchschnittliche deutsche Hot Hot Heat-Konzertgänger wohl - grob geschätzt. Das englische Publikum ist dagegen überraschend jung, so jung, dass ein speziell abgesperrter und überwachter OVER 18 ONLY-Bereich eingerichtet wurde. Bier gibt es nämlich nur für die Großen: ergo in Großbritannien nicht schon ab 16, sondern erst ab Erreichen der Volljährigkeit. Zum Ausgleich hatte der Veranstalter aber auch eine separate Softdrink-Bar bereitgestellt. Das mit der Altersgrenze nimmt man hier im Vereinigten Königreich übrigens auch recht ernst. Auf dem Club-Programm ist das Mindestalter gleich mitgedruckt: "Hot Hot Heat (Main Stage), November 14, 2007, Age Limit: 14's +", hieß es da, und auch die Ausweise wurden gründlichst unter die Lupe genommen.
Über den Erfolg oder Misserfolg dieser Maßregelungen soll hier nicht weiter spekuliert werden, und auch das Sheffielder Publikum schien sich mit derartigen Restriktionen bereits arrangiert zu haben (oder eventuell zuhause bereits vorzutrinken?) ... Band und Fans ließen sich die Stimmung demnach also nicht vermiesen, auch wenn jene zu Beginn des Konzerts noch etwas verhalten war. Sehr zum Leidwesen der Vorband The Thirst, die eine äußerst passable, lobenswerte Show ablieferten. Höchst energiegeladen startete der Brixton-Vierer in den Abend und glänzte mit teils Ska-angehauchtem, hauptsächliche aber fantastisch rockigem Sound zwischen Indieklängen und Soul-Gesang.
Neben Debüt-EP-Tracks, wie "Tell Lie Vision" oder "My Everything", performten The Thirst auch ihre neue Auskopplung "Ready To Move" und rundeten ihren Support-Auftritt mit dem zugehörgen B-Seitenstück "On The Brink" schwungvoll ab. Gegen 20.45 betraten dann - für den deutschen Konzertgänger doch überraschend zeitig - Hot Hot Heat die Bühne, eröffneten ihr Set mit neuem Material und spielten "Harmonicas & Tambourines". Die nächsten 65 Minuten gab es eine bunte, ausgewogene Mischung Hot Hot Heat auf die Ohren. Bays, Hawley, Hawthorne und Paquin präsentierten sowohl Songs vom aktuellen Album als auch Tracks der beiden Vorgänger.
Publikums-Favoriten waren dabei jedoch eindeutig die älteren "Elevator"- oder "Make Up The Breakdown"-Stücke, wie beispielsweise "Dirty Mouth", "Talk To Me, Dance With Me" oder "No, Not Now". Stets agil an den Tasten seines strahlend weißen Keyboards performte Frontmann Steve Bays dynamisch und zudem unterhaltsam: er arbeitete intensiv mit dem Publikum, scherzte herum und tanzte dabei gut gelaunt über die Bühne. Auch dass zu Beginn zweimal infolge Paul Hawleys Snare ausgetauscht werden musste, tat der Spielfreude keinen Abbruch. Bays überbrückte die kurzen Reparaturpausen charmant, professionell und plauderte mit den Fans.
Neben weiteren bekannten Hits, wie "Elevator", "Naked In The City Again" oder "Get In Or Get Out" lieferten die Kanadier natürlich auch Tracks der aktuellen LP ("My Best Fiend", "Give Up?", "5 Times Out Of 100") und sorgten so für eine sehr abwechslungsreiche Show. Nach einem Dutzend Songs und gut 50 Minuten Spielzeit verließ die Band die Bühne, um nach kurzer Pause noch einmal zurückzukehren und drei weitere Zugabesongs zu spielen. Mit "Goodnight Goodnight" rundeten Hot Hot Heat ihren Gig entsprechend elegant ab, und das Publikum zog kurz nach zehn freudig amüsiert von dannen. Ein überaus netter, englischer Konzertabend: gut amüsiert, früh im Bett und größtenteils wohl auch ohne lästigen Kater am nächsten Morgen!