laut.de-Kritik
Huldigung an Tupac, finale Abrechnung mit Ex-Partner Eko.
Review von Dani FrommMachen wir uns nichts vor: Ich bin einfach nicht mehr jung. Angesichts eines geradezu erschütternd jungendlichen Publikums, das auch an einem Party-untypischen Mittwochabend gar zahlreich die Konstanzer Blechnerei bevölkert, wird mir dieser Umstand einmal mehr überdeutlich vor Augen geführt. Bei unserem Eintreffen - wer rechnet denn im Jahr 2008 bitte damit, dass ausnahmsweise einmal pünktlich angefangen wird? - ist die Show inklusive hüpfender Crowd bereits in vollem Gange.
Flankiert von seinen Sidekicks Caput und Moe Mitchell führt ein äußerst souverän, dabei erfreulich allürenfrei wirkender Kool Savas den Beweis, dass mit ihm nach wie vor zu rechnen ist. Scheißegal, ob er zu diesem Zweck neues oder bereits ehrwürdig in die Klassiker-Ecke gereiftes Material heran zieht, ob "John Bello Story" oder "Der Beste Tag Meines Lebens": Der Kerl kann einfach rappen, Alter.
"Wer ist hier schon achtzehn?" Diese Frage drängt sich mir allerdings auch auf. Dass dieses Volk in testosterontriefender Atmosphäre die Bitte "Seid mal laut, Alter!" mühelos erfüllen und sich zudem ohne Komplikationen auf die Fortgeschrittenen-Level "pervers laut" und "arschgefickt laut, Alter" hoch johlen kann, überrascht mich weniger als die Erkenntnis, dass nahezu jeder Einzelne im Raum gerade Savas' ältere Tracks textsicher mitzurappen im Stande ist. Offenbar ist, was von gestern ist, noch lange nicht out.
Darauf eine leckere Sprite. "Habt ihr Bock auf a cappella?" Ganz alleine verblüfft ein sichtlich blendend gelaunter Moe Mitchell mit einer starken Gesangseinlage, bis der Lokalmatador an den Decks den - im Übrigen tadellos mächtigen - Begleitsound wieder aufdreht. Ja, solche Plattendreher züchten wir uns, hier am See ... Oder um es mit den Worten Savas' zu sagen: "Da hinten, Sir Jai! Den haben wir hier bei euch aufgerissen und gleich eingepackt. Kennt ihr den?" Aber klar.
Fetter Sound, sattes Licht, amtliche Flows und eine durch und durch ordentliche Performance: Ohne der größte Savas-Fan unter der Sonne zu sein, stelle ich fest, dass mich diese Kombination immer noch ummäht. So werden lustig Geschenke verteilt und die Pappkrone auf- und wieder abgesetzt. Eine Huldigung geht raus an Kollegen Tupac, er ruhe sanft.
Wenn dann, ganz zum Schluss auf den Friedhof gerufen und noch einmal final mit Ex-Partner Eko abgerechnet wird, geschieht das mit derart zwingender Macht, dass selbst unserem ganz und gar nicht Hip Hop-affinen Fotografen ein Lob entfährt. Das werte ich als Qualitätsmerkmal. Alter!