laut.de-Kritik
Mit einem charmanten Auftritt begeisterte die 20-jährige Britin die Berliner.
Review von Martin LeuteEine orchestrale Version von "Over The Rainbow" kündigt theatralisch den Auftritt des Mädchens im Vintage-Kleidchen an. Kate Nash, das Mädchen von nebenan, dem Zauberland auf die Berliner Bühne entsprungen, wird euphorisch begrüßt, als sie sich mit Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist zur Einspielung vom Album-Intro "Play" dem Publikum präsentiert und ihr Name in rosa Neon-Lettern an der Bühnenwand erscheint..
Der Hype um Kate Nash hat auch Deutschland erfasst: Im Vorfeld hat sich der Frannz Club als zu kleine Lokalität erwiesen, weshalb das Konzert ins größere Columbia verlegt wurde. Die Atmosphäre im der restlos ausverkauften Halle, in der sich Teenager an Mittdreißiger reihen, ist vor Konzertbeginn freudig erregt ob der anstehenden Show der Senkrechtstarterin, deren Albumdebüt "Made Of Bricks" im August 2007 veröffentlicht wurde.
Kate Nash eröffnet, den Abend wirkungsvoll mit dem sich rhythmisch und gesanglich steigernden "Mariella" und dem "Shit Song". Man muss sie schon jetzt mögen, wie sie verlegen lächelnd am Klavier sitzt und diesem mit ekstatisch auf- und abwippendem Körper die Melodielinien entlockt. Gesanglich offenbart sie großartige Live-Qualitäten, meistert die flott gesungenen Textpassagen spielerisch und entzückt mit ihrem liebenswerten britischen Akzent und schelmischer Mimik.
Nach dem famosen "Skeleton Song" ersetzt sie das Klavier durch die verstärkte Akustikgitarre und begibt sich an den rechten Bühnenrand, um die ruhigeren Nummern "Birds" und "Nicest Thing" zu intonieren. Für manchen Besucher im hinteren Teil des Saales unnötigerweise ein Anlass zur lautstarken Unterhaltung.
Zwischen zwei Stücken entschuldigt sie Sam Duckworth alias Get Cape. Wear Cape. Fly, der eigentlich das Vorprogramm bestreiten sollte, wegen Krankheit aber leider passen musste. Ein kleiner Wermutstropfen, aber die Musik des absenten, großartigen Songwriters und Freundes von Kate wird dem Publikum dennoch wärmstens empfohlen.
Mit "For those who are angry" kündigt Miss Nash anschließend den "Dickhead" an, womit sie vor allem bei den vielen weiblichen Teenagern auf hörbaren Zuspruch stößt. Mit "Moutwash", "Foundation" und "Merry Happy" folgen die dynamischsten Songs und die Höhepunkte des Abends, auch wenn das Publikum Nashs Aufforderung zum Tanz nur vereinzelt nachkommen will. Durchaus nachvollziehbar, weil zu exzessive Tanzeinlagen den Blick auf die Bühne einschränken, und nur zu gerne ergötzt man sich schmunzelnd an dieser unverkrampften Natürlichkeit, die Kate Nash ausstrahlt.
Ihre Begleitband brennt kein Feuerwerk ab oder gönnt sich solistische Einlagen, sie stellt sich ganz zurückhaltend in den Dienst ihrer Frontfrau, die allein mit ihrer ungemein charmanten Persönlichkeit und großartigen Songs entzückt. Da bedarf es auch keiner pompösen Lightshow.
Nach "Pumpkin Soup", dessen Refrain "I just want your kiss boy" aus unzähligen Besucherkehlen dringt, verabschiedet sie sich vom Publikum und verlässt mit der Band die Bühne. Der Schalk sitzt ihr wohl im Nacken, als sie der Aufforderung nach einer Zugabe nachkommt und sich ohne Bandbeistand ein letztes Mal ans Klavier setzt. Nur sehr zögerlich nimmt diese letzte Pianoballade ihren Lauf, da Kate ein von Herzen kommendes kindliches Kichern und Gluckern nur schwer kontrollieren kann. So sammelt man Sympathiepunkte.
Kritische Stimmen mögen anmerken, dass die Songabfolge dramaturgisch etwas unglücklich gesetzt war, der sogenannte Funke nicht wirklich auf das Publikum übersprang, Kate Nash zu wenig mit dem Publikum spielte oder der Gig mit einer Stunde zu kurz geraten sei. Ich halte dagegen, dass uns diese noch wenig bühnenerfahrene Kate Nash nichtsdestotrotz mit ihrer unverstellten und charmanten Art auf musikalisch sehr hohem Niveau einen durchweg zauberhaften Konzertabend beschert hat.