laut.de-Biographie
John Grant
John Grant verkörpert den sehr speziellen Schlag Künstler, von dem man intuitiv erahnt, dass er bereits seit Jahrzehnten Langspieler nach Langspieler produziert. Der so altersweise und zynisch, clever und smart, pathosschwanger und humoristisch vor sich hin chansoniert, dass er einem vollkommen vertraut erscheint. Alter Hase des folkigen Singer-Songwritertums eben.
Nun wäre diese Annahme im Fall von John Grant übrigens auch schon aus Altersgründen überaus naheliegend. Der Sänger aus der Stadt Parker, Colorado ist reife 41 Jahre alt, als sein Debütalbum "Queen Of Denmark" 2010 via Bella Union veröffentlicht wird - da muss es doch eine Vorgeschichte geben?
Und in der Tat: Vor der Solokarriere unter eigenem Namen ist Grant schon 1994 Gründungsmitglied der Alternative Rock-Formation The Czars in Denver. In einem Jahrzehnt Bandbestehen produzieren The Czars ein halbes Dutzend Studioalben.
Nach dem Split der Gruppe nimmt sich Grant, der in jungen Jahren eine Laufbahn als Übersetzer in Deutschland anstrebt, zunächst eine längere Nachdenkpause. Er lebt seinerzeit zu etwa gleichen Teilen in New York, London, Berlin und Reykjavik, wo er sich sammelt, um anschließend mit frischen Kräften zu reüssieren.
Das Unterfangen gelingt. Mit musikalischer Unterstützung der amerikanischen Indieband Midlake sowie diversen Elektropop-Einflüssen wird "Queen Of Denmark" zur ersten von zahlreichen Kritikerlieblingsveröffentlichungen.
Hier legt Grant den Grundstein seiner Kunst: Jederzeit höchst persönlich und nahbar, thematisiert er jene Verstrickungen, die durch innerfamiliäre Konflikte um seine Homosexualität, seinen Alkoholismus und eine Drogensucht ausgelöst werden.
"Mein ganzes Leben hindurch habe ich Leute kennengelernt, die mich 'schwule Sau' genannt haben,'Fucking faggot' und 'Leute wie dich sollte man töten'", erzählt er. Darunter leidet der depressive Künstler bis heute. Platten zu machen dient bei John Grant demnach immer auch einem selbsttherapeutischen Zweck.
Das britische Fachblatt Mojo wählt die LP-Premiere zum Album des Jahres 2010. Der Nachfolger "Pale Green Ghosts" wird von Rough Trade mit selbigen Ehren bedacht. 2014 schreibt der exzentrische Songwriter an Islands Beitrag zum Eurovision Song Contest mit. Außerdem verleiht er seinen Bariton im gleichen Jahr an zwei Stücke von Hercules And Love Affair.
2012 gibt der Sänger bei einem Auftritt mit besagter Formation erstmals seine HIV-Erkrankung öffentlich bekannt. Seit Beginn der Sololaufbahn arbeitet Grant mit so unterschiedlichen Künstlern wie Sinéad O'Connor, Alison Goldfrapp, Elton John und Amanda Palmer zusammen.
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